Ein Lord mit besten Absichten
ich dich gebeten habe?«
»Ja, die Damen sind weg, aber du hast dich wirklich recht schroff verhalten und bist nicht mal auf ein kurzes Schwätzchen geblieben. Sie kennen dich und scheinen recht begeistert von dir zu sein. Ich glaube, es wäre nur höflich von dir gewesen, dich mit ihnen zu unterhalten und zu erkundigen, wie es ihnen geht, für wen Sie gerade arbeiten, solche Sachen eben. Nun, Laura wusste da ein paar sehr hübsche Dinge zu erzählen, über ihre Zeit mit dir …«
Noble packte Gillians Arme und zog sie an sich, womit er das Gespräch auf die einzig möglich erscheinende Art beendete. Gillian blickte ihn verträumt an, als er sie aus dem Kuss entließ, doch er stellte fest, dass das Leuchten in ihren Augen nicht schwächer geworden war.
»Und Anne sagte, du wärst der beste Lieb …«
Diesmal küsste er sie länger, inniger, ließ seine Zunge immer wieder, wie um sie zu beschwören, in ihren Mund gleiten. Sie reagierte mit einem Stöhnen. Er hob den Kopf und schenkte ihr ein selbstgefälliges Lächeln. Sie zwinkerte ein paarmal, ehe sie mit einem Finger seine Lippen berührte. »Sanft und doch so fordernd«, flüsterte sie, während sie sich kurz schüttelte. »Genau wie Beverly es beschrieb …«
»Gillian!«, brüllte Noble mit gespieltem Zorn und schüttelte sie leicht. »Du hörst auf der Stelle mit diesen geschmacklosen Äußerungen auf!«
Sie kicherte. Doch dann verschwand das freudige Strahlen aus ihrem Gesicht, und sie legte eine Hand an seine Brust. »Noble, wir müssen reden. Über heute Morgen – ich weiß, dass du böse auf mich bist. Deshalb habe ich umso mehr Respekt davor, dass du mir keine Vorhaltungen machst, dass ich mich in deine Pläne eingemischt habe, aber du hast dich so töricht verhalten, da musste ich einfach etwas unternehmen. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass du dich mit Lord Carlisle duellierst, nicht, solange die Möglichkeit bestand, dass er dich verletzen oder sogar töten könnte. Du verstehst doch, dass ich es nur dir zuliebe getan habe, nicht wahr?«
Noble starrte sie mit wachsender Verwirrung an. »Wovon redest du eigentlich?«
Gillian wurde rot. »Ich sehe, dass du gütigerweise so tust, als wäre nichts geschehen, aber ich kann dir versichern, dass ich für deine Strafpredigt bereit bin.«
Noble runzelte die Stirn. »Was genau hast du mir zuliebe getan, wobei es um Lord Carlisle ging? Du hattest doch gar keine Zeit, um ihn zu treffen.« Er blickte sich mit gespieltem Misstrauen in der Bibliothek um. »Ich kann ihn nirgendwo entdecken, also kannst du ihn nicht hergebeten haben, wie du es sonst mit Leuten zu tun pflegst, die mir lieber nicht begegnen sollen. Also, was hast du getan, meine Liebe?«
Gillian studierte seine Miene genau. Allmächtiger, er schien tatsächlich nicht böse zu sein. Würde sie seine Launen je verstehen? »Eigentlich hatte ich es dir ja nicht sagen wollen, aber jetzt glaube ich, dass du dich gar nicht aufregen wirst, wovon ich fest ausgegangen bin. Ich habe ihn … ich meine, ich habe Crouch und drei der Runners-Lakaien beauftragt … es war nur zu deinem Besten, musst du wissen, und nur um dir zu helfen, dein Gesicht zu wahren, also brauchst du gar nicht erst anfangen, mich anzufunkeln.«
Noble zählte bis zehn. »Was hast du getan?«
»Ich habe Lord Carlisle entführt.«
Noble ließ sich in den nächsten Sessel sinken, schloss die Augen und rieb sich mit der Hand über die Stirn. »Warum?« Allein das Wort zu denken, ließ seine Kopfschmerzen wieder zunehmen.
»Damit du nicht denkst, ich hätte dich betrogen, als ich dich außer Gefecht gesetzt habe.«
Seine Hand hielt auf der Stirn inne. »Du hast was gemacht?«
Gillian sah ihn fragend an. »Du brauchst nicht so tun, als hättest du es nicht bemerkt.«
»Du hast mir etwas gegeben? Damit ich nicht zum Duell antreten kann?« Gillian nickte. »Du hast mir etwas gegeben? Ach, das ›Schlückchen‹. Du hast mir etwas in den Brandy gemischt? Und mich dann mit dir schlafen lassen?«
Gillian wich einen oder zwei Schritte vor ihm zurück. Ihr Lord von Zorn sah aus, als könnte er sich nicht zwischen totlachen oder totküssen entscheiden, oder anbrüllen, dass die Erde bebte, und für diesen Fall wollte sie lieber etwas auf Abstand gehen. »Das war nicht geplant, Noble. Ich hatte wirklich nicht vor, dass wir … dass du und ich uns … dass wir zusammen … ich wollte dich nur so müde machen, dass du nicht rechtzeitig zum Duell aufwachst, und … na ja … dabei
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