Ein Lord mit besten Absichten
Vorstellung von Glanz ist wirklich erschreckend.«
»Ja, gehen Sie nur. Vielen Dank.« Als Tremayne gegangen war, nagte Gillian nachdenklich an ihrer Lippe. Der Schwarze Earl hatte eine Stimmung an den Tag gelegt, die seinem Namen alle Ehre machte. Sie war ohne Weiteres bereit zu glauben, dass er jede seiner Drohungen absolut ernst meinte. Hatte sie sein Verhalten ihr gegenüber zeitweilig als kalt empfunden, hatte sie jetzt einen anderen Eindruck erlangt. Nobles Zorn schürte ein Feuer, das heißer war als die Hölle. Dennoch war die Beziehung zwischen McGregor und dem Earl nur ein weiterer Punkt auf der Liste der Dinge, die es zu erforschen galt. Gillian stieß ein Seufzen aus und machte sich auf die Suche nach ihrem Lord von Hades.
»Noble?« Sie steckte erneut den Kopf zur Tür der Bibliothek hinein und fragte ihn leise: »Bist du beschäftigt?«
Noble blickte von dem Erpresserbrief auf, der mit der Morgenpost gekommen war. »Ja.«
»Ach. Nun, ich sehe ja, dass du beschäftigt bist, denn du hältst ja einen Brief und einen, wenn ich mich nicht irre, Pinsel in der Hand, aber ich wollte nur kurz fragen … malst du etwa?«
Noble blinzelte sie an. »Du störst mich, um mich zu fragen, ob ich male?«
»Äh, nein, eigentlich wollte ich nur kurz stören, um dir zu sagen, dass ich mich gleich auf den Weg zu meiner Cousine Charlotte mache, aber dann habe ich den Pinsel in deiner Hand entdeckt.« Gillian schlüpfte in den Raum und schloss sorgfältig die Tür hinter sich. Noble schien eher durcheinander als wütend, was sie sehr erleichterte. »Ich denke, für eine Bibliothek ist dieser Gegenstand recht ungewöhnlich. Ein Pinsel. Natürlich nicht, wenn man malt, aber ich kann weder eine Staffelei noch eine Leinwand oder Farben entdecken. Darum möchte ich annehmen, dass, wenn du tatsächlich malst, du es woanders tust, was, wie ich bereits erwähnte, es sehr ungewöhnlich erscheinen lässt, dass du, wie man sehen kann, einen Pinsel in der Hand hältst. Hier, meine ich. In der Bibliothek.«
Sie musste eine Pause machen, um Luft zu holen, und hoffte, Noble hätte nicht bemerkt, dass sie wirres Zeug über einen Pinsel brabbelte.
Mit einem Anflug von Verärgerung legte Noble sowohl den Brief als auch den Pinsel auf den Schreibtisch, ehe er sich erhob und zu ihr ging. »Warum zum Teufel redest du so wirres Zeug über einen Pinsel, meine Liebe?«
»Ich … äh, du hast da diesen Pinsel …«
Nur wenige Zentimeter vor ihr blieb Noble stehen und funkelte sie an. Gillian spürte, wie ihr heiße Röte ins Gesicht stieg. Oh nein, das war einfach nicht fair, dass er sie mit einem einzigen Blick so verwirren konnte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, diesen Lord von Männlichkeit und Manneskraft zu heiraten? Wie sollte sie jemals völlig entspannt ein normales Leben führen, wenn er ihr ständig eine Gänsehaut bereitete; wenn sie in seiner Nähe immer gleich weiche Knie bekam; wenn ihr der Atem stockte, sobald er sie ansah wie in diesem Moment; und wenn sie nicht mehr klar denken konnte, sobald ihr der betörende Geruch der Rasierseife auf seiner Haut in die Nase stieg.
»Oh Noble«, stieß sie atemlos hervor und warf sich ihm plötzlich in die Arme. Ihr Sprung kam so überraschend, dass er kurz ins Straucheln geriet. Er fing sich jedoch sogleich und erwiderte die Liebkosungen, die sie nicht mehr zurückhalten konnte. Der Arme, er brauchte sie so sehr; sie musste ihm einfach zeigen, wie dringend er sie brauchte. Sie knabberte an seinem Ohrläppchen und packte es zärtlich mit den Zähnen, während er ihr Hinterteil umfasste und sie zu sich hochzog. »Bitte verzeih mir, dass ich dich gestört habe, Liebster«, hauchte sie und drehte den Kopf, damit sich ihre Lippen begegnen konnten.
»Du musst dich nicht entschuldigen«, stöhnte er, ehe er ihre Lippen in Beschlag nahm und ihren Mund mit seiner Zunge erforschte. Sie stöhnte auf und merkte, wie ihre Knie nachgaben. Kaum zu glauben, aber auch Nobles Beine knickten ein, woraufhin sie gemeinsam zu Boden gingen. Gillian vergaß die Welt um sich herum und spürte nur noch das Feuer gegenseitigen Verlangens, das schlagartig zwischen ihnen entflammte.
»Aber das müsste ich eigentlich«, murmelte sie, während er ihr Dekolleté mit heißen Küssen bedeckte. Wie zum Teufel hatte er denn sein Halstuch gebunden? Da war ja ein Knoten nach dem anderen! Sie unterdrückte ein verzweifeltes Seufzen, als ihre Hände ungeduldig die Knoten zu lösen versuchten, an ihnen zogen und
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