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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in der sich eine ganze Bauernfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und zwei Töchtern, aufhielt. Diese erhoben sich Alle höflich und bewillkommneten freundlich die unerwarteten Gäste.
    Joël konnte sich nun überzeugen, daß der Reisende nur ein wenig unter dem Knie eine ziemlich lange Hautwunde hatte, welche zur Heilung gewiß eine Woche Ruhe bedingte. Das Bein war aber weder verrenkt, noch gebrochen, überhaupt kein Knochen dabei verletzt worden, und das war ja die Hauptsache.
    Die Bewohner der Hütte boten den Gästen vorzügliche Milch, Erdbeeren in Ueberfluß und etwas Schwarzbrot an, was ebenso gern angenommen wurde.
    Joël that sich gar keinen Zwang an und zeigte einen recht tüchtigen Appetit, wenn dagegen Hulda nur wenig aß, so that es der Reisende desto mehr ihrem Bruder gleich.
    »Wahrlich, sagte er, diese Leibesübung hat mir den Magen leer gemacht, ich gestehe jedoch gern zu, daß es eine große Unbesonnenheit war, den Weg über den Maristien einzuschlagen. Es ist doch recht thöricht, die Rolle des unglücklichen »Eystein« spielen zu wollen, wenn man sein Vater… sogar sein Großvater sein könnte!
    – Ah, Sie kennen also jene Sage? fragte Hulda.
    – Ob ich sie kenne… Meine Amme sang mich schon damit in Schlaf zu jener glückseligen Zeit, wo ich noch eine Amme hatte. Ja, ich kenne dieselbe, Sie liebes, muthiges Kind, und deshalb erscheine ich mir doppelt strafbar. – Und nun, mein Freund, Dal ist für einen Invaliden, wie ich jetzt bin, noch ein wenig weit. Wie denken Sie mich dahin befördern zu können?
    – Darum beunruhigen Sie sich nicht, mein Herr, antwortete Joël. Unser Schußkarren wartet unten am Fußwege. Sie werden nur dreihundert Schritte zu machen haben….
    – Hm, dreihundert Schritte!…
     

    Gestützt von Hulda und Joël… (S. 70.)
     
    – Und bergabwärts, setzte das junge Mädchen hinzu.
    – O, wenn es bergabwärts geht, dann wird es sich schon machen, lieber Freund; dann genügt mir schon ein einziger Arm….
    – Und warum nicht deren zwei, fiel ihm Joël ins Wort, da wir ja vier zu Ihrer Verfügung haben?
    – Nun, mögen’s zwei oder vier sein! Das kostet doch nicht mehr, nicht wahr?
    – Das kostet gar nichts.
    – Doch, mindestens einen Dank, und da fällt mir ein, daß ich Ihnen noch nicht einmal meinen Dank zu erkennen gegeben habe…
    – Wofür, lieber Herr? fragte Joël.
    – Nun, ich dächte… dafür, daß Sie mir das Leben mit eigener Lebensgefahr gerettet haben!…
    – Wenn es Ihnen gefällig wäre… sagte Hulda, die sich erhob, um jede Lobpreisung abzuschneiden.
    – Wie? Natürlich will ich!… Was mich betrifft, ich will gern Alles, was man von mir will!«
    Mit diesen Worten beglich der Reisende schon die geringen Kosten, die er den Bauern in der Hütte verursacht. Dann begann er, ein wenig von Hulda und desto mehr von Joël gehalten, den gewundenen Fußpfad, der nach den Ufern des Maan führt, wo er an der Straße nach Dal mündet, vorsichtig hinabzusteigen. Das ging freilich nicht ohne einige »Ach!« und »Oh!« ab, diese liefen aber doch gewöhnlich in ein herzliches Lachen aus.
    Endlich erreichten Alle die Sägemühle und Joël brachte sofort den Wagen in Ordnung.
    »Und Sie? wendete er sich fragend an Joël. Ich habe Ihnen nun den Platz weggenommen…
    – Einen Platz, den ich Ihnen von Herzen gern abtrete…
     

    Joël ging neben dem Kopfe des Pferdes. (S. 74.)
     
    – Aber vielleicht mit schwerem Herzen?
    – Nein… Nein! Ich habe meine Beine, werther Herr, ordentliche Beine, die sind für Landstraßen geschaffen…
    – Und für so vorzügliche Landstraßen… nicht wahr, junger Freund?«
    So fuhren sie denn die Straße hin, welche sich allmählich dem Maan nähert. Joël ging neben dem Kopfe des Pferdes, das er am Zügel führte, um den Unebenheiten des Bodens besser ausweichen zu können.
    Die Heimfahrt verlief ganz heiter – wenigstens was den Fremden anging. Er plauderte schon wie ein alter Freund der Familie Hansen. Noch bevor sie nach Hause kamen, nannten Bruder und Schwester ihn schon »Herr Sylvius«, und Herr Sylvius nannte sie nur Joël und Hulda, als ob sie schon wer weiß wie lange alle Drei mit einander bekannt wären.
    Gegen vier Uhr zeigte der Glockenthurm von Dal seine feine Spitze zwischen den Bäumen des Weilers, und einen Augenblick später hielt das Pferd vor dem Gasthause an. Der Reisende stieg nicht ohne einige Mühe aus dem Wagen. Frau Hansen war zum Empfange an der Thür erschienen, und obwohl Jener nicht das

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