Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Lord mit besten Absichten

Ein Lord mit besten Absichten

Titel: Ein Lord mit besten Absichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
Vom Netzwerk:
und du hast es nicht für nötig gehalten, es mir zu sagen?«
    »Ich musste dich doch erst außer Gefecht setzen«, startete sie einen Erklärungsversuch, ehe sie abwehrend die Hände nach oben riss, etwas davon murmelte, dass er das nicht verstünde, auf dem Absatz kehrtmachte und aus der Bibliothek rannte. Noble glotzte auf die Stelle, an der sie soeben noch gestanden hatte, und versuchte, das Wunder zu begreifen, das sie vollbracht hatte; dann wurde er sich der Bedeutung ihrer Worte bewusst. Nick hatte über jene Nacht gesprochen?
    Er überholte sie auf der ersten Treppe und eilte weiter in den zweiten Stock hinauf, wo sich Nicks Zimmer befanden. Wenn Nick sich an die Geschehnisse jener Nacht erinnerte, brauchte er mehr als einfach nur Trost – er brauchte jedes Quäntchen Liebe, das ihm sein Vater geben konnte. Während Noble die letzten Stufen hinaufsprang, sandte er ein aus tiefstem Herzen kommendes Gebet des Dankes gen Himmel, dass Gott ihm Gillian geschickt hatte. Ohne sie hätte er es nicht mehr gelernt, noch einmal zu lieben.
    Auf der Schwelle zu Nicks Zimmer blieb er stehen, krank vor Sorge, was er wohl vorfände. Sein Sohn, sein unschuldiger kleiner Junge, inmitten des Horrors, von dem Noble inständig gehofft hatte, dass er ihn nie verstehen würde; Ereignisse, die so traumatisch waren, dass sie ihn der Sprache beraubt hatten. Mit der Hand am Türknauf hielt er inne und versuchte, sich zu überwinden, hineinzugehen und dem Jungen zu begegnen, der ebenso heftig gegen seine Dämonen kämpfte wie Noble gegen die eigenen.
    »Er braucht dich, Noble«, erklang Gillians sanfte Stimme hinter ihm.
    Noble nickte, schaffte es jedoch noch nicht, die Tür zu öffnen. Gillian beugte sich kurz zu ihm, ehe sie ihre Hand auf seine legte und wartete. Noble holte tief Luft und schwang die Tür auf.
    Nick sprang vom Fensterbrett und starrte zu seinem Vater. Für einen kurzen Moment verschmolzen die Blicke von Vater und Sohn, ehe ihm der Junge quer durchs Zimmer weinend in die Arme flog. »Papa!«
    Gillian lächelte und wischte sich heimlich die Tränen weg, die sie nicht mehr zurückhalten konnte, als sie sah, wie der Junge auf Nobles Schoß saß, sich schluchzend an ihn klammerte und noch einmal die Schrecken jener Nacht durchlebte. Sie traf kurz den Blick ihres Mannes, dann schlüpfte sie zusammen mit Rogerson aus dem Raum.
    »Jetzt wird es ihm besser gehen, Ma’am«, versicherte ihr der Lehrer.
    »Beiden«, erwiderte Gillian und tupfte die letzten Tränen ab. »Sie haben gelernt, über Mauern zu klettern, denke ich.«
    »Mauern, Mylady? Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    Gillian strahlte ihn an, als sie sich durch den Flur zurückzog. »Ist nicht so schlimm, Rogerson. Die beiden wissen, was gemeint ist.«
    »Großer Gott, Mann, du siehst aus, als wärst du dem Tode geweiht. So sieht man nicht aus, wenn man die Nacht damit verbracht hat, seiner zauberhaften Braut zu huldigen. Hast du dich etwa betrunken? Noble, mein Freund, wir beide müssen wirklich mal ein ernstes Gespräch führen.«
    »Meine zauberhafte Braut«, entgegnete Noble, während er sich gegenüber von Lord Rosse niederließ, »hat mir letzte Nacht etwas in den Brandy gemischt, um mich von meiner Verabredung im Morgengrauen abzuhalten.«
    Rosse starrte ihn an. »Hast du sie denn nicht wissen lassen, dass du dich entschuldigt und das Duell abgesagt hast?«
    Noble erklärte ihm Gillians Plan, seine und Carlisles Ehre zu wahren. Rosse lachte über die ganze Geschichte, bis er merkte, dass sein Freund grimmiger denn je schaute – wenn das überhaupt möglich war und was er bezweifelt hätte, wäre er nicht eines Besseren belehrt worden.
    »Tja, das erklärt, wohin Carlisle letzte Nacht verschwunden war, als ich ihm deine Nachricht überbrachte. Nun erzähl mir aber nicht, dass du böse auf deine charmante Gillian bist, weil sie versucht hat, dir deinen wertlosen Hintern zu retten?«
    Noble überging seine Stichelei. »Nick redet.«
    Rosse sah die angespannten Wangen und die in hartem, kaltem Silber funkelnden Augen des Schwarzen Earls. »Und kann sich an die Nacht erinnern?«
    Noble nickte. »Da war noch ein zweiter Mann, Harry. Ich …« Noble machte den Eindruck, als fiele es ihm schwer, seine Kiefer zum Reden zu bewegen. »Es war nicht McGregor. Nick hat alles gesehen; er hat Elizabeth und diesen anderen Mann gesehen, und ihre Spielchen. Gott behüte, sollte ich diesen Dreckskerl jemals finden, nehme ich ihn bei lebendigem Leibe auseinander. Er wollte Nick

Weitere Kostenlose Bücher