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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Waschbecken. Dann säuberte ich die Einstichstelle mit einem Desinfektionstuch, damit Zoe dort keine Entzündung bekommen würde. Für gewöhnlich legte ich dann noch eine Wärmflasche darauf, doch das war an diesem Abend natürlich unmöglich.
    Zoe steckte alles wieder in ihre Handtasche und zog ihr Kleid herunter. »Ich hoffe, die Braut hat noch nicht den Strauß geworfen«, sagte sie und öffnete die Toilettentür.
    Ein älterer Mann mit Gehhilfe hatte geduldig darauf gewartet, dass wir rauskamen. Er sah Zoe aus der Toilette kommen, gefolgt von mir, und zwinkerte mir zu. »Ja, ich erinnere mich noch an diese Zeiten«, sinnierte er.
    Zoe und ich brachen in Lachen aus. »Aber nur, wenn Sie damals Diabetiker waren«, sagte ich zu ihm und ging händchenhaltend mit Zoe wieder zurück zur Hochzeitsgesellschaft.
    Das Familiengericht von Kent County liegt nicht weit von Wilmington entfernt, wo Zoe und ich jahrelang eine Wohnung gemietet hatten. Aber von Reids Wohnung in Newport ist es ein gutes Stück. Mit einer Kopie der Heiratsurkunde in der Hand, die ich mir im Rathaus besorgt habe, gehe ich vom Parkplatz durch einen überdachten Gang zu dem Gebäude.
    Alle paar Schritte höre ich einen Vogel.
    Ich bleibe stehen, schaue nach oben und bemerke den knisternden Lautsprecher und einen piependen Bewegungssensor. Das Gericht lässt mich bei jedem Schritt von bizarren Naturgeräuschen verfolgen.
    Aber irgendwie passt das sogar. Schließlich bin ich gerade dabei, meine Scheidung einzureichen und zu der Erkenntnis zu kommen, dass alles, was ich für echt gehalten habe, nur Schall und Rauch war.
    Die Beamtin hebt den Blick, als ich ihr Büro betrete. Sie hat lockiges schwarzes Haar – und das ist nur ihr Schnurrbart. »Ja?«, sagt sie. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Zurzeit bin ich fest davon überzeugt, dass niemand das kann. Trotzdem trete ich an den Tresen. »Ich will die Scheidung.«
    Die Frau verzieht den Mund zu einem Lächeln. »Liebling, ich kann mich ja noch nicht einmal daran erinnern, dass wir geheiratet haben.« Als ich nichts darauf erwidere, rollt die Beamtin mit den Augen. »Nur einmal«, sagt sie. »Wenn doch nur einmal jemand lachen würde. Wer ist Ihr Anwalt?«
    »Ich kann mir keinen leisten.«
    Sie gibt mir einen Stapel Papier. »Haben Sie Eigentum?«
    »Nein.«
    »Kinder?«
    »Nein«, sage ich und schaue zu Boden.
    »Dann füllen Sie die Formulare aus, und bringen Sie sie zum Büro des Sheriffs den Gang hinunter.«
    Ich danke ihr und setze mich mit den Papieren im Flur auf eine Bank.
    In der Sache: Ehe von …
    Kläger … Das müsste ich sein.
Und Beklagter … Das wäre dann Zoe.
    Sorgfältig lese ich den ersten Abschnitt: Wohnsitz. Nach kurzem Zögern schreibe ich Reids Adresse auf. Ich wohne jetzt schon seit zwei Monaten dort. In das nächste Feld kommt dann Zoes Adresse. Ich möchte den Richter nicht verwirren. Er soll nicht glauben, wir würden noch immer zusammen wohnen. Womöglich verweigert er uns dann noch die Scheidung.
    Natürlich funktioniert das so nicht, aber trotzdem …
    Nummer drei: Kläger und Beklagter haben am … in … (Stadt) … (Land) … (Staat) geheiratet. Eine beglaubigte Kopie der Heiratsurkunde ist beigefügt.
    Zoe und ich wurden von einem Friedensrichter mit einem Sprachfehler getraut. Als er uns aufforderte, das Ehegelübde zu wiederholen, konnten wir ihn nicht verstehen. »Wir haben unser eigenes Gelübde geschrieben«, sagte Zoe aus einer plötzlichen Eingebung heraus, und dann haben wir einfach an Ort und Stelle was erfunden.
    Auf dem Scheidungsformular gibt es vier Abschnitte für Kinder und ihre Geburtsdaten.
    Mir bricht der Schweiß aus.
    Scheidungsgrund …
    Hier habe ich nur zwei Auswahlmöglichkeiten. Sorgfältig kopiere ich die erste: Unüberbrückbare Differenzen, die zu einer Zerrüttung der Ehe geführt haben.
    Ich weiß zwar nicht wirklich, was das bedeutet, aber ich kann es mir denken, und es scheint auf mich und Zoe zuzutreffen. Sie denkt nur noch daran, ein Baby zu bekommen, und ich kann den Gedanken nicht ertragen, es noch mal versuchen zu müssen. Die unüberbrückbaren Differenzen sind die Kinder, die wir nie gehabt haben. Es gab Zeiten, da saß sie lächelnd am Esstisch, und ich wusste, dass sie nicht an mich dachte. Auf der Toilette stapeln sich Bücher mit Babynamen, und im Schrank liegt das Mobile für die Wiege, das sie vor drei Jahren gekauft und nie ausgepackt hat, sowie die Kreditkartenrechnungen, die mir den Schlaf rauben.
    Unmittelbar über

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