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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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schien die Begeisterung über ihre Wanderung weiterhin eher klein zu sein. Man sah mich mit scheelen Blicken an. Ich war für alles verantwortlich und an allem schuld. Daran musste ich mich wohl gewöhnen. Ich hatte gehört, dass dies eine gute Vorbereitung auf das Eheleben sein solle.
    Da aber Mott und die Seinen alles getan hatten, um den Flüchtlingen einen guten Empfang zu bereiten, beruhigte sich die Stimmung rasch wieder. Die Familien Felsdoms bekamen Gehöfte oder Stadthäuser zugewiesen, die oft seit Langem unbewohnt waren. In der Stadt Tulivar brach eine ungewohnte Geschäftigkeit aus.
    Am dritten Tag nach dem gescheiterten Söldnerangriff marschierten sechs der Söldner, die nicht aus Tulivar stammten, auf den Turm zu. Ich war natürlich von meinen Spähern entsprechend vorgewarnt worden. Sie machten absolut keinen aggressiven Eindruck. Die Waffen hatten sie in ihren Rucksäcken verstaut, den Schild auf den Rücken gebunden, der Helm baumelte vom Gürtel. Als sie am Turm angekommen waren, trat einer von ihnen vor, ein älterer Mann mit grauem Bart, mit den Abzeichen eines Sergeanten. Er senkte den Kopf und knetete ein wenig seine Hände. Ich konnte das nicht lange mit ansehen und bat eine der Töchter des Kastellans, der mit seiner Familie zum Hof zurückgekehrt war, um eine Amphore Wein und Becher. Ob es der Anblick der hübschen Maid oder die Aussicht auf kühlen Landwein war, die Verkrampfung meiner Besucher löste sich etwas und sie rückten mit ihrer Bitte heraus.
    »Herr«, sagte der alte Sergeant. »Wir haben Euch nicht angegriffen, weil es unser Begehr war. Man versprach uns gute Entlohnung. Wir wussten nicht wohin, nachdem wir aus der Armee entlassen worden waren.«
    Ich nickte. »Sprich weiter.«
    »Wir wurden entlassen, ohne jeden Sold«, erklärte der Sergeant verbittert. »Wir sind nicht mehr zur Loyalität verpflichtet.«
    Ein jüngerer Mann ergriff nun das Wort.
    »Herr, wir wollen nicht als Banditen auf den Straßen leben. Uns wäre früher oder später der Tod sicher. Wir haben genug vom Dasein als Söldner. Wir sind keine Gesetzlosen.«
    Ich nickte erneut.
    »Herr«, meinte der Sergeant. »Wir haben keine Wurzeln mehr. Unsere Heimat ist uns fremd. Wir sind schon zu lange fort und haben zu viele … Dinge gesehen.«
    Ich wusste genau, wovon der Mann sprach.
    »Wenn Ihr uns erlaubt, uns hier anzusiedeln, in der Baronie, dann wollen wir friedliche Untertanen sein«, brachte der Jüngere nun heraus. »Wir können hart arbeiten. Euer Land ist dünn besiedelt. Wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Wir nehmen die Arbeit, die man uns gibt.«
    Er nestelte vorsichtig sein Schwert aus dem Rucksack und legte es vor mir auf den Boden. »Ich will meine Waffen abgeben, Herr. Nehmt sie. Ich brauche sie nicht mehr.«
    Seine Kameraden murmelten zustimmend und begannen, ihre Klingen auszupacken. Ich hob die Hände.
    »Wartet. Behaltet die Waffen. Wer weiß, wozu sie euch noch dienen können.«
    Die Männer hielten inne.
    »Ich will eurer Bitte entsprechen«, sagte ich dann. Erleichterung machte sich breit, ein freudiges Glänzen in den Augen. »Wir haben viele leere Hofstellen. Ich will sie euch zur Pacht geben. Vielleicht werden Rückkehrer sie einst zurückfordern, aber das Land ist weit, und es gibt weiteren Platz. Die Pacht will ich nach fünf Jahren in Eigentum umwandeln. Dann soll alles euch gehören. Versprecht mir eure Treue und ihr sollt in Tulivar Frieden finden.«
    Ich hatte weder darauf spekuliert noch es erwartet, aber die sechs Männer fielen wie einer auf die Knie, hoben die Schwurhand und versprachen es. Ich hieß sie, sich wieder zu erheben. Frederick hatte sich zu uns gesellt.
    »Kastellan, diese Männer bekommen eine vorübergehende Unterkunft, bis ich mit Mott über ihren Verbleib gesprochen habe«, befahl ich sogleich. »Sie sollen essen und schlafen können.«
    Frederick nickte und begann, seine Töchter herumzuscheuchen. Das plötzliche Auftauchen all der geballten Weiblichkeit hob die Stimmung noch einmal. Für manche dieser Männer, vor Kurzem noch Söldner, ergab sich nun die ernsthafte Perspektive, sich niederlassen zu können, vielleicht eine Familie zu gründen, etwas Besseres zu tun, als Blutelfen zu morden oder sich von den Runenklingen der Trolle in die ewige Verdammnis schicken zu lassen.
    Ich plauderte noch ein wenig mit den Männern, bis der Wein alle war, dann überließ ich sie der Obhut des Kastellans.
    Ich hatte mich gerade abgewandt und wollte meinen nächsten Besuch

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