Ein Lotterie-Loos
13. in Dal ein. Joël war dem Postboten schon mit Tagesanbruch entgegen gegangen; er brachte den Brief dann auch nach der großen Stube, in der sich der Professor mit Frau Hansen und deren Tochter befand.
Zuerst herrschte eine Minute lang tiefes Schweigen. Hulda, welche ganz blaß geworden war, hätte jetzt gar nicht sprechen können, so heftig klopfte ihr vor Erwartung das Herz. Sie hatte die Hand ihres Bruders ergriffen, der übrigens nicht weniger erregt war als sie.
Sylvius Hog erbrach den Brief und las den Inhalt mit lauter Stimme vor. Zu seinem Bedauern erging sich der Absender desselben auch nur in unbestimmten Andeutungen, und der Professor konnte den jungen Leuten, die ihm mit Thränen in den Augen zuhörten, seine Enttäuschung nicht verhehlen.
Welcher Empfang… (S. 100.)
Der »Viken« hatte Saint Pierre Miquelon wirklich zur vorausbestimmten Zeit verlassen, ganz wie es Ole Kamp’s letzter Brief meldete. Das war in zuverlässigster Weise durch andere Schiffe bekannt geworden, die seit seiner Abreise von Neufundland in Bergen schon angekommen waren. Diese Schiffe hatten denselben unterwegs nicht angetroffen; auch sie hatten in der Gegend von Island sehr schweres Wetter zu überstehen gehabt, sich aber daraus, ohne Schaden zu nehmen, zu retten vermocht.
Warum sollte das denn dem »Viken« nicht ebenso gelungen sein? Vielleicht war er nur ein Stück zurückgeblieben. Es war das übrigens ein ganz vorzügliches, sehr fest gebautes Schiff unter der Führung des Capitäns Frikel aus Hammerfest, und hatte eine kräftige Besatzung, welche schon genügende Proben ihrer Seetüchtigkeit abgelegt hatte. Immerhin sei dieses Ausbleiben des »Viken«, wenn es sich noch weiter verlängerte, einigermaßen beunruhigend, und dann doch vielleicht zu fürchten, daß derselbe mit Mann und Maus zu Grunde gegangen sei.
Help
junior
bedauerte, keine bessere Nachricht über den jungen Verwandten der Familie Hansen geben zu können. Betreffs Ole Kamp’s selbst, sprach er von diesem als einem vortrefflichen jungen Manne, welcher der Theilnahme, die Sylvius Hog für ihn empfand, völlig würdig wäre.
Help
junior
schloß mit der Versicherung seiner aufrichtigen Hochachtung für den Professor und übermittelte diesem gleichzeitig herzliche Grüße von seiner Familie. Endlich versprach er, ihm ohne Zögern jede weitere Nachricht zugehen zu lassen, die vom »Viken« aus irgend welchem Hafen Norwegens eintreffen würde, und nannte sich in der Unterschrift als dessen »achtungsvoll ergebene. Gebrüder Help.
Halb ohnmächtig werdend, war die arme Hulda, während der Professor diesen Brief las, auf einen Stuhl niedergesunken und schluchzte schmerzlich, als dieser damit zu Ende war.
Mit gekreuzten Armen, ohne ein Wort zu sagen, ja, selbst ohne daß er gewagt hätte, seine Schwester anzusehen, hatte Joël zugehört.
Frau Hansen hatte sich, nachdem Sylvius Hog mit dem Lesen aufgehört, nach ihrem Zimmer zurückgezogen; es schien, als hätte sie diese Hiobspost ebenso sicher erwartet, wie sie manch’ anderes Unglück voraussah.
Der Professor bedeutete Hulda und Joël durch ein Zeichen, näher zu treten. Er wollte zu ihnen noch über Ole Kamp reden, wollte ihnen Alles sagen, was er nur immer an Trost für sie erdenken konnte. Und er sprach sich nach diesem Briefe von Help
junior
mit mindestens eigenthümlicher Zuversichtlichkeit aus. Er betonte ganz besonders eine merkwürdige Ahnung zu haben, daß sie noch nicht zu verzweifeln brauchten, dazu seien eine hinreichende Menge Beispiele bekannt, daß Schiffe auf der Fahrt zwischen Norwegen und Neufundland noch längere Verzögerungen erlitten hätten, was unzweifelhaft nachgewiesen wäre. Der »Viken« sei ja, wie sie nun bestimmt wüßten, ein gutes Fahrzeug mit verläßlichem Führer und erprobter Mannschaft, folglich aber eher in günstigeren Verhältnissen, als manche andere Schiffe, welche zufällig schon nach dem Heimatshafen zurückgekehrt wären.
»Halten wir also die Hoffnung hoch, meine lieben Kinder, und fügen wir uns in Geduld! Hätte der »Viken« zwischen Island und Neufundland Schiffbruch erlitten, sollten denn die zahlreichen, auf demselben Wege nach Europa befindlichen anderen Fahrzeuge keine einzige Spur von ihm aufgefunden haben? – Doch nein! Nicht eine Planke ist in jenen zur Zeit der Hochseefischerei so belebten Gegenden entdeckt worden! Nichtsdestoweniger dürfen wir natürlich die Hände nicht in den Schooß legen und müssen unbedingt erschöpfende
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