Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
darauf, dass Ihnen diese Erfahrung Spaß genug ist. Und nun schreiben Sie Ihr Briefchen an Ihre besorgte Mama, damit man nicht nach Ihnen sucht. Dann werden wir speisen und müssen uns anschließend sofort auf den Weg machen.“
Mit einem raschen, harten Kuss unterband er die Einwände, die ihr auf der Zunge lagen. „Keine weiteren Diskussionen! Schreiben Sie, dann können wir essen. Die Wirtin ist für ihre gute Küche berühmt; wir wollen sie doch nicht enttäuschen.“ Seine sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, doch seine Augen blieben kalt. „Außerdem müssen Sie sich stärken, sonst werden Sie ihr Abenteuer nicht voll auskosten können.“
Clarissa verzichtete auf eine Entgegnung, verdrängte ihre Besorgnis und setzte sich brav hin, um ihre Nachricht zu schreiben. Offensichtlich begann ihr Abenteuer tatsächlich. Und da sie sich einmal so weit darauf eingelassen hatte, konnte sie genauso gut versuchen, das Beste daraus zu machen.
Kit hatte die Kochkünste der Wirtin nicht umsonst gelobt, doch Clarissa schmeckten all die aufgetischten Köstlichkeiten wie Asche. Niemand sprach, beide gaben sich ihren eigenen Gedanken hin.
Seiner vorherigen Drohungen zum Trotz war Kit an einer unwilligen Begleiterin nicht interessiert und noch weniger an einer unwilligen Geliebten. Bedächtig füllte er sein Weinglas ein zweites Mal, während er Clarissa Zeit ließ sich mit der Lage abzu fi nden. Er hatte sie übervorteilt, und es miss fi el ihr, plötzlich nicht mehr den Ton angeben zu können, doch sie würde nicht von ihrem Vorhaben ablassen, wenn ihm auch immer noch unklar war, welche Ziele sie wirklich verfolgte.
Sie war ihm ein Rätsel, diese schöne Frau, ein Rätsel, das er zu gern gelöst hätte. Ihre Geschichte, dass sie noch jungfräulich sei und vor einer langweiligen Ehe einmal etwas erleben wollte, verwarf er unbesehen. Ein unschuldiges Mädchen war sie bestimmt nicht! Und falls da wahrhaftig irgendwo ein harmloser vernarrter Trottel darauf wartete, sie zu heiraten, würde sie auch als Ehefrau an ihren heimlichen Affären festhalten. Er jedenfalls würde ihre Pläne schon noch aufdecken. Doch zuerst einmal würde er sich so angenehm wie möglich amüsieren.
Es überraschte ihn selbst, dass ihn der Gedanke, ihre körperliche Vereinigung aufzuschieben, gar nicht so sehr störte; er war schon mit ihrer bloßen Gesellschaft zufrieden, denn sie war eine echte Herausforderung. Ihre Angewohnheit, unbedacht auszusprechen, was ihr in den Sinn kam, und dabei stets etwas Unerwartetes zu äußern, selbst ihre verblüffende Offenheit waren erfrischend neu für ihn. Und sie schien ihn zu verstehen – was sie über seinen Ruf als Lebemann gesagt hatte, spiegelte fast aufs Haar genau seine eigene zynische Sicht auf sich selbst, dass er ihr beinahe die Fähigkeit des Gedankenlesens zuschrieb.
Schlicht zusammengefasst, er wollte sie genauer kennenlernen. Zweifellos würde sie ihn, wenn er sie erst einmal in seinem Bett gehabt hatte, bald langweilen, wie all die anderen Frauen vor ihr. Sie loszulassen, als sie sich so sinnlich an ihn drängte, dass seine Begierde ihn beinahe übermannt hätte, war kein kleines Kunststück gewesen, aber Leidenschaft wurde durch Erwartung nur gesteigert, also konnte dieser Aufschub – diese ein oder zwei Tage – nur zum Besten sein.
Als er aufschaute, sah er, dass Clarissa entschlossen den Blick auf ihn richtete. „Sprechen Sie, schöne Clarissa, ich sehe, Sie haben etwas auf dem Herzen. Ich bin, wie man sagt, ganz Ohr.“
Er sprach mit verhaltenem Lächeln, das sie beruhigen sollte, und genau so nahm sie es auch auf, und erwiderte das Lächeln mit bebenden Lippen. „Ich nehme an, es ist völlig nutzlos, zu verlangen, dass Sie dieses Unternehmen aufschieben?“, fragte sie und erntete nur ein Kopfschütteln. Nun ja, sie hatte sich das selbst eingebrockt. Als sie dieser Ausfahrt zugestimmt hatte, wusste sie, dass sie mit der Gefahr spielte. Trotzdem war sie, verlockt von seiner körperlichen Ausstrahlung und ihrem Verlangen, mehr über ihn zu erfahren, töricht genug gewesen, die Warnungen ihrer Tante zu ignorieren. Ein Gutes hatte das alles: Zumindest würde Kit vorerst nicht mit seiner vollen Börse vor der Nase ihrer Schwester wedeln.
Und, ach, sie wollte so schrecklich gern mit ihm fahren! Da, sie hatte sich ihren geheimsten Wunsch eingestanden! Wie gut der Earl of Rasenby sie verstand! Er hätte in der Tat nichts Verlockenderes wählen können. Mit seiner Jacht hinaus
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