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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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«Es ist wirklich sehr selten. Soll ich weitersuchen?»
    «Oh, ich bitte darum. Ich würde mich gern ein bisschen umsehen, wenn ich darf?»
    «Aber natürlich, so viel Sie mögen.» Maude wandte sich ab und summte vor sich hin. Orlas hochgereckten Daumen in der Kinderbuchabteilung quittierte sie mit einem strafenden Blick.
    George wählte ein merkwürdiges kleines Büchlein über Yorkshire und holte sein Portemonnaie hervor, um das Geld abgezählt auf den Verkaufstresen zu legen. «Vielen Dank», sagte er und nahm die bonbonbunte Papiertüte von Maude entgegen, die auf ihrem kleinen Sockel hinter der Kasse stand. «Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie aussehen wie Katherine Hepburn?»
    «Noch nie.» Maude tätschelte errötend ihren weichen, weißen Dutt. Sie hatte Orla einmal gestanden, dass sie sich diese Geste bei ebenjener Schauspielerin abgeschaut hatte.  
    «Sie ist eine meiner Lieblingsschauspielerinnen», setzte George hinzu und wandte sich zum Gehen. «Eine echte Schönheit.»
    «Kein Wort», warnte Maude, als sich die Ladentür hinter ihm schloss. Ihr verwittertes Gesicht war jetzt ganz rosig.
    «Aber der ist ja ganz verrückt nach dir», sagte Orla, ganz entzückt, dass in einer Welt, in der überall nur Ellenbogenmentalität herrschte, noch solch ein zartes romantisches Pflänzchen gedeihen konnte. «Und er ist doch wirklich süß!»
    «Das ist ein Mann, kein Plüschtier. Weißt du, George ist sicher ein wirklich netter Kerl, aber ich hab wirklich keine Zeit für diesen Turteltäubchen-Kram.»
    Nein
, dachte Orla,
du hast zu viel damit zu tun, mich im Auge zu behalten.
Sie wusste, dass Maude sie beobachtete, so vorsichtig wie der Erforscher eines Vulkans, der kurz vor dem Ausbruch steht. Das Klopfen an ihrer Tür am vorherigen Abend, das stets weichgekochte Krankenessen, der warme, mitfühlende Blick, wenn Orla mal wieder den Gesprächsfaden verlor.
    «Du hättest eine Menge Zeit für den Turteltäubchen-Kram, wenn du dir etwas weniger Sorgen um deine Mieterin machen würdest. Mir geht es gut, weißt du? Ich komme schon klar.»
    «Ich mach mir keine Sorgen. Ich kümmere mich nur. Das ist ein Unterschied.»
    Kein Unterschied, den eine Cassidy jemals erkannt hätte.
    «Du weißt, dass ich das schätze, oder?»
    «So steif!», kicherte Maude. «Ich dachte, ihr Iren wärt ein wenig verschwenderischer mit euren Gefühlen. Du hältst deine im Safe verschlossen. Es ist vollkommen in Ordnung zu weinen. Es ist okay, sich vor Trauer die Kleider vom Leib zu reißen.»
    «Ist es nicht!», rief Orla mit plötzlicher Heftigkeit. «Das hab ich schon mal gemacht. Ich schaffe das nicht noch einmal. Ich habe geglaubt, das Schlimmste hinter mir zu haben, aber nein. Jetzt geht alles wieder von vorne los.»
    «Nimm den Schmerz häppchenweise. Wenn du ihn in mundgerechte Stückchen zerteilst, kommst du mit ihm zurecht.»
    «Wenn das nur nicht so ein …» – Orla suchte nach dem richtigen Adjektiv –, «… so ein
dummer
Kummer wäre. Ich meine, mal ehrlich, aus dem Grab heraus sitzengelassen zu werden. Von einem Mann verlassen zu werden, der längst tot ist. Dafür gibt es keine Selbsthilfegruppe. Es gibt keinen Leitfaden dafür. Es ist einfach absurd, verdammt noch mal, und ich bin die Einzige, die nicht darüber lachen kann.»
    «Du meine Güte, der Selbstmitleidsbrunnen ist heute aber wirklich tief.» Maude räumte den Verkaufstresen auf und schob sinnlos Büroklammern und Gummiringe herum. «Hier lacht niemand. Alle sind nur entsetzt. Sogar Sheraz. Er hat nach dir gefragt, als er heute Morgen meine Lebensmittel gebracht hat.»
    Die Tür öffnete sich.
    «Ah! Bogna. Endlich.»
    «Putz mir nicht runter.» Bogna flitzte an ihr vorbei und schüttelte dabei einen yetiartigen Pelzmantel von den Schultern. «Mir ist Migräne.»
    «Putz
mich
nicht runter.» So etwas wie einen
ehemaligen
Schüler gab es für Orla nicht. «Ich
habe
Migräne.»
    «Nein, sie
hat
einen Kater.» Marek fing die Tür auf, bevor sie ihm ins Gesicht schlug. «Sie hat mich gebeten, sie herzufahren. Als sie endlich aufgestanden war.»
    Er grüßte Maude höflich, sah dann Orla und schwieg.
    «Immer er verfolgt mich und meckert mich und AH !» Bogna warf die Hände in die Höhe und reckte dabei das Kinn vor, ganz der Teenager.
    «Hallo, Marek», sagte Orla befangen.
    «Ja», entgegnete Marek und verwirrte sie damit vollkommen. Er verließ den Laden und stieg in seinen Wagen.
    «Was ist denn mit euch beide los?», rief Bogna, die hinter dem

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