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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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halbes Dutzend mittlerweile. Throcius ist ein geduldiger Mann. Er hat noch nicht einmal die Folterwerkzeuge herausgeholt, aber ich glaube, heute will er sie einsetzen. Die Gefangenen sind … stur.«
    Ich empfand keinen Genuss an der Folter. Auch der Hauptmann schien mir eher jemand zu sein, der sie als notwendiges Instrument ansah, weniger als Methode zur Befriedigung dunkler Bedürfnisse. Dass er so lange mit ihrem Einsatz gewartet hatte, sprach dafür. Ich wappnete mich.
    »Ich … will mir das ansehen«, sagte ich dann. Neja warf mir einen forschenden Blick zu. Anstatt mir den Weg zu weisen, sprach sie erneut.
    »Ich kann das Land bitten, Throcius zu helfen, Baron.«
    Ich blinzelte. »Helfen?«
    »Die Männer zum Sprechen zu bringen.«
    »Die Folter zu vermeiden?«
    »Nein. Ich kann die Widerstandskraft der Gefangenen, ihre Dickköpfigkeit etwas verringern. Das dürfte die Folter abkürzen. Bergkrieger sind harte Männer, und nicht alle sind von besonderer Intelligenz. Ich kann das Land bitten, sich auf die Intelligenteren zu konzentrieren. Diese brechen meist als Erste.«
    Ich entgegnete nichts, nickte nur, und dann endlich ging Neja los, und ich folgte ihr.
    Es dauerte eine Weile, bis wir uns dem fraglichen Bauwerk genähert hatten. Die Wachen, die das Gebiet patrouillierten – Throcius hielt offenbar nichts von unangenehmen Überraschungen –, ignorierten uns weitgehend, wir waren weder gefährliche Raubtiere noch schmackhafte Beute. So wuselten wir über den Boden bis in die Nähe des Gefängnisses, das, wie ich bei näherem Augenschein erkennen konnte, auf einem soliden Steinfundament erbaut war und einen gut verschlossenen Eindruck machte. Es war recht groß und bot, das war meine Schätzung, insgesamt 20 Gefangenen ausreichend Platz – soweit man bei der Bemessung von »ausreichend« bereit war, gewisse Abstriche zu machen. Auf der Hinterseite des Gebäudes befand sich die Latrinengrube, die einen scharfen und unangenehmen Gestank verbreitete. Für die menschliche Nase war dies bereits störend genug, meine deutlich empfindlichere Witterung durch Lokas Nase wurde zu einer echten Herausforderung für mich. Neja kletterte unbekümmert einige gestapelte Baumstämme hoch und legte ihr Ohr an die Wand. Ich folgte ihr etwas ungeschickt und tat es ihr dann gleich. Hier wiederum erwies sich das ausgezeichnete Gehör dieser Spezies als sehr hilfreich: Was für einen Menschen wohl nur ein dumpfes Gemurmel gewesen wäre, war für Lokas Ohren gut als Konversation zu erkennen. Ich schloss die Augen – die Nase zu schließen, war mir leider nicht möglich – und konzentrierte mich auf das, was ich dort zu hören bekam.
    Eine männliche Stimme erklang.
    »Gut, Drukur, du willst nicht reden. Das kann ich gut verstehen. In deiner Situation würde ich ja genauso handeln. Und du hast ja auch einiges zu verlieren. Bist ein Neffe des Hetman, habe ich gehört, ja?« Das war Throcius. Er machte die Drecksarbeit selbst, immerhin.
    »Ich sage nichts.« Die trotzige Reaktion kam wahrscheinlich aus dem Mund jenes Drukur, der möglicherweise ein Neffe des Hetman, aber ganz sicher das Verhöropfer des Throcius war.
    »Ich verstehe. Nun, dann bleibt mir keine Wahl. Demior, wir fangen mit den Daumenschrauben an.«
    Demior, wahrscheinlich ein einschlägig begabtes Mitglied von Throcius’ Truppe, grunzte etwas, was ich nicht verstehen konnte. Für einige Momente hörte man gar nichts, wahrscheinlich war dies der Zeitraum, der für die Installation der Daumenschrauben notwendig war. Von diesem Folterwerkzeug gab es verschiedene Ausführungen. Die beliebteste war eine Art metallene Röhre, die man über einen Finger des Opfers steckte. In diese Röhre waren unterschiedlich große Löcher gebohrt, durch die man Schrauben mit unterschiedlichen Spitzen in den Finger drehen konnte – manche sehr spitz geschliffen, andere stumpf, zum langsamen Brechen der Knochen und Gelenke, andere mit kleinen Widerhaken versehen, die das Fleisch sozusagen verquirlten. Es gab Foltermeister, die spezielle Eigenanfertigungen vorhielten, die es nicht in der Schmiede um die Ecke zu kaufen gab und dem Standardsortiment besondere Nuancen hinzufügten, die, darauf wurde dann geschworen, den Verhörten zu besonders wahrheitsgemäßer Aussage animierten. Ich hatte diese Werkzeuge das eine oder andere Mal in der Praxis gesehen und empfand keine Freude daran, mir jetzt vorstellen zu müssen, wie Demior die Stellschrauben justierte und Throcius ansah, um das

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