Ein Lord mit besten Absichten
Flügel gewachsen.
»Eine … Mätressenzunft?«, fragte Laura.
»Ja, eine Mätressenzunft, zum …« Gillian kaute einen Moment auf ihrer Lippe. »Zum Wohle und zur Besserung der Demimonde. Sie könnten dafür sorgen, dass all jene Mitglieder, die gerade eine … äh … Anstellung haben, eine Abgabe zahlen, die in einen allgemeinen Fond geht, aus dem dann diejenigen etwas bekommen, die gerade ohne Anstellung sind und Unterstützung brauchen.«
Die Frauen blinzelten sie an.
»Das sollten wir uns wirklich mal durch den Kopf gehen lassen«, sagte Madelyn langsam. »Wenn wir genügend Frauen dazu bewegen könnten, sich anzuschließen und einen bestimmten Betrag beizusteuern, während sie eine
Carte blanche
haben, könnten wir die Frauen finanziell unterstützen, die gerade zwischen zwei Gentlemen hängen.«
»Das ist doch eine Überlegung wert«, ermutigte Gillian sie.
Die Damen erörterten das Thema mit wachsender Begeisterung.
»Wir bräuchten jemanden, der den Fond verwaltet«, erhob Beverly ihre Stimme über das aufgeregte Geschnatter.
»Jemanden, der das Geld für uns anlegen könnte, sodass wir mit unseren Beiträgen auch noch Gewinn erzielen.«
»Das ist unsere Beverly«, stellte Laura stolz fest. »Sie war mal mit Lord Cardwell zusammen, müssen Sie wissen. Dem Banker.«
»Ja, sie hat recht«, stimmte Anne zu, während sie Gillian eindringlich aus schmalen Augen anblickte. »Wir brauchen jemanden, der Beziehungen hat und das Geld für uns investiert. Kein Mann würde Geld anrühren, von dem er weiß, dass es von uns stammt, doch bei einer Person aus der oberen Klasse, einer Person, die vielleicht ihr Taschengeld anzulegen wünscht, einer Person, die Gehör beim Sekretär ihres Mannes findet …«
Fünf Köpfe drehten sich zu Gillian um.
»Es wäre mir eine große Freude«, sagte Gillian gönnerhaft. »Über die Einzelheiten können wir uns gerne an einem anderen Tag unterhalten, aber jetzt möchte ich Sie endlich fragen, was mich am meisten interessiert.« Vier Augenbrauenpaare hoben sich fragend. »Geht es um Sie und Noble …?«
Die Damen lächelten.
Noble lächelte ebenfalls. Ein albernes, selbstgefälliges Lächeln wundervoller Übersättigung. Er hing selig und entspannt in einem tiefen Sessel in einer ruhigen Ecke seines Clubs und dachte amüsiert, dass er die Kraft eines frisch geborenen Welpen besaß. Seine Gedanken – sein Verstand war das Einzige, was noch genügend Energie zum Arbeiten hatte – wanderten fröhlich über die Pfade der Erinnerung an die Aktivitäten der vergangenen Nacht. Und des Morgens. Sein Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen.
»Nun sieh dir das an, Tolly«, sagte Rosse und stieß mit dem Fuß Nobles ausgestreckte Beine an. »Sieht so aus, als ob unser Freund hier alle Symptome eines frisch verheirateten Mannes zeigt.«
Sir Hugh sah, wie Noble schlaff eine Hand hob und die beiden Männer in die nächsten Sessel winkte. »Bei meiner Ehre, ich kann mich nicht erinnern, dich jemals so erschöpft gesehen zu haben, Weston. Du bist doch nicht etwa krank? Geh lieber mal zum Arzt. Du siehst alles andere als gut aus.«
»Er leidet an nichts anderem als den Folgen der Opfergaben an den Gott der Ehe.« Rosse winkte glucksend einen Diener heran.
»Harry, wenn ich noch genügend Kraft besäße, würdest du jetzt eine ordentliche Tracht Prügel dafür von mir beziehen«, drohte Noble und verlangte einen Whiskey.
»Ah, besitzt du aber nicht, und deshalb ergreife ich die Gelegenheit, um dir und deiner Lady ein langes und glückliches Leben zu wünschen, mein Freund.« Rosse erhob das Glas zum Toast. Noble erwiderte den Toast und seufzte tief und anerkennend, als das Wasser des Lebens sich mit einem angenehmen Brennen in seinen Gliedern ausbreitete.
»Wegen letzter Nacht, Weston …«, begann Sir Hugh. »Was für eine verfluchte Schande, dass das passieren musste.«
Noble dachte an das, was er und Gillian an Lady Gayfields Wand getan hatten, und brummte etwas Unverständliches.
»Aber du kümmerst dich ja morgen früh um diesen Mistkerl Carlisle, nicht wahr? Ich habe gesehen, dass die Wetten auf euch beide unentschieden stehen.«
Rosse warf dem Baronet einen fragenden Blick zu. »Und, hast du vielleicht auch ein bisschen gesetzt, Tolly?«
Sir Hugh wurde rot und beschäftigte sich mit den Anhängern seiner Taschenuhr.
»Hast du Neuigkeiten für mich, Harry?«, fragte Noble, als ihm das Unbehagen des jüngeren Mannes leidtat. Nichts konnte ihm seine gute
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