Ein Lord mit besten Absichten
der Zunge schnalzte. »Was hat er zu Ihnen gesagt, als er ging?«
Jacksons Lippen kräuselten sich. »Er fragte, wie zur Hölle er seiner Frau erklären sollte, dass er sich die Nase gebrochen hat.«
»Glauben Sie, sie kommt?«
Lord Carlisle blickte zu dem kleineren Mann, der sich arrogant vor ihm aufgebaut hatte, und fragte sich zum hundertsten Male, welches Motiv er wohl hatte, um sich einzumischen. Er zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Kann sein, dass er sie im Haus eingesperrt hat. Wie ich hörte, hatten sie einen furchtbaren Streit, und Weston hat ihr gedroht, sie wegzuschicken.«
»Wenn sie kommt, wissen Sie ja, was Sie zu tun haben.«
»Ich werde tun, was ich für das Beste halte«, entgegnete der Earl mit einem Stirnrunzeln. Emporkömmling; für wen hielt er sich eigentlich, dass er meinte, herumkommandieren zu können?
»Ja, ja, natürlich, ich will ja nicht abstreiten, dass Sie nur das Beste wollen, aber wenn Sie wirklich verhindern wollen, dass er ihr etwas antut, sollten Sie unseren Plan lieber schnell umsetzen.«
Carlisles Miene verfinsterte sich noch mehr. »Das wird nicht nötig sein. Ich sagte Ihnen ja, dass ich mich morgen früh mit Weston treffe. Dann kümmere ich mich um den gottverdammten Mörder.«
»Ja, sehr schön. Ach … ist es schon so spät? Sollten Sie nicht längst unterwegs sein?«
Carlisle fluchte. »Sie brauchen sich nicht wie eine Glucke aufzuführen. Ich werde schon nicht zu spät kommen.«
»Sie sind wohl etwas gereizt heute – ich wollte mich doch nur nützlich machen und vermeiden, dass Sie sie verpassen. Ich glaube nämlich nicht, dass die Dame auf Sie wartet.«
»Ich werde da sein«, knirschte Carlisle und wandte sich bewusst von der grellen Gestalt ab. Warum hatte der Kleine nur so ein großes Interesse daran, Lady Weston zu helfen?
»Großer Gott, was ist denn mit dir passiert, Mann?«
»Nichts, Harry. Hast du Neuigkeiten für mich?«
»Hmmm?« Rosse starrte Nobles geschwollene Nase an, die alle Anzeichen eines Bruches trug. »Ach, nichts außer der Tatsache, dass Mariah nicht mehr bei Sunderland ist. Wie es scheint, ist sie wieder verschwunden.«
Noble rieb sich erschöpft die Stirn, wobei er darauf achtgab, seine Nase nicht zu berühren. »Warum habe ich das Gefühl, im Kreis zu laufen, Harry?«
Der Marquis lächelte. »Könnte an den Prügeln liegen, die du vermutlich bei Jackson bezogen hast. Komm.« Er stand auf und gab seinem alten Freund einen Klaps auf die Schulter. »Was du jetzt brauchst, ist ein bisschen frische Luft, damit du einen klaren Kopf bekommst. Na los, lass uns eine Runde durch den Park fahren, während wir uns über das Problem unterhalten.«
Nick flitzte zum Fenster und schaute zu den Stallungen. Normalerweise herrschte ein reges Treiben im Hof, doch jetzt am Nachmittag tranken die meisten der Diener Tee. Er beobachtete beiläufig, wie sich ein grauer Stallkater auf den Feldweg setzte und den Schwanz wusch.
»Nick … äh … Nick?«
Nick beachtete seinen Lehrer nicht.
»Komm, mein Junge, nur ein Wort. Nur ein Hallo? Mein Name? Oder wie wär’s, wenn du den Hund da begrüßt?«
Nick sah zu, wie die Katze ihre Wäsche beendete, sich streckte und hinter den Stall schlenderte.
»Nick, ich weiß, dass du gesprochen hast. Ich habe es ziemlich deutlich gehört. Und wenn du es einmal konntest, kannst du es ja noch mal tun. Ich denke nur daran, wie glücklich dein Vater darüber sein wird, mein Junge.«
Nick drehte den Kopf und starrte mit seinen stahlgrauen Augen den Lehrer an. Rogerson blinzelte und rieb sich am Kinn. »Ich hätte schwören können, du hättest gesagt … vielleicht habe ich es mir ja nur eingebildet. Vielleicht habe ich nur geglaubt, ich hätte es dich sagen hören.«
Nick sah in den Hof zurück und stellte überrascht fest, dass jemand an der Wasserleitung an der Hausecke hinunterkletterte. Eine feuerrote Haarsträhne baumelte im Nacken unter dem flotten Hütchen mit der langen Fasanenfeder hervor, das so wunderbar zu Gillians grünem Reitkleid passte. Nick sprang auf und zog seinen Lehrer am Ärmel, dann zeigte er auf die Uhr.
»Hm? Oh ja. Natürlich. Ich habe dir einen Besuch im Park versprochen. Ausgezeichnete Idee. Genau das, was wir beide jetzt brauchen – ein bisschen frische Luft, um die Hirngespinste zu vertreiben. Na, dann komm; lass uns gehen.«
»Ich begreife zwar nicht, warum du plötzlich unbedingt einen Spaziergang im Park machen möchtest, Charlotte, aber ich bin heilfroh, dass Mama
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