Ein letztes Mal...
Ihre Frau und das Baby.“
„Nochmals vielen Dank, Dr. Cohen. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie so schnell ins Krankenhaus gekommen sind.“ Die Ärzte in der Ambulanz hätten Marianna durchaus versorgen können. Doch da ihm der Albtraum der Fehlgeburt von damals noch so lebhaft in Erinnerung war, hatte er gebeten, Mariannas Gynäkologin anzurufen, damit die sie untersuchte.
Die Türen schlossen sich hinter Dr. Cohen, und als Sebastian sich umdrehte, sah er sich seiner sprachlosen Familie gegenüber. Sogar der General war gerade noch rechtzeitig in den Warteraum gekommen, um alles mit anzuhören. Er hatte den Arm bereits um Ginger gelegt, um sie zu stützen. Oh, Mist! Weil er so auf Neuigkeiten über Mariannas Zustand erpicht gewesen war, hatte er vollkommen vergessen, dass seine Verwandten noch da waren.
„Baby?“, flüsterte seine Mutter. Eine Träne mischte sich daraufhin in ihr Lächeln.
So viel also zu dem Plan, noch zu warten, bis sie allen von der Schwangerschaft erzählten. Wenigstens würde Marianna ihm nicht die Schuld geben können, die Neuigkeit ausgeplaudert zu haben.
Matthew kratzte sich am Kopf und atmete dabei ganz langsam aus. „Das beantwortet jedenfalls eine Menge Fragen, zum Beispiel, warum ihr beide plötzlich ein Herz und eine Seele seid.“
Sebastian wippte auf den Absätzen hin und her. „Als sie nach ihrer Ohnmacht neulich im Gericht beim Arzt war, haben wir erfahren, dass sie schwanger ist.“ Er war der Meinung, es ginge seine Familie nichts an, dass Marianna das in Wirklichkeit ein paar Stunden vor der Scheidung herausgefunden hatte. Eine Tatsache, die ihn immer noch krank machte. „Marianna und ich wollten den richtigen Zeitpunkt abwarten, es euch zu sagen – sobald wir Gelegenheit hatten, Pläne zu schmieden.“
Sein Bruder klopfte ihm auf die Schulter. „Meinen Glückwunsch, Bruderherz.“
Seine Mutter umarmte ihn. „Ich freue mich so für euch beide. Ein Baby ist immer ein Grund zur Freude.“
All diese Gefühlsausbrüche machten Sebastian langsam nervös. Er wollte unbedingt Marianna sehen – und da war doch immer noch die Ungewissheit wegen seines Bruders in Afghanistan. Wie hatte er Kyle auch nur für eine Sekunde vergessen können? „Wegen Kyle, Marianna und ich kommen zu euch, sobald …“
Abwehrend hob seine Mutter eine Hand. „Du musst bei Marianna bleiben, und es hörte sich vorhin ganz danach an, dass sie Ruhe braucht. Wir benachrichtigen euch sofort, wenn wir etwas von Kyle erfahren.“
Er zögerte, hin- und hergerissen zwischen seinem Wunsch, Nachricht von seinem Bruder zu erhalten, und seiner Sorge um Marianna. „Bist du sicher?“
„Im Moment können wir alle doch nichts weiter tun als zu warten.“ Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung der Behandlungszimmer. „Geh zu Marianna.“
Seine Mutter hatte recht. Kyle konnte er nicht helfen, aber er konnte sich um Marianna kümmern. „Wir kommen morgen vorbei, dann können wir uns weiter unterhalten.“
Und wenn sich seine Mutter erst einmal nicht mehr so große Sorgen zu machen brauchte, wollte er unbedingt klarstellen, dass Marianna in jeder möglichen Hinsicht Teil ihrer Familie sein würde. Er würde sein Leben auf die Reihe bekommen.
Sophie konnte er nicht zurückbekommen. Aber er würde sich auf gar keinen Fall noch einmal sein Kind wegnehmen lassen, nicht einmal von seiner dickköpfigen Exfrau.
Marianna lehnte die Stirn gegen die kühle Glasscheibe der Beifahrertür und betrachtete die vorbeigleitenden Häuser der Nachbarschaft. Ihrer Nachbarschaft, seit Sebastian aus ihrem gemeinsamen Haus ausgezogen war.
War es wirklich erst ein paar Stunden her, seit sie und Sebastian ins Haus geeilt waren, um miteinander ins Bett zu gehen? Jetzt wussten sie nicht, ob Kyle noch am Leben oder tot war. Sie selbst hätten wegen dieses betrunkenen Fahrers umkommen können.
Das Leben mischte die Karten schneller neu, als sie denken konnte. Wenn sie nur an ihre Schwangerschaft als Teenager dachte und daran, wie enttäuscht ihre nicht mehr ganz jungen Eltern von ihr waren. Hätten sich die Dinge für sie und Sebastian anders – besser – entwickelt, wenn sie darauf gedrängt hätte, sich mehr Zeit zu nehmen, um sich kennenzulernen, statt überstürzt zu heiraten?
Als er auf ihre Auffahrt fuhr, legte sie sich die Hand auf den Bauch und ließ den Blick zu Sebastian wandern. Die beiden Menschen, die ihr am wichtigsten waren, waren okay. Das sollte ihr ein großer Trost sein, dennoch war sie immer noch so
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