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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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die ich finanzieren musste: die Rückeroberung von Felsdom etwa, die Renovierung der Stadtmauer von Tulivar, die Wiederherstellung der Straßen und Wege.
    Mit Letzterem hatte ich bereits begonnen. Anknüpfend an den Bau der Brücke in Floßheim, hatte ich eine Gruppe von 30 Arbeitern eingestellt. Sie hatten begonnen, von Tulivar ausgehend, die Straße nach Süden auszubessern. Stein und Kies gab es genug, Werkzeuge waren reichlich vorhanden, aber bisher hatte sich eben niemand für zuständig erklärt. Zwei Wochen bereits wurde der Weg begradigt, ein Fundament ausgehoben, es wurde mit Kies und Lehm gefüllt und mit Grenzsteinen befestigt. Mit großen Holzstampfern wurde die Straße geglättet, und war das Gemisch erst in der Sonne getrocknet, stellte es einen ordentlichen Straßenbelag dar.
    Als Baron standen mir kostenfreie Frondienste meiner Untertanen zu. Ich wusste, dass die Fron nichts war, was mir Sympathien einbrachte. Während der Zeit von Ernte und Aussaat durfte ich jede Woche einen Tag beanspruchen, in der restlichen Zeit zwei Tage. Ich machte von diesem Recht sehr sparsam Gebrauch und nur für Arbeiten, bei denen das allgemeine Wohl für alle Beteiligten gut erkennbar war. Mein erster Befehl dieser Art betraf die Stadt Tulivar, den Marktplatz rings um die Imperatorstatue und die Stadtstraße, die schließlich vor den Resten der Stadtmauer in die Straße nach Floßheim mündete. Ich wies den Fronarbeitern die gleiche Arbeit zu wie den bezahlten Männern: den Marktplatz wiederherstellen und die Straße renovieren. Dazu ließ ich Pläne für ein neues Stadttor machen. Selur war gut in diesen Dingen. Und er hatte in seiner Karriere genug Stadttore eingenommen, um zu wissen, wie diese am besten auszusehen hatten. Es gab zwar dann noch keine Mauer, aber ich wollte einen offiziellen Stadteingang, denn …
    … wie gesagt, ich organisierte ein Fest.
    Bürgermeister Mott war erfreut.
    Dorfschulze Lorn war es nicht. Denn Floßheim sollte sich nicht nur an dieser Festivität beteiligen, es war auch der Ort, der die Besucher aus anderen Teilen des Reiches zu empfangen hatte. Freundlich zu empfangen. Freundlichkeit war das eine Problem, die Tatsache, dass es Besucher gab, das andere.
    Es war mir ein Bedürfnis, diese Provinz aus ihrem sehr tiefen Schlaf zu reißen. Ich entsandte Männer nach Bell, in die angrenzenden Städte und Ortschaften. Sie organisierten Gaukler und Sangesleute, Schausteller und Zuckerbäcker. Ich versprach, alle Kosten zu übernehmen. Ich lud sie nach Tulivar ein. Ich versprach ein großes Fest. Ich kaufte zehn weitere Karren, gezogen von Eseln, und lud Gerik und die Bewohner seines Dorfes ebenfalls dazu, mit dem Angebot, sie auf meinen Karren zu transportieren. Händler jedwelcher Art waren von jeder Marktsteuer befreit und erhielten kostenlose Verpflegung. Selur lud ein vollständiges Bordell ein und verbreitete das Gerücht, dass der Baron die Kosten für den ersten Schuss übernehmen würde. Dies weckte das Interesse vieler männlicher Bewohner Tulivars. Es verursachte Streit und eine heftige Diskussion um moralische Verwerfungen, und ich begrüßte das. Streit würde die Leute aufwecken. Ich benötigte Bewegung in Tulivar.
    Damit die zahlreichen Besucher aber in ihrer anschließenden Mundpropaganda möglichst vorteilhafte Dinge verbreiteten, scheute ich keine Mühen zur Renovierung meiner Provinz. In einer längeren Reise nach Floßheim hatte ich große Mühe, der dortigen Bevölkerung die Idee schmackhaft zu machen. Selbst die sonst immer wirksame Methode, mit Gold vor den Augen der renitenten Einwohner zu winken, half nicht. Erst als ich andeutete, die notwendigen Arbeiten in Floßheim durch Arbeiter aus dem Nachbardorf in Bell durchführen zu lassen, weichte die starre Haltung ein wenig auf. Hier hatte ich die Leute offenbar an den Wurzeln ihres Stolzes gepackt. Als die Arbeiten dann begannen, fanden sich erstaunlich viele Bewohner Floßheims ein. Auch hier ging es im Wesentlichen um den Straßenbau, zudem noch um ein Willkommenstor auf unserer Seite der Brücke.
    Die Renovierung des Turms hatte große Fortschritte gemacht. Um all dies etwas herrschaftlicher aussehen zu lassen, hatte ich den Bau einer mannshohen Mauer um das eigentliche Gehöft inklusive der Befestigung in Auftrag gegeben, versehen mit einem großen Holztor sowie schmuckvollen Schießscharten für Armbrustschützen, die ich gar nicht hatte. Ich ließ die Mauer von meinen Soldaten errichten – es waren immer noch die

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