Ein Lord mit besten Absichten
Jackson die Augen aus dem Kopf fallen.«
Drei Stunden später stieg Gillian aus der Kutsche. Als sie zur Bond Street Nummer dreizehn blickte, stieß sie ein leises Seufzen aus. »Es macht ja nicht besonders viel her, findest du nicht auch?«
»Mmm, nein«, erwiderte Charlotte, während sie beobachtete, wie ein gut aussehender junger Kerl durch die Tür der Nachbareinrichtung verschwand. »Lass uns lieber da reingehen. Fechten. Gilly, du weißt doch, wie du Degen liebst!«
»Oooh, Henry Angelos Schule«, trällerte Anne, während sie aus der zweiten Kutsche stieg. »Da war ich schon. Die würde Ihnen gefallen, Lady Charlotte. Dort gibt es ja sooo viele junge Herren, die das Fechten erlernen.«
»Nein«, sagte Gillian entschlossen und zerrte ihre Cousine zur richtigen Tür. »Später. Vielleicht. Wenn du dich benimmst.«
»Pah, wer möchte sich denn schon benehmen? Das macht doch gar keinen Spaß.« Charlotte warf sehnsüchtige Blicke zur zweiten Tür.
»Du. Denn wenn du nicht mitkommst, verpasst du, wie diese wunderbaren Ladys hier die Herren verführen. Also ehrlich, Charlotte, man kann den ganzen Tag damit zubringen, darauf aufzupassen, dass du anständig bleibst!«
Crouch, der gleich neben ihnen stand, erbleichte bei ihren Worten. »
Se
wolln in die Boxhalle, M’lady? Hab ich Se richtig verstand’n?
Se
wolln da rein?«
»Ja, Crouch, so ist es. Ich habe vor …«
Crouch schüttelte energisch den Kopf und hob den Haken. »Nein, M’lady. Das kann ich nich zulass’n. Seine Lordschaft wird mir bei lebendig’m Leib die Haut in Streifn abziehn. So wolln Se mich doch nich rumlaufn sehn, oder, M’lady?«
»Ihr herzerweichender Ton ist sehr wirkungsvoll, Crouch«, flüsterte Charlotte ihm weithin hörbar zu. »Wenn Sie mögen, kann ich Ihnen einen Gesichtsausdruck zeigen, der wunderbar dazu passen würde. Dann hätten Sie vielleicht mehr Erfolg.«
»Charlotte, verdirb mir meinen Piraten nicht!«
»Mylady.« Madelyn legte eine Hand an Gillians Arm und schob sich zwischen die beiden Cousinen. »Meinen Sie nicht, wir sollten unseren Plan in Angriff nehmen? Jeden Moment könnte Lord Weston …«
»Großer Gott, ja, natürlich! Gehen Sie, meine Damen. Wir folgen Ihnen, sobald Sie genügend Zeit hatten, die Herren zu bezirzen.« Gilian zog eine Uhr aus ihrem Retikül. »Wie lange, schätzen Sie, werden Sie dafür brauchen? Drei Minuten? Vier?«
Beverly warf ihr einen unübersehbar fassungslosen Blick zu. »Um jemanden zu verführen? Mylady, das dauert mindestens eine Stunde …«
»Oh, nein«, unterbrach Gillian sie. »So viel Zeit haben Sie nicht. Ich möchte die
schnelle
Version.« Sie blickte in die ihr zugewandten verdutzten Gesichter. »Sie wissen schon, die Blitzverführung. Gütiger Himmel, ich kann nicht glauben, dass ich Ihnen vieren erzählen muss, wie Sie Ihre Arbeit zu tun haben. Die schnelle Variante, die, bei dem einem Mann die Augen ausfallen, ihm die Luft wegbleibt und sich seine Hände immer wieder krampfhaft zu Fäusten ballen. Es dauert nur wenige Minuten, bis Noble diesen Zustand erreicht, und diese Kunst dürften sie doch wohl viel besser beherrschen als ich.«
Madelyn machte ein paarmal den Mund auf und zu, ehe sie die Worte herausbrachte. »Wir geben unser Bestes, Mylady.«
Gillian strahlte sie an. »Ausgezeichnet. Wir kommen dann also in wenigen Minuten nach.« Sie lächelte Crouch beruhigend zu, als er beim Anblick der durch Gentleman Jacksons Tür verschwindenden geballten Weiblichkeit den Kopf schüttelte.
Gillian hielt ihre Cousine am Arm fest, damit sie nicht auf Abwege geriet. »Crouch, wenn wir nach oben gehen, können Sie und die Lakaien hierbleiben.«
»Nay, M’lady, das wer’n Se schön lass’n. Denk’n Se an meine Haut! He, Charles, Dickon, ’enry – ihr drei passt auf M’lady auf. Frank, ’arrison, ihr auf die Hunde. Thomas, Jim, ihr beid’n bleibt bei den Pferd’n und sorgt dafür, dass se kein’ Quatsch mach’n. Ich bleib bei Master Nick. Und dann wart’n wir alle schön hier drauß’n, wo uns nix passiern kann!«
Die letzten Worte waren direkt an Gillian gerichtet. Charlotte ließ den Blick über die Lakaien schweifen, die von den beiden Kutschen sprangen, die nötig waren, um sie alle zu befördern. Dann drehte sie sich zu Gillian um. »Wenn man jeden auf ein Pferd setzen würde, könntet ihr bei Astley auftreten!«
Gillian verdrehte die Augen. »Im Ernst, Crouch, ich weiß Ihre Sorge durchaus zu schätzen, aber mein Plan ist gut durchdacht, das
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