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Ein Lied über der Stadt

Ein Lied über der Stadt

Titel: Ein Lied über der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Hausdächer gegenüber, fast blau an den Rändern, weil das Licht so hell war, wanderten fast unmerklich an der Gartenmauer entlang. Das entfernte Summen von Bienen, ab und zu das schläfrige Bellen eines Hundes, die Glockenschläge im viertelstündigen Abstand – die Zeit rann wie Öl dahin, die Oberfläche fast unbewegt. Luise fühlte sich träge und angenehm schwer, während sie an Georg dachte und an seine Hände, die sich so gut anfühlten, schon, wenn sie sich begrüßten. Ihre Hand passte so wunderbar in seinen trockenen, festen Griff.
    Luise klappte das Buch leise zu und schloss die Augen. Es war schön, in einem Meer der Stille zu sitzen. Sie drängte alle anderen Gedanken fort. Weder über Junge und ihre Zukunft wollte sie nachdenken noch über den Mesner, und jetzt gerade nicht einmal über Papa. Das einsame Zirpen einer einzelnen Grille sagte nichts anderes als: Sommer. Nur diese vagen Bilder von Georg, diese Erinnerungsfetzen von Küssen und seinen Händen, wie sie ihre Schultern berührten, nur das wollte sie jetzt denken, ganz abgeschlossen von der Welt draußen.

    Sie schrak hoch, als es läutete. Sie war eingeschlafen! Sie wusste gar nicht, ob es schon mehrmals geklingelt hatte. Benommen erhob sie sich von dem Stuhl und ging ins Haus, aber Papa war wohl zurück gekommen und hatte die Türe schon geöffnet. Sehr blass stand er im Dunkel des Flurs, und Luise sah, wie erleichtert er war, als er Georg erkannte.
    »Herr Pfarrer Anding!«, sagte Georg und streckte die Hand aus, »ich freue mich. Ich freue mich wirklich, dass Sie wieder da sind.«
    Ihr Vater schüttelte Georg kurz die Hand, aber dann fragte er unsicher, fast misstrauisch: »Sie … gibt es einen Grund für Ihren … überraschenden Besuch?«
    Luise war jetzt da. »Georg holt mich ab, Papa. Wir machen einen Ausflug.«
    »Ja«, sagte ihr Vater, »gut. Viel Vergnügen.«
    Er ging zurück in sein Amtszimmer. Luise sah, wie betroffen Georg ihm nachsah.
    »Lass. Es wird schon wieder. Es dauert einfach«, sagte sie. »Warte noch kurz, ich bin gleich so weit. Ich bin eingeschlafen«, gestand sie.
    »Beeil dich«, gab Georg lachend zurück, »heute ist der große Tag. Ich jedenfalls hab die halbe Nacht nicht geschlafen.«
    Luise lief schnell nach oben, zog ihre alte Fahrtenhose und feste Schuhe an und nahm für diesmal die Strickjacke mit. Die Fliegerbrille hatte sie in der Scheune gelassen. Dann rannte sie die Treppe hinunter, durch den Gang und klappte die Tür hinter sich zu. Georg saß auf dem Krad und wartete auf sie.
    »Fertig!«
    Sie schwang sich auf den zweiten Sattel, und Georg gab Gas. Diesmal legte sie ihre Hände auf seine Hüften.
    »Freust du dich?«, schrie sie ihm durch den Fahrtwind ins Ohr.
    Georg nickte. Luise drückte kurz mit beiden Händen, um ihm zu zeigen, dass sie froh war, mit ihm zu sein, und Georg fuhr noch ein wenig schneller. Wir beide, dachte Luise. Wir beide!

    Sie hatte sich das genau überlegt. Sie wollte Georg nicht von der Lichtung aus starten lassen. Für einen ungeübten Piloten war die Bahn zu kurz. Schon vor einiger Zeit hatte sie sich bei einem Flug einen Ort ausgesucht, der infrage kam. Er lag etwa fünfzig Kilometer in südwestlicher Richtung, ein ganzes Stück hinter Eichstätt. Ein schnurgerader Feldweg, der zu einem sehr abgelegenen Steinbruch führte, in dem am Sonntag nicht gearbeitet wurde. Im Umkreis von fünf Kilometern gab es dort weder Dörfer noch Weiler. Dort wollte sie Georg starten und landen lassen.
    Als sie das Flugzeug aus der Scheune rollten, wollte Georg noch zwei Kanister mit je zwanzig Litern Benzin zuladen.
    Luise hatte Bedenken. »Wir werden zu schwer. Es ist völlig windstill heute.«
    Georg lachte unbekümmert. »Du startest doch. Du schaffst das schon. Und ich will nicht nur eine halbe Stunde fliegen!«
    Sie brachte ihn aber trotzdem dazu, einen Kanister zurückzulassen. Zwanzig Kilogramm hin oder her machten bei der kurzen Bahn wirklich etwas aus.
    Es ging schon gegen fünf Uhr, als sie endlich startbereit waren, und jetzt kam tatsächlich ein wenig Wind auf, wie Luise gehofft hatte. Zwar war es nur eine kleine Brise, aber immerhin. Der Wind stand gegen die Scheune, deswegen konnten sie heute direkt starten. Georg, der schon die ganze Zeit ungeduldig gewesen war, hängte sich mit ganzem Gewicht an den Propeller, und der Motor sprang sofort an. Dann kletterte er in den Sitz, gurtete sich an und hob den Daumen. Luise gab Gas.
    Es war erstaunlich, was das zusätzliche Gewicht

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