Ein Lord mit besten Absichten
seine geliebte Frau starb und wer es jetzt auf ihn abgesehen hat.«
»Glauben Sie, dass da ein Zusammenhang besteht?«, fragte Laura leise.
»Das ist eine sehr scharfsinnige Frage«, antwortete Gillian nachdenklich. »Auch wenn ich mir da nicht so sicher bin, nehme ich es doch an. Aus welchem Grunde sonst würde wohl jemand auf einmal gegen Noble zu Felde ziehen wollen? Nein, der Ursprung des Problems muss in seiner Vergangenheit liegen, und das ist der Punkt, bei dem Sie mir helfen können, meine Damen.«
»Ich bin überzeugt, dass wir Ihnen alle gerne helfen würden, Madam, aber das ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich«, erklärte Beverly.
Die anderen Frauen bekundeten ebenfalls ihr Bedauern.
»Ach, und dabei hatte ich so sehr gehofft, dass Sie mir helfen könnten«, sagte Gillian mit ehrlicher Betrübnis. Es hatte den Anschein, je näher sie Noble kam, desto größer waren ihre Rückschläge bei der Suche nach Antworten. »Mir ist bewusst, dass Sie alle sehr mit Ihren … Gönnern … beschäftigt sind, aber ich …«
»Das ist es nicht, Mylady«, unterbrach Beverly sie. »Ich habe momentan keinen Gönner. Es ist vielmehr eine finanzielle Angelegenheit. Wir« – sie blickte zu den anderen Frauen, die ihr einmütig zunickten – »wir sind alle auf die Gnade der Männer angewiesen, denen wir … gefällig sind, und sobald wir diese Gönnerschaft verlieren, müssen wir auf unsere eigenen Reserven zurückgreifen.«
»Ach so, das«, sagte Charlotte mit einer schwungvollen Geste ihrer Hand. »Dann legen Sie sich einfach einen neuen Gönner zu!«
»Wenn das so leicht wäre, Mylady«, erklärte Anne säuerlich, »würden wir Lady Weston alle mit dem größten Vergnügen helfen. Doch Tatsache ist, dass wir zuerst einen Gentleman finden müssen, der bereit ist, uns eine
Carte blanche
zu geben, wobei wir dann die ganze Zeit hoffen, dass er nicht zu Misshandlungen neigt …«
»… oder zu unnatürlichen Praktiken«, ergänzte Beverly.
»… oder die Pocken hat«, fügte Laura hinzu.
»… oder sein gesamtes Vermögen beim Spiel verliert«, nickte Madelyn.
»… oder ein Mann ist, der eine Neue findet und sich unserer entledigt, als wären wir Abfall«, beendete Anne.
Gillian war entsetzt über die Einblicke in das Leben von Mätressen. »Aber Sie können doch sicher entsprechende Vorkehrungen für solche Eventualitäten treffen, oder? Heben Sie denn nicht etwas von den durch ihre … äh … Dienste erarbeiteten Mitteln auf?«
Alle vier Frauen lachten das gleiche bittere Lachen. »Wir sparen, wo es nur möglich ist, Mylady, und verkaufen sämtliches Talmi, das man uns schenkt, aber irgendwann ist Schluss, und dann kommt die Zeit, wo wir uns wieder nach einem Gönner umsehen oder in weniger wünschenswerte Umstände begeben müssen«, führte Madelyn aus.
»Was mag denn noch weniger wünschenswert als ein Leben als Mätresse sein?«, wollte Charlotte wissen.
»Charlotte, wenn du dich nicht benehmen kannst, muss ich dich hinausschicken. Meine Damen«, Gillian spreizte die Hände in einer hilflosen Geste. »Ich wünschte, es gäbe etwas, das ich für Sie tun kann. Natürlich kann ich Ihnen eine bescheidene Summe zahlen für die Zeit, die Sie mir mit Ihrer Unterstützung opfern.«
»Eine bescheidene Summe?«, hakte Anne nach. »Wie bescheiden denn?«
Gillian rechnete ihr Taschengeld für das nächste Quartal zusammen und teilte es durch vier. »Zehn Pfund?«
Die Frauen sahen einander wieder an; dann sprach Madelyn. »Da alle anderen momentan nach einem Gönner suchen und mein Mann im … na ja, im Gefängnis ist, nehmen wir Ihr Angebot an. Was sollen wir denn im Einzelnen tun?«
Gillian erzählte es ihnen.
Charlotte erinnerte sie: »Du solltest seine letzte Mätresse nicht vergessen, die, die Lord Weston den Brief geschickt hat.«
»Oh ja, danke, Charlotte. Nobles letzte Mätresse war eine Frau mit dem Namen Mariah. Ich kenne ihren Nachnamen zwar nicht, könnte mir aber vorstellen, dass es nicht allzu schwer sein dürfte, ihn herauszufinden.«
Da stimmten ihr die Damen zu und versprachen, den Aufenthaltsort dieser mysteriösen Mariah zu finden.
»Was das andere angeht«, begann Gillian zögernd, während sie an ihrer Unterlippe nagte. »Haben Sie jemals daran gedacht, sich – damit meine ich Sie Mätressen – zusammenzuschließen? Zu einer Zunft, wenn Sie so wollen, die ihren Mitgliedern in Zeiten der Not hilft?«
Die Frauen, auch Charlotte, starrten sie an, als wären ihr plötzlich
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