Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
ich dich fresse, bevor du zu stark wirst. Und ich verspreche dir, dass ich es auch ganz sanft erledigen werde. Du wirst keine Schmerzen haben. Das verspreche ich dir. Und jetzt hör auf zu zappeln, damit ich dich leichter verschlingen kann.“
Das gefiel dem Jungdrachen ganz und gar nicht. Auch wenn der Lindwurm ihn schonen wollte, würde er letzten Endes sterben müssen. So jung er auch war, er wusste genau was im Magen passierte und er wollte es sich nicht einmal vorstellen müssen. „M... mich fressen? Aber... dann müsste ich in deinem Magen leiden. Ich wollte Rache, doch ich hatte nie Rachegelüste. Ich habe dir nichts getan und könnte es auch gar nicht. Darf ich nicht einfach gehen? Ich fliege weit, weit weg und fange ein ganz neues Leben an. Ich würde weder dich jemals aufsuchen, noch Slykur, oder ihm Bescheid geben dass ich weg bin“, war ein ganz spontanes, aber ehrliches Angebot, dass den Kleinen in der Not einfiel. Das gerade lief genau so ab wie in seinen ständig gleichen Alpträumen. Schon häufiger hatte er davon geträumt, von einem großen Räuber erbeutet zu werden. Und davon war er immer ziemlich verzweifelt aufgewacht.
„Ich verhandle nicht mit dir. Wenn ich dich gehen lasse, wer garantiert mir, dass du nicht doch irgendwann wieder kommst? Für mich ist es besser, wenn ich dich einfach fresse. Nur dann kann ich mir sicher sein, dich wirklich los zu sein. Ich habe nichts gegen dich, Kleiner. Wirklich nicht. Aber Ich muss das tun.“ Gierig öffnete der Lindwurm sein Maul und begann, den kleinen Drachen Kopf voran da hinein zu befördern.
Der Kleine wehrte sich aus Leibeskräften und versuchte sich frei zu schlängeln. „I...ich gebe dir mein Wort. Ich bin kein Lügner... wir... wir sind nicht alle so verschlagen wie Slykur. Er brachte mich auf die Idee mich zu rächen. Ein Lindwurm hat meinen Bruder verschlungen. Aber ich konnte fliehen. Aber ich wollte mich nie dafür rächen. Warum muss ich dafür sterben?“, fragte er schon fast mit verbittert, ängstlicher Stimme und wimmerte.
„Du bist nicht der Einzige. Auch Slykur wird sicher schon bald in meinem Magen landen. Aber vorher bist du an der Reihe. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich kenne sogar Wölfe, die sich freiwillig von mir verschlingen lassen, weil sie das Gefühl mögen. Du hast einfach Pech gehabt, dass du hier in mein Revier eingedrungen bist.“ Der Lindwurm ging nicht auf das Wimmern des Drachen ein und begann, ihn gleich weiter in seinen Hals rutschen zu lassen. Langsam, aber ohne sich das Jammern anzuhören.
Der Körper des Jungdrachen zuckte wild, er hätte nie gedacht dass der Lindwurm sich so verstellen konnte und dass das jetzt sein wahres ich war. Schon bald war der ganze Kopf im Hals des Lindwurms verschwunden, von Außen konnte man eine sichtbare Ausbeulung davon sehen. „Dann schnapp dir ihn, er ist viel größer als ich. Tu mir das nicht an“, wimmerte er weiter. Er wollte dem Lindwurm nichts Böses mehr, am liebsten würde er abhauen und die Vergangenheit hinter sich lassen, doch da war eben der Lindwurm, der den Drachen jetzt in seiner Gewalt hatte.
„Das werde ich schon. Aber das hat Zeit. Es ist besser, erst mal dich zu fressen. Du bist kleiner und leichter zu überwältigen. Bei Slykur müsste ich mit einem langen Kampf rechnen. Mit ihm hatte ich ja schon einmal meine Erfahrungen gemacht.“ Der Lindwurm wusste, dass er keine Zeit mehr hatte. Wer wusste schon, wann Slykur zurück kam. Es war höchste Zeit, es zu beenden und deshalb begann er, den kleinen Drachen jetzt so schnell es ihm möglich war, zu verschlingen.
Der Kleine versuchte verzweifelt irgendwo halt zu finden. Seinen Schweif konnte er befreien und er schnalzte hin und her. Er konnte spüren wie die starken Schluckmuskeln an ihm zerrten und er wusste, wenn der Lindwurm ihn nicht gehen lassen, oder Slykur rechtzeitig kommen würde, würde er als Lindwurmfutter zu Grunde gehen. „Gib mir eine Chance... ich werde alles tun nur um leben zu dürfen“, sagte er inmitten des Lindwurmhalses.
Der Lindwurm ging nicht auf das Betteln des kleinen Drachen ein. Er war gerade dabei, die Flügel des Drachen so zusammenzufalten, dass er sie passend in seinen Hals bekommen konnte. Noch einmal schluckte er und nun hing ihm nur noch der Schweif des kleinen Drachen aus dem Hals. Dabei schnurrte der Lindwurm leise und begann sich schon auf den Rückweg zu machen. Je größer sein Vorsprung war, desto besser.
Slykur war gerade vom Jagen fertig geworden
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