Ein Lord mit besten Absichten
Brüllen, das Crouch ausstieß, ließ die drei Tremaynes zusammenfahren, als hätte sie der Blitz getroffen. Für wenige Sekunden verharrten sie in Schweigen, ehe der eine Bruder den anderen schubste und der dritte lachte. Und schon wälzten sich die drei wieder auf dem Boden, immer um den blutenden Unglücksraben herum.
»Gibt’s das denn! Der Kerl versaut mir noch mein schönes Parkett! Charles! Dickon! Schafft dies’n krumm’ Hund raus!«
»Krummen Hund?« Gillian war verwirrt. »Ich kann nicht ganz folgen. Wo, bitte schön, ist denn hier ein krummer Hund?«
»Na, da unten, M’lady. Der da. Der ist ’ne echte Kanaille, und ’n Pinkel dazu.« Crouch beobachtete mit Genugtuung, wie zwei Lakaien den Gentleman aufhoben.
»Aaah, verstehe.« Gillian verstand zwar gar nichts, wollte sich aber keine Blöße geben. »Hat der …äh … die Kanaille etwas angestellt?«
Crouch schaute sie tadelnd an. »Se sollten nich solche Wörter benutz’n, M’lady. Die dürften Se nich mal kenn’n. Das würd Seiner Lordschaft nich gefalln.«
Gillian drehte sich zu Devereaux um, als zwei Tremaynes aufstanden und sich anstarrten, nachdem sie den dritten Bruder k . o. geschlagen hatten.
»Ist eine Kanaille etwas Schlimmes, Mr Devereaux?«, fragte sie.
»Ja, Madam. Eine unwillkommene Person.«
Gillian wollte gerade wegen des krummen Hundes nachfragen, als Noble das Hinterzimmer verließ, in dem er soeben einem sehr privaten Geschäft nachgegangen war. »Was zum Teufel ist hier los?«
»Die Tremanynes haben eine Kanaille gefangen. Haben sie das nicht gut gemacht?«
Noble blickte Gillian kurz ungläubig an, ehe er vortrat und den blutenden Mann näher betrachtete, der schlaff zwischen zwei Lakaien hing. Er packte den Gentleman bei den Haaren, riss dessen Kopf mit einem Ruck hoch und spähte in dessen blutendes Gesicht. »Verdammter … Das ist McGregor!«, brüllte er und bedeutete den beiden Lakaien, ihre Last auf der Stelle loszulassen. Die arme schottische Kanaille fiel um wie ein nasser Sack. Der Mann stöhnte und murmelte etwas, während er Arme und Beine zu bewegen versuchte.
»Charles! Dickon! Sie haben die Kanaille fallen lassen! Helfen Sie ihm sofort wieder auf«, verlangte Gillian. Der Gentleman mochte zwar eine echte Kanaille sein, doch er war ein Gentleman, was unschwer an seiner eleganten Kleidung zu erkennen war. Die beiden Lakaien bückten sich und zogen ihn wieder hoch.
»Nicht in meinem Haus. Fallen lassen!«, befahl Noble. Mit einem Grinsen ließen sie McGregor erneut los. Er stöhnte noch lauter und hob den Kopf. Ein Auge war zugeschwollen, und auf der Stirn hatte er eine Platzwunde, aus der das viele Blut drang, das seine linke Gesichtshälfte bedeckte.
»Ach, Sie Ärmster.« Gillian ging neben ihm in die Knie und machte sich daran, die Wunde mit ihrem Taschentuch abzutupfen. »Helfen Sie ihm hoch, Charles, Dickon. Er ist verletzt.«
Alasdair McGregor, Lord Carlisle, stöhnte abermals und zitterte, als er sich mühsam aufsetzte. »Wenn Sie erlauben, Madam, würde ich lieber alleine versuchen aufzustehen.«
»Du hörst sofort damit auf, dich um diesen Lumpen zu kümmern, und verlässt die Eingangshalle«, forderte Noble seine Frau auf, trat zu dem Schotten und stieß ihn mit dem Fuß an. »Ich werde diesen Abfall unverzüglich beseitigen lassen.«
»Er hat recht, Mylady, treten Sie bitte zurück, damit wir uns um den Gentleman kümmern können«, sagte einer der Tremaynes, als er vortrat und dabei bedrohlich mit den Fingern knackte. Tremayne eins, nahm Gillian an.
»Aye, Mistress, wir kümmern uns um den Kerl. Den räumen wir gleich aus dem Weg.«
Gillian lächelte Crouch an, der sich dem Gentleman von hinten näherte, um ihm mit einem mächtigen Ruck an der Weste auf die Beine zu helfen. »Das ist wirklich nett von Ihnen, Crouch, denn hier sitzt er doch sehr ungünstig. Brauchen Sie noch etwas, Sir? Soll ich Ihnen vielleicht einen stärkenden Trunk bringen lassen?«
Carlisle befreite sich aus Crouchs Griff, stieg über den Körper eines ausgestreckt auf dem Boden liegenden Tremayne-Bruders hinweg und unternahm einen Versuch, seine Weste zu glätten. »Madam, ich brauche weder Ihre Hilfe noch einen stärkenden Trunk. Trotzdem vielen Dank für Ihre freundlichen Bemühungen, die fraglos eine willkommene Oase in der Wüste der hier ansonsten herrschenden Feindseligkeit sind.«
Beim Anblick seiner Verletzung schnalzte sie missbilligend mit der Zunge und bot ihm ihr Taschentuch an.
»Raus!«,
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