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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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geschehen.
    Ich löste mich aus dem Kampf, rannte zur Treppe, das Torhaus empor, bis zur Brüstung.
    Ein befreiendes Lachen, trocken, ohne Freude, aber voller Erleichterung, entrang sich meiner Kehle.
    Etwas geschah. Etwas geschah. Ich wusste noch nicht genau, was es war, aber etwas geschah.
    Ich blinzelte. Ich hatte die Bewegung nur in der Ferne wahrgenommen. Es war … Wasser? Eine Flutwelle? Aus dem kleinen Bach, der durch das Tal floss? Unmöglich. Ich zwinkerte erneut. Das Wasser war sehr dreckig, voller braunem Matsch, aber es floss breitflächig auf das Kastell zu, nur …
    Nur, dass es gar kein Wasser war!
    Es waren Tiere, Tiere mit einem braunen Fell, die kleineren Verwandten der Sprecherin und es waren verdammt viele. Nicht Hunderte, sondern Tausende, groß wie Hasen, manche wie Hunde oder Ziegen, und sie waren schnell, entschlossen und …
    Einfach verdammt viele!
    Ich grinste ungläubig. Andere meiner Männer hatten es jetzt auch gesehen und riefen aufgeregt irgendwas. Die Kämpfe im Hof waren beinahe zum Erliegen gekommen. Panikrufe lockten die Gegner wieder ins Freie hinaus. Meine Männer holten die Armbrüste hervor, machten die Steine bereit.
    »Feuer einstellen!«, schrie ich. »Lasst die Steine! Zieht euch von der Brüstung zurück!«
    Mich trafen verwirrte Blicke, doch davon ließ ich mich nicht beirren. Ich wiederholte meinen Befehl, wieder und wieder. Auch auf dem Innenhof wurde man aufmerksam. Throcius stapfte die Holztreppe des Torhauses empor, verwirrt, ungläubig. Er blickte auf das weite Feld vor ihm und erstarrte.
    »Jetzt merken sie es auch«, sagte ich.
    Der Hetman und der Söldnerführer waren unter den Ersten, auf die die Welle zubrauste, und sie gestikulierten noch heftig mit den Armen, als sie bereits erreicht wurden. Es wirkte wie Wasser. Die Flut der Tiere ergoss sich über die Männer, die sich verzweifelt, aber nur ganz, ganz kurz wehrten, ehe sie einen grausamen Tod starben. Es war gut zu erkennen, wie die Klauen und Zähne der Kreaturen sie ohne Gnade in Stücke rissen. Schreie erstarben schnell, erdrückt von Muskeln, Kiefern und Fell.
    Die Krieger bemerkten es nun auch. Sie ließen vom Kastell ab, die Bergmänner wild und unkoordiniert, ein leichtes Opfer für die heranstürmenden Tiere, die mit ihnen den gleichen kurzen Prozess machten wie mit ihren Anführern, nur viel umfassender, grausamer, näher, direkt vor unseren Augen, die wir nicht abwenden konnten, obgleich wir es alle wollten.
    Die Söldner reagierten besser. In Windeseile formten sie eine Phalanx, stellten die Holzschilde wie Bollwerke auf, drängten sich nah aneinander, die behelmten Köpfe gesenkt, die Klingen erhoben. Die Flut ließ nicht nach, warf sich gegen die Wehr, mit Dutzenden von Kreaturen, die sich in ihrer Wildheit selbst aufspießten. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde die Phalanx den Ansturm brechen, doch gegen die schiere Masse der Angreifer konnte auch eine disziplinierte Truppe wie diese letztlich nichts ausrichten. Es tat mir fast leid, ihre vollständige und gnadenlose Vernichtung mit ansehen zu müssen, und wie alle anderen blickte ich mit starrem Gesicht auf das Gemetzel hinab.
    Es dauerte nicht lange, bis die letzten Schreie erstarben. Als es keinen Gegner mehr gab, irrten die Tiere für einen Moment umher, einige knabberten lustlos an den Leichen ihrer Opfer. Dann brach die Flut in einzelne Gruppen auseinander, der braune Teppich bekam Inseln aus Stein und Fels, und die Kreaturen liefen in alle Richtungen davon. Es war wie ein Spuk. Das alles hatte keine Stunde gedauert, dessen war ich mir sicher.
    Und es war vorbei. Das Schlachtfeld vor unserem Kastell sah wie die Tat eines irren Metzgers aus. Kein Körper war mehr vollständig, überall lagen abgerissene Hände, Arme, aufgeschlitzte und aufgebissene Brustkörbe und Mägen. Kein Stöhnen eines Verletzten. Nur Tod, umfassend, endgültig, absolut.
    Niemand hatte überlebt.
    Meine Leute schwiegen, aus Fassungslosigkeit meist. Ich fühlte wie sie. Meine Augen tränten, als sie die grausigen Details aufsogen. Ich hörte, wie sich jemand übergab. Mir war auch nicht wohl zumute.
    Wie im Schlaf marschierte ich die Treppe hinunter, ließ das Tor öffnen und trat hinaus. Ich musste mich vom Ausmaß des Gemetzels überzeugen, denn ich war letztlich derjenige, der diesen Sturm über meine Feinde herbeigerufen hatte. Zweifel stiegen im mir auf, als ich gefolgt von Throcius über die Leichenberge stapfte – oder das, was von den

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