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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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plus Kost und Logis zu. Mit Letzterem kann ich derzeit noch nicht dienen, aber ansonsten … Wann habt Ihr das letzte Mal den Lohn empfangen?«
    »Ich habe die letzte lokale Steuer vor sieben Jahren erheben können«, meinte er. »Das hat gerade mal gereicht, um meinen Sold zu zahlen. Seitdem lebe ich vom Ertrag des Hofes.«
    »Selur!«
    Mein Kamerad verschwand auf einem der Eselskarren und kehrte nach einigen Minuten mit einem Beutel zurück. Ich schaute hinein und nickte.
    Dann überreichte ich ihn dem Kastellan.
    »36 Goldstücke und 4 Silbermünzen«, erklärte ich dem fülligen Mann. »Der Sold der letzten sieben Jahre, hier.«
    Ich ließ den Beutel in die Hand Fredericks fallen, der ihn mit großen Augen anstarrte.
    Dann hob er seinen Blick und sah mir ins Gesicht.
    »Seid willkommen, Herr von Tulivar«, meinte er heiser.
    »Ich danke Euch, mein Kastellan«, erwiderte ich. »Und jetzt schafft Eure Hühner aus meinem Turm.«
        
     

6   Mehr als eine Brücke
     
    Wir errichteten ein Lager. Die Männer waren darin sehr professionell, und bald war um den Turm herum ein Zeltdorf aufgebaut. Frederick machte seine Ankündigung wahr und vertrieb die erbosten Hühner noch am gleichen Tag aus dem Gemäuer, dann schickte er seine drei Töchter, um den vertrockneten Hühnermist der letzten Jahre zumindest notdürftig zu beseitigen. So wenig attraktiv das Äußere unseres Kastellans auch war, so sehr unterschied sich sein Nachwuchs von ihm. Die drei Frauen waren zwischen 16 und 22 Jahre alt und sämtlich unverheiratet, was auch auf den Mangel an heiratsfähigen Männern im geeigneten Alter aufgrund des Krieges zurückzuführen war. Frederick war sich dieses Problems durchaus bewusst und wirkte etwas nervös, als sich sogleich fast alle meiner Männer freiwillig meldeten, sich an der stinkenden Arbeit zu beteiligen. Da ich den Turm als mein erstes großes Projekt ansah, war ich sehr daran interessiert, hier schnelle Fortschritte zu machen, und ermunterte jeden dazu, fleißig ans Werk zu gehen. Obgleich meine Truppe aus recht rauen Burschen bestand, verhielten sie sich alle mustergültig, was von den drei Töchtern mit leichtem Erstaunen, dafür dann aber umso größerem Entzücken akzeptiert wurde. Selbst der Kastellan, der die Arbeiten »überwachte«, obgleich er selbst keinen Finger hob, schien nach den ersten drei Tagen sorgfältiger Reinigungsarbeit etwas entspannter zu sein. Ich wusste, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm war, hütete mich aber, den guten Mann allzu deutlich auf diese Tatsache hinzuweisen.
    Er würde es früh genug merken, spätestens, wenn seine drei liebreizenden Sprösslinge plötzlich an Gewicht zunahmen.
    Am Ende des zweiten Tages, als wir zumindest die untere Ebene des Bauwerks in einen einigermaßen manierlichen Zustand versetzt hatten, führte ich eine erste Inspektion durch. Der Turm besaß zwar eine in die Seitenwand gemauerte Treppe, die sich spiralförmig nach oben bis zur Plattform wand, aber dieser fehlte nicht nur ein Geländer, dem ganzen Gebäude fehlten die eingezogenen Zwischenetagen, die den Platz optimal nutzen würden, sodass Wohnräume für die Männer, ein Büro für mich sowie eine Art Gemeinschaftsraum möglich wären. Wir kannten uns alle in den Grundlagen des Zimmerhandwerks aus, da wir im Krieg viel Pionierarbeit geleistet hatten, dennoch war klar, dass der Zeitpunkt nicht mehr fern war, zu dem wir die hiesige Bevölkerung in die Renovierungsarbeiten einbinden mussten. Wenn das so ablief wie bei Floßheim, war das keine sehr erfreuliche Perspektive. Aber meine Männer konnte ich nicht ewig nur als Bauarbeiter einsetzen. Ich war fest entschlossen, so schnell wie möglich Dinge zu tun, die meine neue Herrschaft repräsentierten – und regelmäßige Patrouillen meiner Soldaten in alle belebten Ecken meines Gebietes gehörten dazu. Das war die Arbeit, für die meine Männer eigentlich ausgebildet waren. Noch beschwerte sich niemand – jeder wollte ein anständiges Dach über dem Kopf –, doch wollte ich den Langmut meiner Leute nicht übermäßig strapazieren.
    Es war also an der Zeit, mich den guten Menschen meiner Haupt…stadt einmal vorzustellen. Frederick hatte mich darauf hingewiesen, dass es ein oder zwei ganz ordentliche Tischler gab, und mir eine Wegbeschreibung gegeben. Ich nahm Selur mit, der schon die ganze Zeit um die Erlaubnis gebeten hatte, die Ansiedlung besuchen zu dürfen. Bevor wir uns aber auf den Weg zur Rekrutierung neuer Arbeitskräfte machen

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