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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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den Embryonen verwandt – zu verwandt, wenn Sie mich fragen. Reid ist der Onkel der Embryonen, und seine Frau würde dann seine Nichte oder seinen Neffen gebären. Das klingt schon fast nach Familienzusammenführung.«
    »Aber Reid und Liddy könnten sich doch auch eines Samenspenders bedienen. Oder sie könnten in eine Klinik gehen, wie Max und Zoe es getan haben. Das sind Zoes letzte befruchtete Eizellen. Das ist die letzte Chance, dass wir beide ein Kind bekommen, mit dem wir biologisch verbunden sind«, sage ich.
    »Und genau das werde ich auch dem Richter sagen«, erklärt Angela. »Zoe hat als biologische Mutter ganz klar das größte Anrecht auf die Embryonen, und sie plant, das daraus entstehende Kind in einer stabilen, starken Familie großzuziehen – weit weg von dem Fegefeuer, das Wade Preston heraufbeschwört.«
    »Und was können wir jetzt tun?«, will Zoe wissen.
    »Heute Abend werden wir uns erst einmal hinsetzen, und Sie werden mir alles über Reid und Liddy Baxter erzählen, was Sie wissen«, antwortet Angela. »Ich werde zwar den Antrag stellen, sie nicht als Nebenkläger zuzulassen, aber ich fürchte, sie werden einen Weg ins Verfahren finden. Trotzdem werden wir kämpfen. Der Kampf ist jetzt nur ein wenig härter geworden.«
    In diesem Augenblick piept die Küchenuhr. Wir essen Lasagne mit selbst gemachter Soße, frisches Knoblauchbrot und Brie mit kandierten Walnüssen. Zoe und ich haben ein erinnerungswürdiges Mahl kreiert. Wir wollten Angela Moretti zeigen, was für ein schönes Zuhause wir dem Kind bieten können, damit sie anschließend hundertzehn Prozent für uns gibt. Und das Essen riecht wahrlich wunderbar …
    … nur dass jetzt niemand mehr Hunger hat.

Max
    Stellen Sie sich vor, Sie wären der positive Pol eines Planeten, und man sagt Ihnen, Sie dürften auf keinen Fall den negativen Pol berühren, der Sie anzieht wie ein schwarzes Loch. Oder stellen Sie sich vor, Sie kriechen durch die Wüste, und plötzlich steht eine Frau mit einer Kanne Eiswasser vor Ihnen, doch Sie kommen einfach nicht an das Wasser ran. Stellen Sie sich vor, Sie stürzen von einem Gebäude, und irgendjemand befiehlt Ihnen, nicht zu fallen.
    So fühlt es sich an, wenn ich einen Drink will.
    Und so fühle ich mich auch, als Zoe mich anruft, nachdem sie die Klageschrift bekommen hat.
    Pastor Clive wusste, dass sie anrufen würde – weshalb er Reid auch befohlen hat, mich am Tag der Zustellung keine Sekunde aus den Augen zu lassen. Reid hat sich den Tag freigenommen, und wir sind mit seinem Boot raus zum Angeln gefahren. Er hat einen netten Boston Whaler und nimmt seine Kunden manchmal auf die Jagd nach Makrelen mit. Wir haben es jedoch auf Seebarsche abgesehen, und das ist etwas vollkommen anderes. Sie leben an Orten, wo die Leine sich fast zwangsläufig verfängt. Und man darf auch nicht sofort anschlagen, wenn man den Biss spürt. Man muss warten, bis der Barsch den gesamten Köder verschluckt hat, oder man geht leer aus.
    Inzwischen sind wir seit Stunden hier und haben noch nicht einen einzigen Fisch gefangen.
    Anfang Mai ist es schon warm genug, um die Hemden auszuziehen und einen Sonnenbrand zu bekommen. Die Haut auf meinem Gesicht fühlt sich gespannt und unangenehm an, obwohl das vielleicht nicht nur mit der Sonne, sondern auch mit der Vorstellung zu tun hat, was passiert, wenn Zoe sich meldet.
    Reid greift in die Kühltasche und holt zwei Ginger Ale heraus. »Diese Fische wollen offenbar nicht gefangen werden«, bemerkt er.
    »Kann gut sein.«
    »Wir werden uns wohl eine Geschichte für Liddy ausdenken müssen«, sagt Reid. »Männer, die mit leeren Händen von der Jagd kommen … Diese Demütigung sollten wir uns ersparen.«
    Ich blinzele ihn an. »Ich glaube nicht, dass es sie kümmert, ob wir einen Barsch mitbringen oder nicht.«
    »Trotzdem, wer gibt schon gerne zu, dass er von einem Fisch ausgetrickst worden ist?«
    Reid holt die Leine ein und macht einen neuen Köder fest. Er war es, der mir beigebracht hat, einen Wurm auf den Haken zu spießen, obwohl ich mich beim ersten Mal so geekelt habe, dass ich kotzen musste. Und er war bei mir, als ich meine erste Forelle gefangen habe. Er hat so gejubelt, als hätte ich im Lotto gewonnen.
    Er wird ein wirklich toller Vater sein.
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, schaut er mich an und grinst über das ganze Gesicht. »Erinnerst du dich noch daran, wie ich dir beigebracht habe, die Angel auszuwerfen? Dein Haken ist an Moms Sonnenhut hängen

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