Ein Lord mit besten Absichten
nicht ein Mann mit Westons Stolz. Sie wird für ihre kleine List bezahlen müssen, und zwar reichlich, wenn ich nicht vollkommen falschliege.«
Carlisle ließ diese widerwärtige Nachricht sacken. »Sie hat nur versucht, ihn zu beschützen; Sie glauben doch nicht, dass er …«
»Er hat jedes Recht der Welt, sie für ihre Einmischung zu bestrafen, und wenn sein Zorn auch noch von einer durch Sie erlangten Demütigung gesteigert wird, dann …« Der Kleine spreizte die Finger und zuckte die Schultern. »… ist das ihr Ende. Vielleicht gelingt es Ihnen ja, die nächste Braut zu retten.«
»Nein, verdammt, ich werde
diese
retten!«, fauchte Carlisle mit vor Qual verzerrtem Gesicht. »Ich habe es nicht geschafft, Elizabeth vor dem Zorn dieses Monsters zu bewahren, aber diese Lady Weston werde ich retten.«
Der Kleine lehnte sich mit einem zufriedenen Grinsen und unter das Kinn gelegten Fingern zurück. »Ich habe eine Idee, wie Ihnen das gelingen könnte. Ich habe da ein Haus auf dem Land. Wenn wir meinen Plan auf heute Abend vorziehen, würde ich Ihnen dieses Haus zur Verfügung stellen. Es gibt keinen sichereren Ort für sie – dort würde Weston sie niemals suchen.«
Carlisle winkte ab, als ihnen ein Lakai Getränke anbot, und fragte sich, ob er wohl offen sprechen konnte, während er beobachtete, wie der Kleine mit den Anhängern seiner Taschenuhr spielte.
»Ich dachte, Sie wären völlig abgebrannt? In der ganzen Stadt erzählt man sich, Sie könnten Ihre Schulden nicht begleichen, und dennoch haben Sie ein Haus?«
Der Mann lief vor Wut rot an. »Meine Finanzen gehen Sie nichts an. Also, wollen Sie Lady Weston nun retten oder nicht? Beeilen Sie sich, Mann, ihr Leben steht auf dem Spiel! Das sollten Sie besser als jeder andere wissen!«
Carlisle verengte die Augen zu Schlitzen, verärgert über die unverschämte Art und Weise, wie er angesprochen wurde. Er war geneigt, den ganzen Plan fallen zu lassen, doch die Erinnerung daran, dass es ihm nicht gelungen war, Elizabeth zu retten, verfolgte ihn noch immer. Er durfte nicht zulassen, dass sich die Geschichte wiederholte.
Mit einem Nicken stimmte er zu.
»Meine Damen, wir haben einen Notfall!«, erklärte Gillian, als sie, dicht gefolgt von Nick, forsch ins Wohnzimmer trat. »Lord Weston und Lord Carlisle haben vor …«
»… einen Faustkampf auszutragen, ja, das wissen wir«, fiel Beverly ihr ins Wort.
Gillian runzelte die Stirn. »Woher wissen Sie das? Ich habe es gerade erst von meiner Cousine erfahren!«
Beverly zuckte mit den Achseln.
»Üblicherweise hören wir die Dinge, die von gewisser Bedeutung sind, in der Gesellschaft, Mylady«, sagte Madelyn. »Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir auf dem Laufenden bleiben, was die neuesten
on-dits
angeht.«
»Also so etwas wie eine berufsbedingte Notwendigkeit?«
Die Damen nickten.
»Ich verstehe. Nun, wie dem auch sei, Tatsache ist, dass wir sofort etwas unternehmen müssen, um diesen untragbaren Zustand zu beenden.«
»Was können wir tun?«, fragte Laura zaghaft. »Wollen Sie, dass wir uns als Männer verkleiden und bei Mr Jackson einfallen?«
Gillian beäugte die üppigen Formen der Frauen. Sie als Männer zu verkleiden kam ganz offensichtlich nicht infrage.
»Tut mir leid, dass ich zu spät komme«, keuchte Anna, als sie vor einem unglücklich dreinblickenden Tremayne ins Zimmer gestürzt kam. »Die Weiße Taube hatte wirklich hochinteressante Neuigkeiten über Lord Weston …«
»Haben wir schon gehört«, unterbrach Madelyn sie und rutschte auf dem Zweiersofa zur Seite, um ihr Platz zu machen.
»Ach«, murrte Anne leise angesichts der Wendung der Ereignisse.
»Weiße Taube?«, fragte Gillian nach.
»Die Mätresse des Dukes of Marlborough«, erklärte Laura. »Sie ist unbestritten die Königin der Demimonde. Anne, Lady Weston braucht unsere Hilfe, um dieses dumme Duell zu verhindern.«
Sofort war Annes Schmollmund verschwunden, während ihre Augen zu leuchten begannen. »Sollen wir sie umhauen? Ich wollte immer schon meine Fäuste ausprobieren.«
»Anne!«, ermahnte Beverly mit tadelnder Miene. »Ich bin sicher, Lady Weston hat einen Plan, in dem so etwas Barbarisches nicht vorgesehen ist.«
»Das stimmt«, bestätigte Gillian mit einem Lächeln an ihre Mätressenfreundinnen. »Woran ich denke, ist viel schöner als Umhauen und wirklich sehr einfach.«
Fünf Augenpaare schauten sie erwartungsvoll an.
»Ich möchte, dass Sie dafür sorgen, dass den Männern bei Gentleman
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