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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Oles ankündigte, und Ole kam doch noch immer nicht. Welche Unruhe, welche Angst bereitete das der Familie Hansen!
    »Und ich, ich wähnte immer bei ganz glücklichen Menschen zu wohnen,« sagte er für sich.
    Vergegenwärtigte er sich aber Alles einzeln, was er gelegentlich beobachtet hatte, so schien es ihm, daß die beiden Geschwister sich schon ihrer Verzweiflung überließen, wo doch alle Hoffnung noch nicht aufzugeben war. Rechneten sie nach den Tagen des Mai und Juni, so gestaltete die Einbildung ihnen diese Zahl weit größer, so als wenn sie dieselben zweimal gezählt hätten.
    Der Professor nahm sich vor, ihnen darüber andere Ansichten beizubringen, und wenn er dazu auch nicht zwingende Beweisgründe an der Hand hatte, so waren es doch ganz beachtenswerthe und annehmbare, durch welche er ihnen das Ausbleiben des »Viken« erklärlich zu machen suchte.
    Immerhin war sein Gesicht recht ernst geworden. Die Betrübnisse Huldas und Joëls hatten ihn tief ergriffen.
    »Hört mich an, liebe Kinder, sagte er, setzt Euch neben mich und laßt uns den Fall besprechen.
    – Und was könnten Sie uns zum Troste sagen, Herr Sylvius? antwortete Hulda, deren Schmerz sie übermannte.
    – Ich werde Euch nur sagen, was ich für richtig halte, erwiderte der Professor, und das ist Folgendes: Ich habe reiflich nachgedacht über Alles, was Joël mir mitgetheilt hat, und da scheint mir, als ob Eure Ungeduld doch etwas übertrieben wäre. Fern sei es von mir, Euch mit unhaltbaren Versicherungen aufrichten zu wollen, aber es ist doch nicht mehr als recht, die Sache so anzusehen, wie sie liegt.
    – Ach, Herr Sylvius, klagte Hulda, mein armer Ole ist doch mit dem »Viken« zu Grunde gegangen und ich werd’ ihn nimmermehr wiedersehen!
    – Schwester… liebste Schwester! rief Joël bittend, beruhige Dich und lass’ Herrn Sylvius sprechen….
    – Und behalten wir ruhiges Blut, liebe Kinder. Seht einmal, zwischen dem 15. und dem 20. Mai sollte Ole also in Bergen wieder eintreffen?
    – Ja, sagte Joël, zwischen dem 15. und dem 20. Mai, wie sein Brief uns meldete, und jetzt haben wir schon den 9. Juni.
    – Das gibt eine Verzögerung von zwanzig Tagen über den letzten, für die Rückkehr des »Viken« angenommenen Zeitpunkt hinaus. Ich gebe zu, daß das etwas bedeutet; indeß darf man von einem Segelschiffe nicht verlangen, was man von einem Dampfer erwarten könnte.
    – Eben das hab’ ich Hulda auch gesagt und wiederhole es ihr noch immer, sagte Joël.
    – Und daran thun Sie gut, mein Sohn, erklärte Sylvius Hog. Außerdem wäre es ja möglich, daß der »Viken« ein altes Schiff ist, welches, wie die meisten der Neufundlandsfahrer, vorzüglich wenn dieselben schwer beladen sind, nur schlecht segelt. Andererseits hat auch seit den letzten Wochen recht schlimmes Wetter geherrscht. Vielleicht hat Ole nicht einmal zu der Zeit, welche sein Brief angibt, abfahren können. In diesem Falle brauchte er sich nur um acht Tage verspätet zu haben, so könnte der »Viken« noch gar nicht eingetroffen sein, und Ihr würdet wahrscheinlich noch einen weiteren Brief von ihm zu erwarten haben Alles, was ich Euch hier sage, ist, das dürft Ihr glauben, das Ergebniß ernstlichen Nachdenkens. Wißt Ihr übrigens so genau, ob die dem »Viken« mitgegebenen Instructionen ihm nicht eine gewisse Freiheit des Entschlusses einräumten, je nach dem Bedarf des Marktes seine Ladung vielleicht in einem anderen Hafen zu löschen?
    – Das würde Ole mir geschrieben haben, fiel Hulda ein, die sich auch an eine solche Hoffnung nicht zu klammern vermochte.
    – Wer beweist, daß er nicht geschrieben hätte? erwiderte der Professor; und wenn er es gethan, dann wäre nicht der »Viken« im Nachzuge, sondern nur das Postschiff von Amerika. Nehmt einmal an, Oles Schiff hätte einen Hafen der Vereinigten Staaten anlaufen müssen, das erklärte sofort, warum noch kein weiterer Brief von ihm in Europa eingelaufen wäre.
    – In den Vereinigten Staaten, Herr Sylvius?
    – Das kommt ja manchmal vor, und es reicht dann hin, ein Postschiff zu verfehlen, um seine Freunde recht lange ohne Nachricht lassen zu müssen Auf jeden Fall haben wir einen recht einfachen Weg einzuschlagen, nämlich den, bei den Rhedern in Bergen nähere Erkundigungen einzuziehen. Kennt Ihr dieselben?
    – Ja, sagte Joël, es sind die Herren Gebrüder Help.
    – Gebrüder Help
senior
Söhne? rief Sylvius Hog.
    – Ja, dieselben.
    – Oh, die kenne ich ja auch. Der jüngere, Help
junior
, wie man ihn

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