Ein Lied für meine Tochter
ich fünf war, und meine Mom wurde krank und kam ins Krankenhaus. Damit war es dann meine Aufgabe, die Familie zu ernähren, und auf der Bank hatten wir natürlich auch kein Geld. Eines Tages habe ich der Kassiererin im Lebensmittelladen gesagt, ich hätte kein Geld und würde bezahlen, sobald ich könnte, und sie hat erwidert, sie könne mir die Lebensmittel in meinem Korb erst geben, wenn ich das Geld hätte. Nun, ein Mann hinter mir – ein Kerl in Anzug und Krawatte – sagte, er würde das Geld für mich auslegen. ›Du brauchst eine Einkaufsliste, Junge‹, sagte er, kritzelte irgendetwas auf seine Visitenkarte und legte sie auf die eine Schale der Waage, die neben der Kassiererin stand. Obwohl es nur ein Stück Papier war, hat die Waage sich gesenkt. Dann hat er die Milch, das Brot, die Eier, den Käse und die Hamburger aus meinem Korb genommen und sie auf die andere Waagschale gelegt. Die Waage bewegte sich nicht, obwohl sie das natürlich hätte tun sollen. Da somit also alles nichts wog, blieb der Kassiererin nichts anderes mehr übrig, als es mir umsonst zu geben, trotzdem legte der Mann ihr einen Zwanzig-Dollar-Schein hin. Als ich wieder zu Hause war, fand ich die Visitenkarte in meiner Einkaufstüte. Ich nahm sie heraus, um zu sehen, was auf der Liste stand, die der Mann darauf geschrieben hatte. Aber es gab keine Liste. Stattdessen stand auf der Rückseite der Karte: Lieber Gott, bitte, hilf diesem Jungen. Und vorne: Reverend Billy Graham.«
»Ich nehme an, Sie …«
»Du, bitte«, unterbricht er mich.
»Ich nehme an, du willst mir damit sagen, dass das ein Wunder war.«
»Natürlich nicht … Die Waage war kaputt. Der Lebensmittelhändler musste sich eine neue anschaffen«, sagt Clive. »Das Wunder war nur, dass Gott die Waage genau im richtigen Moment hat kaputt gehen lassen. Aber wie auch immer … Der Punkt ist, Max, dass Jesus einen Plan für dich hat. Das ist das Komische an ihm: Er liebt dich – auch jetzt, da du sündigst. Aber er liebt dich auch viel zu sehr, um dich so weitermachen zu lassen.«
Jetzt werde ich langsam wütend. Zugegeben, das ist nicht mein Haus, aber ist es nicht ein wenig unverschämt, jemanden in seinem eigenen Wohnzimmer missionieren zu wollen?
»Man kann Gott nur gefallen, indem man tut, was er von einem verlangt«, fährt Pastor Clive fort. »Wenn es dein Job ist, Kuchen in der Nichts-als-Kuchen-Bäckerei zu backen, dann gehst du nicht hin und backst auf einmal Kekse. Auf die Art wirst du nie befördert werden. Selbst wenn deine Kekse die besten der Welt sind, wird dein Boss sie nicht wollen.«
»Ich backe weder Kuchen noch Kekse«, sage ich. »Und bei allem gebührenden Respekt, ich brauche auch keine Religion.«
Pastor Clive lächelt, lehnt sich zurück und trommelt mit den Fingern auf der Armlehne. »Das ist noch so was Komisches …«, sagt er. »Jesus hat so seine Art, dir zu zeigen, dass du dich da irrst.«
Der Sturm kommt aus dem Nichts. Ende November ist das zwar nicht ungewöhnlich, aber es ist nicht der leichte Schneefall, den die Wettermänner vorhergesagt haben. Stattdessen fällt der Schnee wie eine weiße Wand, und als ich die Tür öffne, rutsche ich auf dem Eis aus, das sich auf der Schwelle gebildet hat.
Ich ducke mich wieder hinein und sage dem Barkeeper, er soll mir noch ein Bier bringen. Es ergibt keinen Sinn, jetzt zu gehen. Ich kann den Sturm genauso gut abwarten.
Heute Abend ist niemand sonst in der Bar. An einem Dienstag, zumal wenn die Straßen glatt sind, bleiben die meisten Menschen lieber zu Hause. Der Barkeeper gibt mir die Fernbedienung für den Fernseher, und ich finde ein Basketballspiel auf ESPN. Wir feuern die Celtics an, das Spiel geht in die Verlängerung und wird schließlich verloren. »Ja, die Teams aus Boston«, sagt der Barkeeper. »Sie brechen einem immer wieder das Herz.«
Er wischt über den Tresen. »Ich denke, ich werde heute mal was früher Schluss machen«, sagt er. Inzwischen sind schon fast acht Zoll Schnee gefallen. »Kommen Sie nach Hause?«
»Hey, ich fahre einen Schneepflug«, sage ich. »Da sollte das kein Problem sein.«
Mein Dodge Ram hat einen Pflug von Access, und dank der Flugblätter, die ich auf Reids Mac gedruckt habe, habe ich auch eine Handvoll Kunden, die erwarten, dass ich ihnen die Ausfahrt frei räume, bevor sie morgens zur Arbeit fahren. Während eines guten Sturms wie diesem hier schlafe ich nachts nicht. Ich räume Schnee, bis der Sturm vorüber ist. Das hier ist der erste große
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