Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
Tante Constance, ich hatte auch daran gedacht, aber dann fürchtete ich – weil ich weiß, wie du über Amelia denkst – dass du in diesem Fall vielleicht nicht helfen wolltest. Und dann habe ich etwas so Dummes getan, dass bald die ganze Familie die Folgen spüren wird. Ach, Tante, wenn es je herauskäme, würde es Schande über uns bringen und unseren guten Namen entehren!“ Und dann sprudelte sie alles, was geschehen war, hervor und schloss zuletzt: „Und nun sind wir alle ruiniert. Aber es ist nicht Kits Schuld. Er hat mich nicht verführt, egal was Mama sagt. Ich … ich habe eingewilligt, und was das Schlimmste ist, Tante, ich kann es nicht einmal bedauern.“
Entsetzt fragte Lady Constance: „Mein Liebes, bitte, bildest du dir etwa ein, diesen Mann zu lieben?“
„Ja, Tante, ja. Ich kann es nicht ändern, es ist so, ich liebe ihn, und ich habe alles falsch gemacht, und es kann nichts daraus werden. Trotzdem bereue ich es nicht. Du wirst zornig sein, aber ich will dich nicht belügen. Ich liebe ihn wirklich.“
Nach und nach erfuhr Lady Constance durch beharrliches Nachfragen weitere Einzelheiten, und als sie hörte, in welcher Form ihre Schwägerin und Amelia daran beteiligt waren, wurde ihre Miene ob deren Dummheit und Eigensucht immer grimmiger. Doch sie nahm ihre Nichte liebevoll in den Arm und versicherte ihr, es werde schon alles gut werden, sie stehe zu ihr und werde nie schlecht von ihr denken. Innerlich jedoch war sie von eisiger Wut auf den arroganten, egoistischen Lord Rasenby erfasst und überlegte sich schon, welch fürchterliches Donnerwetter sie auf sein Haupt herabregnen lassen würde. Ein Besuch bei seiner Schwester Lady Marlborough war längst überfällig, dort würde sie ansetzen, und dann würde man schon sehen … zumindest sein Gewissen würde einen unheilbaren Schlag erhalten, wenn schon sonst nichts dabei herauskommen mochte.
Von diesen Überlegungen äußerte sie natürlich nichts, sondern wandte sich praktischen Dingen zu. Der Brief, der die Schulden Lady Marias aufführte, wurde stirnrunzelnd begutachtet, dann ließ sie Amelia kommen und rügte sie heftig, weil sie das Schreiben an Edward Brompton geöffnet und gelesen hatte.
Amelia, die ihrer Tante noch nie gewachsen war, ließ den Kopf hängen und murmelte, sie habe lediglich Clarissa aus der Klemme helfen wollen.
„Lächerlich! Ich hoffe nur, dass dieser Edward ebenso empört war wie ich, weil du seine Korrespondenz gelesen hast.“
Bei der Erinnerung an Edwards Reaktion wurde es Amelia ganz heiß. Er hatte ihr in der Tat eine strenge Predigt gehalten und ihr so den ganzen Abend verdorben.
„Ah, ich sehe dir an, dass wenigstens er Verstand hat. Was hatte er zu Clarissas Bitte zu sagen?“
„Er wird sich die Sache ansehen und ihr den Namen nennen, sofern er damit keinen Vertrauensbruch begeht.“
„Hm, offensichtlich wirklich ein vernünftiger Mann, vernünftiger als du verdienst. Ich hörte, ihr liebt euch und dass nur seine bescheidenen Aussichten euch am Heiraten hindern. Stell ihn mir vor, und wenn ich zufrieden mit ihm bin, will ich sehen, was ich tun kann. Amelia, wenn du es auch nicht glaubst, ich möchte dich glücklich sehen, doch ich werde mich nur für euch einsetzen, wenn du versprichst, dich nicht mehr in die Angelegenheiten deiner Schwester zu mischen.“
„Aber, Tante, was …“
Unbeirrt fügte Lady Constance hinzu: „Ich will nichts mehr hören, Amelia. Halte dich heraus und rede auch nicht darüber. Und wenn ich höre, dass du erneut einem Herrn Avancen machst – abgesehen von Edward Brompton –, will ich nichts mehr mit dir zu schaffen haben. Und nun kannst du gehen.“
„Ja, Tante“, sagte Amelia geknickt und eilte erleichtert hinaus.
„Clarissa, ich muss jetzt gehen“, verkündete Lady Constance, ihre Handschuhe überstreifend. „Ich habe einiges zu erledigen, und du, Kind, ruhe ein wenig. Sorge dich nicht zu sehr. Warten wir erst einmal ab, ob deine Liaison mit Rasenby … Folgen hat. Beten wir, dass es nicht so sei. Natürlich darfst du keinen Kontakt mehr zu ihm haben. Wegen der Schulden deiner Mutter werde ich mir etwas überlegen. Wenn ich mehr weiß, werde ich dir Nachricht geben.“
„Ach, Tante, es tut mir so leid, dass ich dir das angetan habe. Ich wollte dich nicht damit belasten. Und nun habe ich ein solches Durcheinander angerichtet und dir Kummer bereitet, wo ich doch dachte, ich könnte alles allein regeln.“
„Clarissa, Liebes, noch einmal: Ich bedauere nur
Weitere Kostenlose Bücher