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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Kaisers«, verklausulierte ich meine Antwort dann doch etwas.
    »Ihr befindet Euch auf fremdem Gebiet!«
    »Nein, das gehört jetzt mir. Ich habe niemanden vertrieben. Es war verlassen.«
    »Es gehört …«
    »Ich habe keinen Grenzstein gesehen, keine Wachen. Ich kenne keinen Grenzvertrag, keine Karte, keine mündliche Vereinbarung, keine Abmachung. Erleuchtet mich, Botschafter.«
    Der Mann schwieg. Er wusste genau, dass es all dies nicht gab, dass der aktuelle Hetman der Erste seit vielen Jahren war, der die ansonsten verfeindeten Stämme des Gebirges zu so etwas wie gemeinsamem Handeln vereint hatte.
    »Wir sind in der Übermacht«, kam er dann zum eigentlichen Punkt.
    Ich erwiderte nichts und strahlte Gelassenheit aus. Zumindest war das meine Absicht.
    »Ihr dürft kapitulieren, dann lassen wir Euch abziehen«, ergänzte der Botschafter leicht verunsichert.
    »Das ist freundlich von Euch«, meinte ich.
    »Ihr erspart Euch damit einen hohen Blutzoll.«
    »Sehr fürsorglich.«
    Der Mann starrte mich an, als würde er mich für einen Volldeppen halten. Ich hoffte sehr, dass er mit dieser Einschätzung weit daneben lag.
    Dann holte er tief Luft, setzte zu einem weiteren Satz an, überlegte es sich dann aber anders. Er fabrizierte so etwas wie eine Art Verbeugung, drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte zurück.
    Ich tat es ihm gleich, und als sich das Tor hinter mir schloss, merkte ich erst, dass ich die Luft angehalten hatte. Ich stieß sie seufzend aus. Throcius erwartete mich und blickte mir fragend entgegen.
    »Wir sollen kapitulieren«, fasste ich unser Gespräch zusammen. Der Hauptmann zuckte mit den Achseln. »Etwas von Neja gehört?«
    Dafür, dass der Söldneranführer erst vor Kurzem von mir bezüglich meiner speziellen Beziehung zum »Land« informiert wurde, nahm er den Namen der Sprecherin mit großer Selbstverständlichkeit in den Mund.
    »Nein.«
    »Kein Zeichen? Keine Eingebung? Symbole? Erscheinungen? Vorahnungen?«
    »Neja kommt meist persönlich, um ein frisches Hühnchen zu köpfen.«
    »Aha?!«
    Ich verstand seinen Zweifel. Ich hätte jetzt auch gerne etwas von der Sprecherin gehört, und sei es nur, dass das »Land« derzeit anderweitig beschäftigt sei und ich das Problem alleine zu lösen habe. Dann wüsste ich wenigstens, woran ich war.
    Ich sah prüfend in den Himmel. »Wenn der Hetman klug ist, wird er ein Lager errichten und mit dem Angriff mindestens bis morgen warten. Alleine schon, um uns ein wenig nervös zu machen.«
    »Ich bin aber nicht nervös«, murmelte Throcius.
    »Das weiß er ja nicht«, sagte ich und folgte dem Hauptmann auf das Torhaus, um einen Blick auf unsere versammelten Feinde zu werfen. Der Hetman schien meiner Ansicht zu sein, was das richtige taktische Vorgehen anging. In ausreichender Reichweite vor unseren nicht existenten Katapulten und Onagern errichteten die Kämpfer ein Lager. Nein, um genau zu sein, waren es zwei Lager: eines für die Bergkrieger, bestehend aus irgendwelchen auf Zweigen aufgespannten Fellhäuten und einigen Lagerfeuern, eines für die fremden Söldner, versehen mit einer gegrabenen Latrine , Feldzelten, einem zentralen Feuer zum Kochen, sechs Wachfeuern in alle Richtungen und einem Zaun aus gespannten Seilen zwischen Holzpfosten zur Abwehr von Wildtieren. Wer auch immer diese Männer waren , sie stellten zweifelsohne die eigentliche Gefahr da, denn es waren organisierte und disziplinierte Profis.
    Throcius fluchte irgendwas und war demnach offensichtlich zum gleichen Schluss gekommen wie ich.
    Die Nacht verlief ruhig. Am frühen Morgen wurde ich durch ein Kitzeln an der Nase geweckt. Neja hatte mir ihren buschigen Schwanz ins Gesicht gehalten. Als ich aufwachte und ihren behaarten Hintern sah, bekam ich eine unmittelbare Reaktion in meiner Lendengegend, was ich recht entsetzlich fand. Im Körper eines dieser Wesen, gut, das war irgendwie nachvollziehbar – aber jetzt? Ich musste dringend wieder zu meiner Ehefrau zurück und mich schleunigst auf andere Gedanken bringen lassen.
    Neja tat so, als hätte sie nichts gemerkt, und kam gleich zur Sache.
    »Baron, wir wären dann bereit.«
    Ich richtete mich in meinem Bettlager auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Es war noch stockdunkel.
    »Bereit?«, wiederholte ich schwach.
    »Das Land wird dir in deinem Kampf helfen.«
    »Wie? Du hast gesagt, ihr habt keine Armee.«
    »Keine, die wir beliebig oft und ständig einsetzen können. Aber wir sind trotzdem nicht ohne Möglichkeiten. Es

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