Ein Lord entdeckt die Liebe
er sich ihr anvertrauen sollte. „Ich habe viel über Ihre beachtlichen Talente gehört. Daher kann ich kaum glauben, dass Sie nicht das ein oder andere über den Speer in Erfahrung gebracht haben, was der Mehrheit noch immer unbekannt ist. Ich persönlich bin über einiges informiert, was auch für Sie von Interesse sein könnte.“
Begierig, mehr zu erfahren, schaute sie zu ihm auf. „Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie sich mich einweihten.“
„Hm …“
Es schockierte sie, dass er ihre Hand nahm. Aber sie wehrte sich nicht.
„Wussten Sie beispielsweise, dass der Speer im Laufe der Jahrhunderte ungewöhnlich oft Frauen gehört hat?“
„Nein.“ Überrascht sah Chloe ihn an. „Das hätte ich nie vermutet. Schließlich handelt es sich um eine Kriegswaffe. Wie ungewöhnlich …“
Conover kam noch ein bisschen näher. Noch immer hielt er ihre Hand in der seinen. „Ja, auf den ersten Blick erscheint es ungewöhnlich. Wenn man allerdings in Betracht zieht, wer …“
„Hardwick?“ Das war der Marquess! „Hardwick!“ Erstaunlicherweise trat er aus eben der Tür, hinter der Signor Pisano vor einer halben Ewigkeit verschwunden war. „Da sind Sie ja! Wie ist es Ihnen gelungen, ausgerechnet den besten Redner des Abends in ein Gespräch zu verwickeln?“ Seine Miene war ausdruckslos.
Conover gab ihre Hand frei und trat einen Schritt zurück.
Verflixt, dachte sie, wir haben viel näher beieinandergestanden, als es sich gehört. Warum war ihr das nicht eher aufgefallen? Und warum war Marland nicht einen Moment später aufgetaucht? Der Earl war im Begriff gewesen, ihr etwas Wichtiges anzuvertrauen.
„Wir haben uns nur ein wenig über die verschiedenen Waffen unterhalten, die heute vorgestellt worden sind“, erklärte Conover. „Sie können sich glücklich schätzen, eine so kluge und zudem schöne Assistentin zu haben, Marland.“
„Das weiß ich selbst“, gab Braedon unfreundlich zurück. „Wenn ich es mir recht überlege, haben wahrscheinlich Sie das Gespräch mit Hardwick gesucht und nicht umgekehrt.“
Erstaunt stellte Chloe fest, wie hart seine Stimme klang. Auffällig war auch, dass er nicht erwähnte, dass sie die Stellung in Denning Castle schon nicht mehr innehatte. „Wissen Sie, wo Signor Pisano ist?“, fragte sie. „Und warum habe ich Sie nicht die Treppe hinaufkommen sehen?“
„Der Raum dort“, er wandte den Kopf kurz in Richtung der Toilette, „hat einen zweiten Ausgang. Pisano wählte ihn unabsichtlich. Das muss ihn verwirrt haben. Jedenfalls stieß ich unten auf ihn, wie er nach Ihnen suchte.“
„Der Arme! Ich hoffe, er hat sich keine unnötigen Sorgen gemacht. Wo ist er jetzt?“
„Ich denke, er sitzt schon in der Kutsche. Er sah ziemlich erschöpft aus.“
„Ich sollte mich auch verabschieden“, erklärte Conover und beugte sich über Chloes Hand. „Miss Hardwick, es war mir ein großes Vergnügen, mich mit Ihnen zu unterhalten. Ich hoffe, wir finden bald Gelegenheit, unser Gespräch fortzusetzen. Gestatten Sie, dass ich Ihnen in Kürze meine Aufwartung mache?“
Lächelnd nickte sie. „Ich freue mich darauf, unsere Diskussion fortzuführen. Auf Wiedersehen, Mylord.“
Conover nickte Marland zum Abschied zu und ging die Treppe hinunter. Chloe hörte, dass er dabei fröhlich vor sich hin pfiff. Noch immer lächelnd wandte sie sich dem Marquess zu, um ihm das wenige Neue mitzuteilen, das sie über den Speer herausgefunden hatte.
Er jedoch sah sie vorwurfsvoll an. „Dieser Schuft!“, schimpfte er. „Ich möchte wetten, dass er mir absichtlich aus dem Weg gegangen ist. Und dann finde ich ihn hier, wie er Ihnen gerade den Hof macht!“
„Unsinn“, fuhr Chloe auf, „er hat nicht mit mir geflirtet.“ Dann setzte sie hinzu: „Ich glaube allerdings, dass er aus irgendeinem Grund unbedingt mit mir sprechen wollte.“
„Worum ging es in dem Gespräch?“, verlangte Braedon zu wissen. „Welches Thema könnte ihn bewogen haben, Ihre Hand zu halten und Ihnen tief in die Augen zu schauen?“
„Das ist absurd.“ Chloe schüttelte den Kopf. „Wir haben uns über den heutigen Abend unterhalten. Und über Skandas Speer. Conover scheint mehr zu wissen, als er in seinem Vortrag preisgegeben hat.“
„Zweifellos“, spottete der Marquess. „Wahrscheinlich die Adresse des Hauses, in dem er seine Geliebten empfängt.“
Fassungslos starrte Chloe ihn an.
„Zuerst dachte ich, er wolle mich vielleicht nur ein bisschen ärgern. Doch inzwischen bin ich davon
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