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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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hättest mich vorwarnen können«, erklärte ich mit piepsiger, wenngleich brüchiger Stimme.
    »Ich habe Dalina vorgewarnt. Sie war die zentrale Person, mit der ich zu einer Übereinkunft kommen musste.«
    Ich schüttelte den Kopf und lachte auf. Es klang nur ein ganz klein wenig hysterisch.
    »Wenn du so weit bist, Baron, dann können wir aufbrechen.«
    Immerhin darin unterschied sich Neja von anderen Frauen: Sie ahnte offenbar, dass Männer das Bedürfnis endloser Gespräche nach dem Sex nicht unbedingt teilten und lieber etwas anderes machten. Einem Faustkampf zusehen, einem Wagenrennen vielleicht. Oder schlafen. Letztere Option bestand für mich nicht.
    »Eine Frage noch«, sagte ich dann doch.
    Neja sah mich auffordernd an.
    »Wenn du … also, wenn nun …«
    »Wenn ich ein Kind haben sollte, meinst du, ja?«
    Ich nickte.
    »Das ist der Sinn der Sache, Baron. Ich bin die Sprecherin des Landes. Der Bund wird besiegelt durch die Geburt eines neuen Sprechers oder einer neuen Sprecherin, gezeugt mit und durch den Bund.«
    Ich war relativ fassungslos, aber nicht richtig überrascht.
    »Müssen wir das jetzt jedes Mal machen, wenn wir dieses Ritual durchführen, um irgendetwas zu erkunden?«, hakte ich nach.
    Neja lächelte. »Nein.«
    Ich war halb erleichtert.
    »Aber es spricht nichts dagegen.«
    Ich war halb begeistert.
    Neja wies in eine Richtung, nach Norden, soweit ich das von meiner eingeschränkten Perspektive ausmachen konnte.
    »Es geht dort entlang, Baron.«
    Ich taumelte anfangs ein wenig, folgte dann Neja mit immer größerer Sicherheit. Es ging über Stock und Stein, allerdings brachte ich diesen aus meiner neuen Perspektive weitaus größeren Respekt entgegen als sonst. Neja hatte die Stelle für das Ritual gut ausgesucht, denn als wir zehn Minuten später auf einer kleinen Anhöhe angekommen waren, erkannten die bemerkenswert scharfen Augen meines Gastkörpers ein Tal, einen Bach, ein Lager und viele Menschen.
    »Die Mine!«, sagte Neja. Ich kniff die Augen zusammen. Durch die glasklare, kühle Luft konnte ich alles gut erkennen. Die Arbeiter und die Soldaten hausten noch in Zelten, doch der tatkräftige Throcius hatte bereits mit dem Bau des Kastells begonnen. Ein erster Palisadenzaun war gezogen worden und man arbeitete offenbar an einem steinernen Hauptgebäude. Daneben wurde auch an der Mine bereits fleißig gebaut. Tatsächlich schien man sich geteilt zu haben: Eine Gruppe von gut 30 Arbeitern watete durch den kalten Fluss und hatte mit der traditionellsten Form der Goldgewinnung begonnen: dem Auswaschen des Flusssandes in großen Schüsseln. Throcius schien die Anweisung bekommen zu haben, in jedem Falle sofort mit dem Geldverdienen zu beginnen.
    Mir war das nur recht.
    Die eigentliche Mine wurde von den anderen Arbeitern sowie der tatkräftigen Hilfe eines Kriegertrupps errichtet. Ein Gang wurde in den Fels getrieben, während an anderer Stelle große Holzkästen aufgebaut wurden. In diesen würde man die Erde und das Gestein rütteln, um das schwerere Gold auszusortieren. An einer Stelle wurde mit dem Bau einer einfachen Gießerei begonnen. Das gewonnene Gold sollte augenscheinlich sogleich in Barren gepresst und dann abtransportiert werden. Die großen Gießereien in Skoberg würden die Feinarbeit erledigen, Unreinheiten beseitigen und die »richtigen« Barren gießen, mit denen Goran dann seinen Reichtum mehren würde – wahrscheinlich in weiteren Krediten an diverse Adlige, die noch nicht verstanden hatten, dass wir zwar jetzt Frieden hatten, es aber noch an der Zeit war, den Gürtel enger zu schnallen, bis das Imperium wieder auf die Beine kam.
    Ich schob den Gedanken beiseite. Ich bekam meinen Anteil, das war alles, was für mich zählte. Ich erkannte einen meiner Männer an seinem leuchtend roten Haarschopf, er inspizierte die Arbeiter im Fluss und schien sich Notizen zu machen. Ich hatte meine beiden Aufpasser sorgfältig ausgewählt. Beide konnten schreiben und rechnen. Sie schienen ihrer Arbeit unbehelligt nachgehen zu dürfen. Das war beruhigend.
    Mir fiel eine kleine Hütte am Rande der Anlage auf. Vor ihr standen ständig zwei Männer Wache. Neja schien mein Interesse bemerkt zu haben.
    »Das ist ein Gefängnis«, informierte sie mich ungefragt. »In einer Stunde beginnt Throcius wieder mit der Befragung. Ich dachte mir, du wolltest vielleicht lauschen, Baron.«
    »Gefängnis?«
    »Bergkrieger, die sich den Patrouillen zu sehr genähert haben, wahrscheinlich Kundschafter. Ein

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