Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
folgte. Nie zuvor habe ich eine Frau getroffen, deren Beherztheit ich mehr bewundert. Meine wenig freundliche Behandlung hast du ohne Tränen, ohne eine Szene zu machen, ertragen, und auf der Sea Wolf sah ich deine strahlende Lebenslust und dein Mitgefühl für die Flüchtlinge. Inzwischen schätze ich dein Urteil und deine Klugheit. Kurz und gut, ich habe unser Zusammensein genossen wie nie die Gesellschaft einer Frau.“
Mit jedem Wort schlug ihr Herz schneller; sie konnte kaum glauben, was sie hörte, und wagte nicht zu sprechen, sondern bedeutete ihm nur, fortzufahren.
„Als wir unser Verhältnis … äh … besiegelten, war das … nun … es ging über jede Erwartung hinaus und überstieg jedes frühere Erlebnis. Ich will das nicht missen, sonst verliere ich den Verstand. Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen, Clarissa. Was meinst du nun? Wirst du Ja sagen?“
Sie konnte es nicht glauben. Er hatte ihr einen Antrag gemacht. Liebe hatte er nicht erwähnt, aber er hätte es doch nicht getan, wenn er sie nicht liebte? „Bist du dir sicher, Kit? Willst du das wirklich?“
„Ich mache keine Anträge, wenn ich mir nicht ganz sicher bin.“
„Oh, Kit, ja, ja! Ja!“ Hingerissen fi el Clarissa ihm um den Hals, küsste ihn hingebungsvoll und streichelte und liebkoste ihn. Jetzt, da sie sich seiner Liebe gewiss war, konnte sie sich ihm von ganzem Herzen und rückhaltlos ergeben, ohne die leise Stimme in ihrem Innern, die ihr sagte, wenigstens ihren Stolz zu wahren, und so kam plötzlich wieder die wilde Clarrie zutage, die alles ringsum vergaß und nur darauf bedacht war, Lust zu schenken und zu empfangen. Kit wusste kaum, wie ihm geschah, doch bald stand er ihr in nichts nach, sondern begegnete ihrer fordernden Leidenschaft mit gleichem Feuer.
Als sie schließlich, von einem Knäuel zerdrückter Kleider umgeben, immer noch schwer atmend aus ihrem Taumel auftauchten, hob Clarissa den Kopf und schaute Kit in die Augen. Genüsslich wickelte er eine Strähne ihrer seidigen Locken um seinen Zeige fi nger, zog sie daran näher zu sich heran und küsste sie zärtlich.
Clarissa stand ein wenig verlegen auf und zog sich hinter einen Paravent neben dem Kamin zurück, um ihre Kleider zu ordnen. Nun, dieses Mal hatte nicht Kit, sondern sie selbst die Kontrolle verloren. „Ich glaube, derartige Aktivitäten sollten wir besser ins Schlafzimmer verlegen, wenn wir erst verheiratet sind“, sagte sie schelmisch, während sie hinter dem Schirm hervorkam.
„Verheiratet?“, fragte er, und sein Lächeln verblasste. „Wie kommst du auf den Gedanken?“
„Nun, du … du hast mir einen Antrag gemacht. Und ich habe Ja gesagt.“ Unsicher nestelte sie an ihrem Busentuch. Wenn sie es recht überlegte, hatte er das Wort Heirat nicht ausdrücklich erwähnt.
„Du hast mich missverstanden, Clarissa, mein Antrag war der Natur unserer Beziehung entsprechend, wie ich ihn schon in meinem Brief an dich formuliert hatte.“
„Aber ich dachte, du hättest es dir anders überlegt; du sagtest, dass du ohne mich nicht sein könntest, dass ich dir gefehlt habe, dass du mich willst.“
„Was alles stimmt – vorerst jedenfalls. Doch von Heirat war keine Rede. So schnell kriegst du mich nicht herum.“
Kraftlos sank Clarissa auf einen Stuhl. Ja, es stimmte, sie hatte seine Worte falsch ausgelegt, hatte sich davon fortreißen lassen, ihr war nicht einmal in den Sinn gekommen, diesen Antrag infrage zu stellen. „Das war also kein Heiratsantrag?“
Kit hob die Brauen und lächelte süf fi sant. „Nein, sondern das Angebot einer zeitweiligen, aber exklusiv auf dich beschränkten Liaison.“
„Das heißt, ich wäre dein, einzig und allein dein?“ Was sie schon längst war, falls es ihn denn interessiert hätte.
„Ja, aber während der Zeit wäre auch ich einzig und allein dein, Clarrie. Du solltest dich geehrt fühlen, denn das habe ich noch keiner Frau je angeboten.“
„So? Nun, wenn Sie meinen. Dann danke ich, Mylord.“
Auf ihrem Gesicht spiegelte sich Verletztheit und Verwirrung, und er wollte sie spontan festhalten, sie umarmen und ihr versprechen, sie nie wieder zu verlassen. Trotzig sagte er sich, dass sie jede List anwenden würde, um ihn doch noch zur Heirat zu bewegen. Doch er würde ihr nicht zum Opfer fallen.
„Komm, Clarissa, was sollen die Tränen? Schau, was uns eint, ist etwas sehr Besonderes, machen wir das Beste daraus, so lange es andauert, denn lange halten solche Gefühle nie. Lass uns also die
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