Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
Startsignal zu erhalten.
    Normalerweise fing man mit den sehr spitz geschliffenen Schrauben an, die Schmerz auslösten, aber den Finger nicht gleich verwüsteten, sodass ein gesprächiger Verhörter die Chance bekam, sogleich zur Sache zu kommen, ehe er nur noch ein zerfetztes Stück Fleisch aus der Röhre ziehen konnte. Es gab allerdings Foltermeister, die den Verhörten grundsätzlich nichts glaubten, was unterhalb eines bestimmten Schmerz- und Verstümmelungsgrades geäußert wurde, und sich durch allzu schnelle und eilfertige Antworten eher dazu genötigt sahen, lieber noch eine Schraube extra einzudrehen, bis das notwendige Maß an Glaubwürdigkeit erreicht wurde.
    Ich hoffte im Stillen, das Demior nicht in diese Kategorie gehörte.
    »So, Drukur …«, erklang die Stimme des Throcius. Demior hatte seine Vorbereitungen offensichtlich abgeschlossen. »Wir fangen dann noch einmal von vorne an. Was weißt du über die Pläne des Hetmans bezüglich Tulivars?«
    »Nichts«, kam die trotzige Antwort.
    »Na, na, na«, tadelte Throcius. » Demior!«
    Eine Weile war nichts zu hören, dann stieß jemand zischend den Atem aus und stöhnte etwas. Entweder war Drukur ein harter Mann von großer Selbstbeherrschung oder Demior hatte tatsächlich mit der untersten Stufe begonnen.
    »Also, mein Freund«, hob nun Throcius wieder in beiläufigem Tonfall an. »Der Hetman, dein lieber Onkel. Ihn muss unsere kleine Ansiedlung hier doch stören. Was hat er vor?«
    »Nichts. Ich sage nichts«, kam es gepresst hervor.
    Ich sah Neja an. Diese hatte die Augen geschlossen und drückte ihr Ohr nicht mehr an die Wand, sie war auf etwas anderes konzentriert. Hoffentlich tat sie, was immer sie tun konnte, um die Leiden des Drukur zu verkürzen und die ganze Konversation zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.
    Ich tadelte Throcius nicht. Er tat, was zu tun war. So war das eben.
    Demior hatte derweil an einer anderen Schraube gedreht, denn ich vernahm jetzt ein unterdrücktes Wimmern. Ich wand mich auf meinem Holzstapel und sah Neja wieder an, jedoch darauf bedacht, ihre Konzentration möglichst nicht zu stören.
    »Drukur, mein Freund. Erspare dir doch unnötiges Leid. Was hat dein Onkel vor? Er schickt doch nicht seinen Neffen auf Patrouille in diese Gegend, bei diesem Wetter, um nur mal zu schauen, wie viel Schnee gefallen ist, oder?«
    »Er … er …« Da kämpfte jemand mit sich, und ich hatte den Eindruck, dass dieser Kampf nicht nur etwas mit den zugefügten Schmerzen zu tun hatte.
    »Ja, Drukur?«
    »Er … sammelt die … die Krieger … und hat Hilfe bekommen.«
    Ich horchte auf. »Hilfe?«, flüsterte ich.
    »Hilfe?«, fragte Throcius laut.
    »Aus Felsgard.«
    »Felsgard?«, echote ich leise.
    »Felsgard?«, fragte Throcius.
    »200 Männer aus Felsgard, bezahlt mit dem Gold, das wir hier erbeuten werden.«
    Throcius schwieg für einen Moment, wahrscheinlich ähnlich verwirrt wie ich. Wo zum Teufel lag Felsgard? Die Aussicht, dass der Hetman Söldner anheuerte, um »meine« Söldner anzugreifen, war höchst unerfreulich! »Und der Hetman will wie viele seiner Männer aufbieten?«, stellte Throcius die nächste Frage. Wieder wand sich Drukur ein wenig, doch dann brach die Antwort aus ihm heraus. »400 Mann«, erwiderte er.
    Throcius schwieg. Dann: »Und wann?«
    »Bald. Ein oder zwei Monde.«
    Throcius stieß einen Fluch auf, den ich auf dem Schlachtfeld öfters gehört hatte. Ich musste unwillkürlich grinsen, obgleich mir dazu eigentlich nicht recht zumute war.
    Das Verhör neigte sich dem Ende zu. Der Söldnerhauptmann hatte Demior offenbar einen Wink gegeben. Drukur stieß ein Wimmern der Erleichterung aus, also wurde ihm die Daumenschraube abgenommen.
    »Schafft ihn heraus!«, hörte ich die Stimme des Throcius. »Und ruft die Männer des Barons. Wir werden Verstärkung brauchen!«
    Ich schüttelte den Kopf. Der Baron wusste bereits Bescheid und er war sich nicht sicher, ob er dem Hauptmann liefern konnte, wonach ihm verlangte.
    Neja öffnete die Augen. »Das war es«, sagte sie.
    »Wer oder was oder wo ist Felsgard?«, fragte ich.
    Neja wirkte unsicher, ratlos, eigentlich das erste Mal seit Beginn unserer Bekanntschaft. Sie kletterte die Baumstämme herunter und bedeutete mir, ihr zu folgen. Wir brachten einige Entfernung zwischen uns und dem Lager, erreichten fast wieder die Stelle, an der wir … den Bund besiegelt hatten, ehe sie mir so etwas wie eine Antwort gab.
    »Ich weiß wahrscheinlich nicht genug, um dir deine

Weitere Kostenlose Bücher