Ein Liebestraum auf den Bahamas
blickte sie auf. Seit sie in Miami gelandet waren, benahm Brandon sich ihr gegenüber so aufmerksam, rücksichtsvoll und so liebevoll. Immer wieder hatte sie sich ins Gedächtnis rufen müssen, dass diese Zuneigung nichts mit Liebe zu tun hatte. Brandon war einfach ein netter, von Natur aus warmherziger Mann und zeigte sein Mitgefühl. Unter anderem fühlte sie sich genau deshalb zu ihm hingezogen.
„Ja, mir geht es gut. Ich musste nur gerade an Dad denken, daran, wie sehr ich ihn geliebt habe und wie sehr er mir fehlt. Heute habe ich das erste Mal seit langer Zeit wieder das Gefühl, er ist bei mir und wacht über mich.“
„Hast du es ihm nie übel genommen, dass er eine andere Familie hatte?“
„Nein. Als ich noch sehr jung war und gerade die Wahrheit erfahren hatte, habe ich zornig reagiert. Er war verheiratet und hatte eine andere Familie; lange Zeit empfand ich große Wut auf diese Familie. Ich habe damals nicht darüber nachgedacht, dass er sie genauso vernachlässigte, wenn er bei uns war. Das spielte für mich keine Rolle. Ich wollte ihn einfach für mich allein haben.“
„Und jetzt?“
„Heute denke ich, dass er es irgendwie geschafft hat, uns allen gleich viel Zeit zu widmen – eine besondere Zeit, so wie er ein besonderer Mann war“, erwiderte sie leise.
„Deine Geschwister sehen es genauso“, sagte Brandon weich.
Sie nickte und holte tief Luft. „Wir müssen allmählich hineingehen, nicht wahr?“
„Ja. Nervös?“
„Ich würde lügen, wenn ich Nein sage. Aber ich werde es schon schaffen.“
Ernst sah er sie an. „Cassie Sinclair-Garrison, ich glaube, es gibt kaum etwas, das du nicht schaffen kannst.“
Er kam um den Wagen herum, um ihr die Tür zu öffnen, und musterte Cassie. In diesem Herbst herrschten warme Temperaturen, und der Himmel war klar. Zu ihrer schwarzen Hose trug Cassie eine kurzärmelige blaue Samtbluse. Die Farbe brachte nicht nur ihre natürliche Schönheit zur Geltung, sondern betonte ihre warm glänzenden braunen Augen.
Brandon reichte ihr die Hand und half ihr beim Aussteigen. Kaum hatte er sie berührt, wünschte er, sie wären allein. Dann könnte er Cassie jetzt in die Arme schließen und heiß küssen. Stattdessen umfasste er nun nur ihre Hand und führte Cassie die breiten Stufen zum Haus hinauf. Bevor er anklopfen konnte, öffnete Lisette Wilson ihnen lächelnd die Tür. Sie arbeitete, so lange Brandon zurückdenken konnte, als Haushälterin für die Garrisons und gehörte im Grunde zur Familie.
Ihr freundliches Lächeln täuschte nicht darüber hinweg, wie müde sie aussah. Zweifellos kostete der Job sie viel Kraft. Da keines der Garrison-Geschwister in dieser Villa wohnte, verließen sie sich auf Lisette, die sich aufopferungsvoll um Bonita kümmerte.
„Brandon, wie schön, Sie wiederzusehen. Ich heiße Sie beide willkommen.“
Warmherzig schüttelte Brandon ihr die Hand. „Danke, Lisette. Sind Parker und die anderen schon da?“
„Ja, sie sind auf der Terrasse.“ Sie trat beiseite, damit sie eintreten konnten. „Ich bringe Sie zu ihnen.“
Er spürte, wie Cassie sich anspannte. Aufmunternd nickte er ihr zu, als sie an einer hohen Marmorsäule vorbeigingen. Weil die Türen offen standen, konnten sie einen Blick in mehrere elegant eingerichtete Räume werfen, bevor sie schließlich auf die Terrasse hinaustraten.
„Ihre Gäste sind da“, verkündete Lisette.
Sofort verstummten die Gespräche, alle wandten sich fast gleichzeitig zu ihnen um. Zu acht musterten sie Cassie neugierig. Offenbar verschlug es ihnen die Sprache, als sie erkannten, dass Cassie eindeutig Johns Tochter war.
Parker machte den ersten Schritt. Kühl und selbstbewusst kam er auf sie zu, den Blick immer noch unverwandt auf sie gerichtet.
Cassie kam es vor, als sähe sie ihren Vater vor sich, wie er vor vielen Jahren ausgesehen hatte. Ihr Halbbruder ähnelte seinem Vater so stark, dass es schon unheimlich war. Alle Garrison-Brüder hatten viel von ihm geerbt, aber er war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Er war genauso hochgewachsen wie John, hatte dieselbe Statur und bewegte sich sogar wie er. Cassie konnte nur staunend dastehen. Genau wie er hatte ihr Vater die Augenbrauen hochgezogen und die Stirn gerunzelt, wenn er über etwas nachdachte.
Die Situation schüchterte Cassie jedoch nicht im Geringsten ein. Sie erwiderte seinen prüfenden Blick mit derselben Neugier. Dann wurde die Miene ihres Bruders weicher, als er sagte: „Die berühmte Garrison-Kerbe. Hast du
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