Ein Lord entdeckt die Liebe
kennengelernt haben, meine Liebe.“
Sie entzog ihm ihre Finger, wünschte ihm noch einen schönen Abend und schaute ihm nach, wie er die Treppe hinabstieg. Da erst fiel ihr auf, dass er nicht einmal seinen Namen genannt hatte.
Während sie auf Signor Pisanos Rückkehr wartete, wurde es im Haus immer stiller. Ein Diener hatte inzwischen die Kerzen und Lampen im Vortragssaal gelöscht. Auch von unten drangen kaum noch Geräusche herauf. Gewiss hatten die meisten Gäste sich längst verabschiedet. Manche würden die Diskussion über die verschiedenen Waffen und insbesondere über Skandas Speer wohl in ihren Clubs fortsetzen. Andere würden sich daheim vielleicht ein paar Notizen machen.
Doch wo waren Pisano und der Marquess?
Gerade hatte Chloe beschlossen nachzuschauen, ob dem Signor etwas zugestoßen war, als sie ein leises Kratzen hörte. Ihre Nackenhaare richteten sich auf, und sie erhob sich aus ihrem Sessel. Befand sich noch einer der Dienstboten im Vortragssaal? Das Geräusch konnte eigentlich nur von dort gekommen sein. Sollte sie nachschauen?
Die Tür stand offen, aber der Raum war in tiefe Dunkelheit getaucht. Nein, dort hielt sich niemand mehr auf.
Oder doch? Schritte näherten sich. Chloe wich zurück. Angst erfüllte sie. Sie fühlte sich entsetzlich schutzlos. Und dann stieß sie gegen einen Sessel, verlor das Gleichgewicht und wäre beinahe gestürzt. Sie konnte sich gerade noch fangen, fuhr herum und wollte in Richtung der Treppe fliehen.
Zwei kräftige Arme schlossen sich um sie. „Hoppla, Miss Hardwick! Ist alles in Ordnung?“
Sie versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien, doch vergeblich. Immerhin gelang es ihr, einen Blick auf das Gesicht des Mannes zu werfen. Es war der Earl of Conover.
„Oh mein Gott“, entfuhr es ihr. Sie holte ein paar Mal tief Luft. Dann hatte sie ihre Selbstbeherrschung zurückgewonnen. „Mir geht es gut, Mylord. Allerdings dachte ich, ich hätte etwas Verdächtiges gehört.“ Sie wandte den Kopf zum Vortragssaal.
Conover lächelte ihr beruhigend zu. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie fest auf den Füßen stand, ließ er sie los. „Die Dienstboten sind wahrscheinlich noch damit beschäftigt, alles aufzuräumen.“ Er musterte ihr Gesicht. „Sie scheinen sich wirklich sehr erschrocken zu haben. Das tut mir leid. Ich fürchte, im Moment sind alle, die sich für Skandas Speer interessieren, ziemlich nervös.“
„Ja, das wird es sein. Ich bin sonst nicht so schreckhaft.“ Sie drehte den Kopf und starrte noch einmal in die Dunkelheit hinter der geöffneten Tür. Sie war sich ganz sicher, dass die Bediensteten ihre Arbeit dort längst beendet hatten.
Conover reichte ihr den Arm. „Sie zittern“, meinte er mitfühlend. „Kommen Sie, wir gehen nach unten.“
„Danke.“ Sie war im Begriff, ihm zu folgen, als ihr einfiel, dass Signor Pisano noch immer verschwunden war. „Ich warte auf einen Freund.“ Sie blieb stehen. „Hat Lord Marland Gelegenheit gefunden, sich mit Ihnen zu unterhalten?“
Er ging nicht darauf ein. „Und ich habe den ganzen Abend darauf gehofft, ein paar Worte mit Ihnen wechseln zu können. Ich finde es nämlich äußerst faszinierend, dass eine Dame sich für antike Waffen interessiert. Hat Lord Marland Sie gebeten, an der Veranstaltung teilzunehmen? Haben Sie sich die Vorträge nur wegen Skandas Speer angehört? Hat irgendetwas an dem Speer ihre besondere Aufmerksamkeit erregt? Haben Sie vielleicht Informationen, die über die meinen hinausgehen?“
Welch seltsame Fragen! Es kostete Chloe einige Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie irritiert sie war. Lächelnd erklärte sie: „Was ließe sich Ihrem Vortrag hinzufügen? Nichts, würde ich meinen. Alle Welt scheint verrückt zu sein nach dem Speer. Auch Lord Marland würde ihn gern für seine Sammlung erwerben.“
„Es ist mir zu Ohren gekommen, dass Sie sich mit großem Erfolg um diese Sammlung gekümmert haben.“
„Danke. Die Arbeit hat mir viel Freude bereitet. Und bisher war ich tatsächlich recht erfolgreich. Leider werde ich den Marquess wohl enttäuschen müssen, was den Speer angeht. Ich habe natürlich eine Menge Gerüchte gehört. Aber es gibt kaum Fakten, nicht wahr?“
Er hob die Augenbrauen. „Höre ich da leise Zweifel am Wahrheitsgehalt meines Vortrags heraus?“ Er beugte sich zu ihr hinab und senkte die Stimme. „Ich schwöre, dass ich nichts weggelassen und nichts hinzugefügt habe. Das heißt …“ Er musterte sie, als überlege er, ob
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