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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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nicht über mich zu sagen: Es gibt da niemanden.
    Herc und Jerry paddeln noch mal raus, und ich gehe langsam zu meinem Truck. Auf meinem Handy warten fünfzehn Nachrichten auf mich. Ich muss meine Voicemail nicht abrufen, um zu wissen, dass sie alle von Reid sind und dass er wütend ist.
    Ich rufe ihn zurück. »Reid«, sage ich. »Schau, es tut mir wirklich leid. Ich wollte gerade auf die 93 in Richtung Norden, als der Truck eine Panne hatte. Ich habe versucht anzurufen, hatte aber kein Netz …«
    »Wo bist du jetzt?«
    »Ich warte auf einen Abschleppwagen«, lüge ich. »Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis das repariert ist.«
    Reid seufzt. »Ich werde Pastor Clive eine Limousine besorgen«, sagt er. »Brauchst du auch jemanden, der dich abholt?«
    Ich weiß nicht, womit ich einen Bruder wie Reid verdient habe. Ich meine, jeder andere hätte mich schon längst abgeschrieben. »Ich bin okay«, erwidere ich.
    Zoe hat gewollt, dass ich mit dem Surfen aufhöre. Sie hat die Besessenheit nicht verstanden, die mich jedes Mal ergriffen hat, wenn wir an einem Strand mit einer guten Brandung vorbeigekommen sind. Du musst endlich erwachsen werden, Max , hat sie dann immer gesagt. Du kannst kein Kind haben, wenn du selbst noch eins bist.
    Hat sie recht gehabt?
    Mit allem?
    Ich stelle mir vor, wie der Sheriff vor ihrem Haus erschienen ist. Zoe Baxter? , wird er gefragt haben, und sie hat genickt. Das ist eine Vorladung. Und dann wird er ihr den kleinen blauen Umschlag in die Hand gedrückt haben, den Umschlag, von dem sie gewusst haben muss, dass er irgendwann kommen wird, und trotzdem wird es sich angefühlt haben wie ein Schlag in den Magen.
    Als ich im Truck sitze, zittere ich immer noch, obwohl ich die Heizung aufgedreht habe. Ich zögere … und dann greife ich ins Handschuhfach. Die Flasche Jägermeister ist nur aus medizinischen Gründen dort. Das sieht man in Filmen ständig: der Kerl mit Frostbrand, der Kerl, der von einer Brücke ins Wasser gefallen ist, und der Kerl, der zu lange in der Kälte war … Sie alle sind verwirrt und panisch, bis sie einen Schluck trinken, um ihren Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
    Nur ein Schluck, und plötzlich sind sie geheilt.
    Zwei Monate später
    Wäre der Müllwagen nicht gewesen, ich hätte meinen Gerichtstermin verpasst.
    Ich wache erschrocken auf, als ich das durchdringende Piepen höre. Ich schrecke sofort hoch und stoße mir den Kopf am Dach des Wagens. Der Müllwagen fährt rückwärts an den Müllcontainer heran, neben dem ich geparkt habe, und schlägt seine Zähne in die Metallschlaufen, um ihn hochzuheben. Ich weiß nur, dass es für mich wie der Weltuntergang klingt.
    Die Fenster sind beschlagen, und ich zittere. Also schalte ich die Zündung ein und stelle die Heizung an. Und in diesem Moment sehe ich auch, dass es nicht sechs Uhr morgens ist, wie erwartet, sondern acht Uhr vierunddreißig.
    In sechsundzwanzig Minuten werde ich geschieden.
    Ich habe ganz eindeutig keine Zeit mehr, zu Reid zu fahren und zu duschen, und ich werde einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen müssen, um noch rechtzeitig ins Gerichtsgebäude von Kent County zu kommen.
    »Scheiße«, murmele ich, lege den Rückwärtsgang ein und fahre von dem Parkplatz herunter, auf dem ich letzte Nacht eingeschlafen sein muss. Um die Ecke gibt es einen irischen Pub, und da wird um drei Uhr nachts das letzte Bier ausgeschenkt. Vage erinnere ich mich noch an ein paar Typen, die eine Junggesellenparty gefeiert und mich auf ein paar Tequila eingeladen haben.
    Glücklicherweise liegt noch kein Schnee, sodass auf dem Highway auch kein Lkw umstürzen kann. Ich parke falsch an einer Stelle, die eigentlich gar keine Stelle ist (ausgerechnet vor dem Gericht, eine dumme Idee, ich weiß), und renne wie der Teufel ins Gebäude. »Bitte, entschuldigen Sie«, murmele ich, als ich an den Leuten vorbei die Treppe zu Richter Meyers Gerichtssaal hinaufrenne. Ich laufe gegen eine Frau mit zwei Kindern. »Tut mir leid … Entschuldigung …«
    Im Saal schlüpfe ich in die hinterste Bank. Ich schwitze, und mein Hemd ist aus der Hose gerutscht. Ich hatte keine Zeit, mich noch zu rasieren oder mich wenigstens auf der Toilette zu waschen. Ich rieche an meinem Ärmel. Er stinkt nach der Party von letzter Nacht.
    Als ich den Blick hebe, starrt sie mich an.
    Zoe sieht aus, als hätte sie auch seit siebenundzwanzig Tagen nicht mehr geschlafen. Sie hat dunkle Ringe unter den Augen und ist viel zu dünn. Sie muss nur

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