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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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die Straße, die Augen auf das letzte noch helle Fenster in Antheas Haus gerichtet. Ihre Finger in den Handschuhen fühlten sich taub an. Dies hier war nicht der saubere Regen von Tobercree, der die Blätter wie kleine Boote die Gasse hinunterspülte. Es war ein harter Londoner Schauer, der die Zigarettenstummel in den Rinnsteinen aufquellen ließ.
    Eine Kirchenglocke läutete düster, beinahe erstickt vom Regengeprassel.
    Beweg dich!
    Orla konnte die Straße nicht überqueren. Sie war so breit wie die Serengeti.
    Beweg dich!
    Sims letzte beide Geliebte waren nur wenige Meter voneinander entfernt. Die eine befand sich im Haus, wohlig, warm, frisch gebadet und duftend, kurz davor, unter eine jadegrüne Bettdecke zu schlüpfen. Die andere stand draußen im Dunkeln, Regen rann ihr in die Augen, und sie wurde betrogen um ihr kümmerliches Erbe.
    Beweg dich!
    Orlas widerspenstige Füße wollten nicht gehorchen.
    Das Licht im oberen Stockwerk erlosch.

Kapitel vierundzwanzig
    K ein Schaden ohne Nutzen, selbst wenn der Schaden darin besteht, dass einer Gruppe von reizenden jungen Menschen die Decke auf den Kopf fällt», sagte Maude. «Es tut mir beinahe leid, dass ihr morgen wieder in eurem Klassenzimmer seid. Wenn ich morgen mein zweites Frühstück einnehme, werde ich dich vermissen.» Sie stellte einen Teller mit Honigtoast auf den Kaffeetisch der Buchhandlung. «Hier. Iss ihn, solange er heiß ist. Ich habe dich mitten in der Nacht hereinschleichen gehört. Wieder mit deinem polnischen Husaren die Stadt unsicher gemacht?» Die Anteilnahme an Orlas Leben schien Maude von innen zu erleuchten. Sie sah aus wie ein betagtes Supermodel.
    «Ja», sagte Orla. Es war nicht direkt eine Lüge. Aber wie so viele ihrer Aussagen gegenüber nahestehenden Menschen in letzter Zeit war es auch nicht wahr. Sie beobachtete Maude in ihrem Reich, sah zu, wie sie dort ein Buch ins Regal schob, hier eines auf die richtige Seite drehte. Maude war durch ihre Bücher der ganze Schatz menschlicher Erfahrungen vertraut, und doch spürte sie den Aufruhr nicht, der nur wenige Meter von ihr entfernt in Orla herrschte.
    Er war gescheitert, ihr simpler Plan:
Anthea im Internet stalken – herausfinden, wann sie allein ist – ihr gegenübertreten und mitteilen, dass ich über ihre Affäre mit meinem Freund Bescheid weiß – das Tagebuch mitnehmen – es lesen – zusammenbrechen – wieder aufstehen – bis in alle Tage glücklich leben (mit Marek?).
    Eine selbstgebaute Barriere hatte sie bis zwei Uhr morgens in Beatrice Gardens ausharren lassen. Zwischen Sims Geliebter und ihr hatte sich auf dem kurzen Weg von den geparkten Autos zu Antheas Gartentür ein unüberbrückbarer Abgrund aufgetan.
    Von Minute zu Minute schien es Orla unmöglicher, Anthea jemals zur Rede zu stellen. Ihre Stimme war futsch, nur ein unglückliches, furchtsames Krächzen blieb in ihrer Kehle. Sie wusste, sie würde weinen und die falschen Dinge sagen – lauter falsche Dinge. Sie konnte es mit Antheas Lebenskraft nicht aufnehmen.
    Anthea hatte alle Trümpfe in der Hand. Als Sim gestorben war, hatte er Anthea geliebt.
    Irgendwann war es selbst Orla zu absurd vorgekommen, ein dunkles Haus anzustarren, und sie war nach Hause getrottet, ohne auf die lockenden orangen Taxi-Lichter zu achten. Als es gerade zu dämmern begann, war sie ins Bett gesunken.
    «Er macht einen sehr verliebten Eindruck.» Maude setzte sich auf die Armlehne des Sofas. «Genau wie eine gewisse junge Dame, die nicht allzu weit von mir entfernt sitzt.»
    «Mhm.»
    «Bogna hat ihn noch nie so erlebt. Sie sagt, er hätte schon viele Freundinnen gehabt, es aber nie ernst gemeint. Bis du kamst.» Maude stand auf und schob einen schmalen Band zwischen zwei Leviathane. «Sie sagt, du hättest ihn ins Leben zurückgeholt.» Sie runzelte die Stirn, als sie eine Marian Keyes zwischen den fremdsprachigen Büchern erspähte. «Das hat er umgekehrt wohl auch mit dir getan.» Sie lehnte sich vor und sprach direkt in Orlas Ohr. «Es ist unhöflich, kleine alte Damen zu ignorieren, die versuchen, mit dir ein Gespräch zu führen.»
    Orla ließ ihren Kopf gegen die Sofalehne sinken und blickte von unten zu Maude hinauf, dankbar dafür, sie zu haben, betrübt darüber, sie nicht an sich heranzulassen. «Er hat mir gesagt, dass er mich liebt.»
    Maude klatschte in die Hände. «Natürlich liebt er dich! Er hat Geschmack.» Sie beugte sich wieder zu Orlas Ohr hinunter und flüsterte: «Ich weiß, es geht dir nicht so gut,

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