Ein Lotterie-Loos
nennt, obwohl er schon in meinem Alter ist, gehört zu meinen besten Freunden. Wir haben in Christiania oft genug zusammen gespeist. Gebrüder Help, liebe Kinder! O, durch diese werde ich sehr bald erfahren, wie es mit dem »Viken« steht! Noch heut’ werd’ ich an sie schreiben, und wenn es nöthig würde, suche ich sie persönlich auf.
– Wie gut Sie sind, Herr Sylvius! riefen Hulda und Joël gleichzeitig.
– Ach, keinen Dank, ich bitte Euch! Nein, ich verbiete es Euch. Hab’ ich Euch denn gedankt für das, was Ihr da draußen für mich gethan?… Wie, ich finde kaum eine Gelegenheit, Euch einen kleinen Dienst zu erweisen, und Ihr macht ein solches Wesen davon!
– Sie sprachen aber davon, abzureisen, um nach Christiania heimzukehren, bemerkte Joël.
– Ei was, so fahre ich eben nach Bergen, wenn es unumgänglich nöthig ist, dahin zu reisen.
– Sie wollten uns aber verlassen, Herr Sylvius, warf Hulda ein.
– So verlasse ich Euch einfach nicht, liebes Kind. Ich bin Herr meiner Beschlüsse, denk’ ich, und so lange ich diese Angelegenheit nicht in’s Reine gebracht habe, werd’ ich auch – man müßte mir denn hier die Thür weisen…
– Was sagen Sie da?
– Nein, halt, ich habe nicht übel Lust, bis zur Rückkehr Oles in Dal zu bleiben, denn ich möchte ihn kennen lernen, den Verlobten meiner kleinen Hulda. Das muß ein wackerer junger Mann sein – so in der Art unseres Joël.
– Ja, ganz wie er! bestätigte Hulda.
– Das konnte ich mir denken! rief der Professor, dessen gute Laune wenigstens dem Anscheine nach wieder die Oberhand gewonnen hatte.
– Ole gleicht nur Ole, Herr Sylvius, sagte Joël, und das genügt für den Beweis, daß er ein vortreffliches Herz besitzt.
– Ich glaube Euch, lieber Joël; das erregt in mir aber nur noch mehr das Verlangen, ihn zu sehen. O, es kann ja nicht mehr lange dauern. Irgend etwas sagt mir, daß der »Viken« bald eintreffen müsse.
– Möge Gott Sie hören!
– Und warum sollte er mich nicht hören? Er hat ein gar seines Ohr. Ja, ich will der Hochzeit Huldas noch beiwohnen, da ich nämlich dazu eingeladen bin. Dem Storthing wird schon nichts übrig bleiben, als meinen Urlaub um einige Wochen zu verlängern; es hätte ihn ja noch weit mehr verlängern müssen, wenn Ihr mich in den Rjukansos fallen ließt, wie ich’s eigentlich verdiente.
– Herr Sylvius, fiel ihm Joël ins Wort, wie können Sie wohl so reden, bei all’ dem Guten, das Sie uns erweisen!
– Ich wünschte herzlich, Euch besser dienen zu können, liebe Freunde, denn Euch verdanke ich ja Alles, und ich weiß nur nicht…
– Nein, bitte, erwähnen Sie jenes kleinen Abenteuers nicht weiter!
– Im Gegentheil, ich werde immer darauf zurückkommen. Sagt doch, war ich es denn, der mich aus der Todesgefahr auf dem Maristien befreite? Hab’ ich das Leben daran gewagt, mich selbst zu retten? Hab’ ich mich vielleicht selbst nach dem Gasthause in Dal geschafft? Hab’ ich selbst mich gepflegt und ohne Mithilfe der Facultät geheilt? O, ich bin starrköpfig wie ein Schußkarrengaul, das werdet Ihr noch kennen lernen. Nun hab’ ich mir einmal in den Kopf gesetzt, der Hochzeit Huldas beizuwohnen, und, beim heiligen Olaf! ich werde bei derselben anwesend sein!«
Das Vertrauen wirkt gewöhnlich ansteckend. Wie hätten sie dem, welches Sylvius Hog ihnen entgegenbrachte, widerstehen können?
Er bemerkte es recht wohl, als ein schwaches Lächeln das Gesicht der armen Hulda verklärte. Sie wünschte ja nur, es glauben, freute sich nur, es hoffen zu können.
Sylvius Hog fuhr in freundlichem Tone fort:
»Ei, wir dürfen auch nicht vergessen, daß die Zeit sehr schnell verrinnt, also beginnen wir bald mit den Vorbereitungen zur Hochzeit.
– Die sind schon begonnen, Herr Sylvius, antwortete Hulda, und zwar schon seit drei Wochen.
– Schön! So hüten wir uns, sie zu unterbrechen.
– Zu unterbrechen? wiederholte Joël. Es ist ja schon Alles fertig.
– Wie, der Rock der Ehefrauen, das Leibchen mit den Filigranschnallen, der Gürtel mit seinem Gehänge?
– Ja, sogar dessen Gehänge.
– Die glänzende Brautkrone, welche meiner kleinen Hulda wie einer Heiligen stehen wird?
– Ja, Herr Sylvius.
– Und die Einladungen sind auch schon besorgt?
– Alle, versicherte Joël, selbst die, welche uns am meisten am Herzen liegt, die Ihrige.
– Und die Brautjungfer ist unter den besten Mädchen Telemarkens schon erwählt?
– Und unter den schönsten, Herr Sylvius, antwortete Joël,
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