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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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eingefrorene Embryonen zu etwas zu machen, was sie in diesem Staate schlicht nicht sind: nämlich zu Menschen.«
    Der Richter dreht sich zu Wade Preston um. »Sie sprechen da einen interessanten Punkt an, Mr. Preston. Tatsächlich hätte ich nichts dagegen, diesen Gedanken weiterzuverfolgen, aber Miss Moretti hat recht, was das Gesetz betrifft. Die Einsetzung eines Vormunds ad litem setzt das Vorhandensein eines minderjährigen Kindes voraus. Daher sehe ich mich gezwungen, Ihren Antrag abzulehnen. Da es jedoch auch im Interesse dieses Gerichts ist, unschuldige Opfer zu beschützen, werde ich mir sämtliche Zeugen anhören und selbst die Rolle eines Vormundes ad litem einnehmen.« Er hebt den Blick. »So … Sind Sie bereit, einen Termin für die Hauptverhandlung festzulegen?«
    »Euer Ehren«, sagt Angela, »meine Mandantin ist einundvierzig Jahre alt, ihre Partnerin fast fünfunddreißig. Die Embryonen sind nun schon über ein Jahr eingefroren. Wir würden den Fall gerne so schnell wie möglich abschließen, um einen erfolgreichen Schwangerschaftsverlauf zu garantieren.«
    »Offenbar haben Miss Moretti und ich endlich eine Gemeinsamkeit entdeckt«, erklärt Wade Preston. »Auch wenn wir glauben, dieser Fall sollte möglichst schnell geklärt werden, damit diese Kinder endlich in einer liebevollen, traditionellen, christlichen Familie aufwachsen können.«
    »Und es gibt noch einen dritten Grund, warum das so schnell wie möglich erledigt werden sollte«, sagt Richter O’Neill. »Ich gehe Ende Juni in Pension, und ich werde meinem Nachfolger nicht so einen Mist hinterlassen. Deshalb wird der erste Verhandlungstag in fünfzehn Tagen stattfinden. Ich nehme an, beide Seiten sind entsprechend vorbereitet?«
    Nachdem der Richter den Saal verlassen hat, drehe ich mich zu Angela um. »Das ist doch gut, oder? Wir haben den Antrag erfolgreich abgeschmettert, oder?«
    Aber Angela ist weit weniger enthusiastisch, als ich erwartet hätte. »Technisch gesehen ja«, gibt sie zu. »Aber das mit den ›unschuldigen Opfern‹ gefällt mir nicht. Das kommt mir irgendwie schräg vor.«
    Wir hören auf zu reden, als Wade Preston zu uns tritt und Angela ein Blatt Papier überreicht. »Deine Zeugenliste«, sagt sie und wirft einen Blick darauf. »Bist du da nicht ein wenig voreilig?«
    Er grinst wie ein Hai. »Du hast noch gar nichts gesehen, Süße«, sagt er.
    Am Freitag kommt Lucy zu unserer Sitzung fünfzehn Minuten zu spät. Ich beschließe, im Zweifel für den Angeklagten zu entscheiden, zumal der Sitzungsort in das Fotostudio im dritten Stock verlegt worden ist – in einen Raum, von dem ich noch nicht einmal wusste, dass er existiert. »Hi«, sage ich, als sie hereinkommt. »Hattest du auch Schwierigkeiten, den Raum zu finden?«
    Lucy antwortet nicht. Sie setzt sich an einen Tisch, holt ein Buch heraus und steckt ihre Nase hinein.
    »Okay, du bist noch immer wütend auf mich. Das kommt klar und deutlich rüber. Also lass uns darüber reden.« Ich beuge mich vor, die Hände vor den Knien verschränkt. »Es ist vollkommen normal, dass eine Patientin die Beziehung zu ihrer Therapeutin falsch interpretiert. Tatsächlich hat Freud sogar davon gesprochen, dass das ein Schlüssel zu Dingen aus der Vergangenheit sein könnte, die dich noch immer bedrücken. Also können wir uns ja vielleicht mal konstruktiv der Frage widmen, warum du willst, dass ich deine Freundin bin. Was sagt das darüber aus, wer du bist und was du im Augenblick brauchst?«
    Mit versteinertem Gesicht blättert Lucy um.
    Das Buch ist eine Kurzgeschichtensammlung von Anton Tschechow. »Du beschäftigst dich mit russischer Literatur«, bemerke ich. »Beeindruckend.«
    Lucy ignoriert mich.
    »Ich habe mich nie mit russischer Literatur beschäftigt. Dafür bin ich zu schlecht. Ich habe ja schon Schwierigkeiten, John Grisham zu verstehen.« Ich greife nach meiner Gitarre und zupfe ein slawisches Volkslied. »Das klingt schon recht russisch, finde ich«, kommentiere ich. »Aber eine Balalaika wäre wohl besser …«
    Lucy knallt das Buch zu, funkelt mich an und lässt den Kopf auf den Tisch fallen.
    Ich rücke näher an sie heran. »Vielleicht willst du mir ja nur nicht sagen, was du denkst. Vielleicht willst du es ja spielen.«
    Keine Reaktion.
    Ich greife nach meiner Djembe und klemme sie zwischen meine Knie, sodass Lucy darauf trommeln kann. »Bist du so wütend«, sage ich und schlage sanft auf die Trommel, »oder so?« Und ich knalle die flache Hand aufs

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