Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
Ruhe. Und zwar ganz dringend.
„Nicht so schnell. Ich habe mich noch nicht entschieden... hm... hm...“
Der Lindwurm dachte lange nach, fasste einen Entschluss und sagte dann: „Also gut. Ich werde dich verschonen. Aber nur, weil ich es hasse, so große Beute zu fressen. Danach kann ich mich meistens tagelang kaum noch rühren. Und du bist sehr hart gepanzert. Das liegt mir dann eine Woche lang schwer im Magen. Aber bevor ich dich gehen lasse, muss ich sicher sein, dass du einige Zeit schläfst. Dann kann ich mit dem Wolf in aller Ruhe von hier verschwinden und einen großen Vorsprung bekommen. Und du wirst uns dann nicht mehr folgen können. Schau mich an, damit ich dich in Trance versetzen kann. Du wirst dann einen ganzen Tag lang schlafen. Bis dahin sind wir weit genug weg, dass du uns nicht mehr finden kannst.“ Die Fähigkeit, andere Tiere in Trance zu versetzen hatte der Lindwurm schon vor vielen Jahren an sich entdeckt. Das ging jedoch nur, wenn seine Opfer ihm direkt in die Augen starrten. Fast bei allen Wesen funktionierte das und es wäre eine gute Möglichkeit, den Drachen für eine Weile außer Gefecht zu setzen, ohne ihn töten zu müssen.
„Du spinnst wohl, das kannst du gleich wieder vergessen“, knurrte der Drache. Er dachte gar nicht daran so eine Dummheit zu begehen. „Ich werde jetzt gehen ob du willst oder nicht. Ich habe versprochen, dass ich euch in Ruhe lasse und das muss reichen! Kümmere dich lieber um deinen kleinen Freund bevor er noch verblutet, sonst hättest du ihn ja umsonst verteidigt.“ Der Drache vermied den Augenkontakt und machte es dem Lindwurm so unmöglich, ihn in Trance zu versetzen.
„Wenn du nicht tust, was ich dir sage, dann werde ich dich doch fressen müssen. Das ist bestimmt schlimmer für dich, als wenn du nur einen Tag lang schläfst. Mehr ist es nicht. Du würdest wirklich nur einen Tag lang schlafen und in dieser Zeit wird dir nichts passieren. Wenn du aber einfach verschwindest, muss ich davon ausgehen, dass du dich nicht an das halten wirst, was du gesagt hast. Also sei vernünftig. Oder du wirst es bereuen.“
„Vergiss es. Wenn ich schlafe könnten du und der Wolf alles mit mir anstellen. Ich bin doch nicht bescheuert. Außerdem... wie stellst du dir das eigentlich vor... also mich zu fressen. Ich bin nur etwas kleiner, als du... und da kannst du mich nicht als Beute ansehen. Niemand kann eine Beute verschlingen, die mehr als halb so groß ist wie er selbst“, entgegnete der Drache.
„An deiner Stelle wäre ich besser ruhig.“ fügte Velyne noch hinzu.
„Ich habe nicht vor, dich zu fressen, wenn du schläfst. Das wäre ja langweilig und würde nicht halb so viel Spaß machen, als dich bei vollem Bewusstsein zu verschlingen. Du wärst überrascht, was so alles in einen Lindwurm rein passt. Auch wenn es nicht leicht wäre, bin ich durchaus in der Lage etwas zu fressen, das halb so groß ist, wie ich selbst. Aber du könntest dir das ersparen, wenn du vernünftig bist“, entgegnete der Lindwurm lächelnd.
„Ich bin vernünftig, weil ich dir nicht vertraue. Sieh dir bloß deinen Wolf an wie ich den zugerichtet habe. Haha... das ganze Blut auf seinem Fell ist sein eigenes... und da willst du mich verschonen wenn ich schlafe. Das glaubst du doch selber nicht. Du sprichst schon so als wärst du stärker als jeglicher Drache, zeig wenigstens etwas Respekt.“
„Der Wolf wird das schon überstehen. So schlimm sieht er gar nicht aus. Aber du bist es, der ein wenig mehr Respekt haben sollte. Und du hast wesentlich mehr Wunden als der Wolf. Und außerdem habe ich grundsätzlich keinen Respekt vor Lügnern wie dir. Eigentlich müsstest du ohne Ende glücklich sein, dass ich dir überhaupt eine Chance geben wollte. Aber wenn du noch ein Wort sagst, überlege ich es mir vielleicht doch noch mal anders“, erwiderte der Lindwurm.
„Dann lass mich einfach so gehen und wir sind beide zufrieden! Mich in Trance zu versetzten... Hmpf. An das brauchst du gar nicht zu denken“, knurrte der Drache etwas gereizt. Er war schon ziemlich angefressen, dass das Ganze schon so lange dauerte. „Sag du doch auch mal endlich was dazu du dämlicher Wolf, oder willst du meine Visage noch länger sehen?“
„Beleidige meinen Freund nicht“, fauchte der Lindwurm. „So dämlich wie du, ist er nämlich noch lange nicht. Und du solltest besser ein wenig höflicher zu ihm sein. Denn ich werde bestimmt nicht noch mehr Frechheiten von dir durchgehen lassen.“
„Ich
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