Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
Er lachte zynisch. „Gut, ich höre. Doch das wird nichts ändern. Noch vor dem Morgengrauen bist du mein. Morgen Abend bist du schon fort, und wir machen beide drei Kreuze und können einander vergessen. Ich bin froh, wenn diese Geschichte vorbei ist, denn sie beginnt mich zu langweilen – eher, als ich erwartet hätte. Also erzähl, und danach ist Schluss mit Reden.“
Aufseufzend sagte sie sich, dass sie ihm wenigstens das Versprechen abringen musste, Amelia in Frieden zu lassen. Sie atmete einmal tief ein und begann. „Mein Name ist Clarissa Warrington. Amelia Warrington ist meine Schwester.“
Stammelnd, nach Worten suchend und mit vielen Pausen brachte sie ihre Geschichte vor und beobachtete Kit dabei ängstlich, der jedoch düster und reglos in seinem Sessel saß. Ohne ihre eigenen Beschwernisse besonders hervorzuheben, malte sie dennoch ein trübes Bild ihrer familiären Umstände. „Sehen Sie, ich denke einfach, wenn Amelia nur die Chance bekäme, einen ehrenhaften Mann zu fi nden, der einen dämpfenden Ein fl uss auf sie hat und sie heiratet, könnte sie glücklich werden. Da gibt es auch jemanden, ein guter Mann, der sie liebt, und ich bin sicher, sie erwidert seine Gefühle, nur ist sie so verwöhnt und hat immer ihren Willen bekommen, und weil sie so schön ist, meint sie, ihr stünde Reichtum in der Form zu, wie Sie ihn ihr bieten, und deshalb fällt es ihr so schwer, auf dem ehrenhaften Weg zu bleiben. Wissen Sie, sie ist einfach schwach, und ich dachte, wenn ich die Versuchung, die Sie, Kit, darstellen, aus dem Weg schaffe, hätte Edward – das ist der junge Mann – eine Chance.“ Erst jetzt, da sie ihren Plan in Worte kleidete, merkte sie, wie absolut dumm er sich anhörte. Entmutigt ließ sie die Schultern sinken. Wie töricht sie doch gewesen war!
Etwas ruhiger geworden, griff er ihre förmliche Anrede auf, als er sagte: „Also, wenn das Ihr Plan war, dann, verzeihen Sie bitte, ist in Ihrem Oberstübchen etwas nicht ganz richtig. Himmel, Clarissa, glauben Sie auch nur einen Moment, dass sich durch meine Abwesenheit alles richtet? Es bedeutet lediglich, dass Amelia sich nach einem Ersatz umsieht, und das wird nicht der ehrenhafte Edward sein, es sei denn, er hätte eine dicke Börse.“
„Ich weiß, jetzt klingt es alles sehr dumm“, sagte sie niedergeschlagen. Rückblickend verstand sie sich selbst kaum, aber rückblickend musste sie sich auch gestehen, dass sie eigentlich nicht Amelia hatte vor Kit retten wollen, sondern ihn vor Amelia. Und schlimmer noch, vom ersten Treffen an hatte sie Kit für sich selbst gewollt! Hatte es mit ihm aufgenommen, nicht um ihrer Schwester willen, sondern weil sie selbst an ihm interessiert war. Nie, niemals durfte er es erfahren!
„Nur, Clarissa, sind Sie nicht dumm, sondern im Gegenteil eine sehr kluge, gebildete junge Frau, deshalb kann ich kaum glauben, dass Sie, nur um Ihre Schwester vor einem unzüchtigen Antrag zu bewahren, auf diese verrückte Idee kamen. Und auch, dass Sie Amelia für gar so unschuldig halten, glaube ich nicht. Sie ist ein intrigantes Ding, und das wissen Sie.“ Als er ihren gehetzten Ausdruck sah, drängte er: „Habe ich recht, Clarissa? So einfach, wie Sie es darstellen, ist die Sache nicht, oder? Ich sehe es Ihnen an! Sagen Sie, was fehlt in Ihrer Darstellung?“
„Ich … also, wenn Sie es denn wissen müssen … Sehen Sie, Amelia wusste, dass Ihr Antrag nicht ehrenhafter Natur sein würde, und wollte Ihnen eine Falle stellen, damit Sie gezwungen wären, sie zu heiraten. Sie war sicher, Sie würden darauf hereinfallen. Als ich das herausfand, wollte ich es verhindern. Ich … ich konnte nicht anders, denn ich fi nde, eine Ehe darf nicht auf Betrug und Lügen aufgebaut werden. Ich stritt mit ihr, aber sie lachte mich nur aus.“
„Und obwohl Sie Ihre Schwester so gut kannten, dach ten Sie, sie hätte Verstand genug, mich hereinzulegen? Dann überschätzen Sie sie gewaltig.“ Jäh verlor er die lange gewahrte Beherrschung und sprudelte seine ganze Wut heraus. „Glaubst du ernsthaft, dieses alberne Ding mit dem Spatzenhirn, das so eindeutig entschlossen ist, sich an den Meistbietenden zu verkaufen, hätte mich übertölpeln können?“ Ohne auf Antwort zu warten, fuhr er mit eisiger Stimme fort: „Nein, meine Schöne, das glaubst du nicht. Du bist gar nicht so anders als deine Schwester. Nur war dein Plan etwas raf fi nierter, nicht wahr? Nicht so offensichtlich, wenn auch mit der gleichen Absicht.“
„Ich
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