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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich nach der großen Gaststube.
    Hulda und Joël näherten sich dem Hause, aus dem die grollende Stimme Sandgoïst’s vernehmlich heraustönte. Sie blieben stehen und lauschten. Jetzt sprach Frau Hansen, aber in bittendem Tone.
    »Treten wir ein!« sagte Joël.
    Hulda mit recht gepreßtem Herzen und Joël, der vor Ungeduld, aber auch vor Ingrimm zitterte, begaben sich Beide auch nach der Gaststube, deren Thür sorgfältig geschlossen wurde.
    Sandgoïst saß in dem großen Lehnstuhle und schien sich um das Erscheinen der Geschwister gar nicht zu kümmern. Er begnügte sich, den Kopf umzuwenden und sie durch die Brille zu betrachten.
    »Ah, da ist ja die reizende Hulda, wenn ich nicht irre!« sagte er in einem Tone, der Joël höchlich mißfiel.
     

    Sandgoïst saß in dem großen Lehnstuhle. (S. 128).
     
    Frau Hansen stand in unterwürfiger und ängstlicher Haltung vor diesem Manne. Sie richtete sich aber, offenbar verlegen beim Erscheinen ihrer Kinder, jetzt höher auf
    »Und das ist ohne Zweifel ihr Bruder? fuhr Sandgoïst fort.
    – Ja, ihr Bruder!« antwortete Joël bestimmt.
    Dann traten Beide bis nahe an den Lehnstuhl heran.
    »Was steht zu Ihren Diensten?« fragte der junge Mann.
    Sandgoïst warf ihm einen übelwollenden Blick zu und ohne sich zu erheben, sagte er mit häßlicher, harter Stimme:
    »Das werden Sie noch hören, junger Bursch! Ja, Sie kommen eigentlich zur rechten Zeit. Es drängte mich, Sie zu sehen, und wenn Ihre Schwester im Stande ist, Vernunft anzunehmen, so werden wir uns ja verständigen. Aber setzen Sie sich nur erst, und Sie auch, junges Kind!«
    Sandgoïst lud sie zum Sitzen ein, als ob er sich in seinem Hause befände. Joël gab ihm das nicht undeutlich zu verstehen.
    »Aha, das paßt Ihnen wohl nicht? Alle Wetter, das ist ja ein Bursche, der nicht gerade nachgiebig aussieht!
    – Und der sich weder um den Finger wickeln läßt, entgegnete Joël, noch Höflichkeiten von Anderen als Denen annimmt, die sie mit Recht zu bieten haben.
    – Joël! ermahnte ihn Frau Hansen begütigend.
    – Bruder… liebster Bruder!« setzte Hulda hinzu, deren Blick Joël bat, sich zu beherrschen.
    Dieser mußte sich stark bemühen, der Bitte zu willfahren, und um seinem Verlangen, diese großprahlerische Persönlichkeit vor die Thür zu setzen, nicht so leicht nachgeben zu können, zog er sich in eine Ecke der Gaststube zurück.
    »Kann ich nun sprechen?« fragte Sandgoïst.
    Er erhielt von Frau Hansen weiter nichts als ein zustimmendes Zeichen statt jeder Antwort; doch das schien ihm zu genügen.
    »Nun, so hören Sie, um was es sich handelt, und ich bitte Sie alle Drei um die nöthige Aufmerksamkeit, denn ich liebe es nicht, einunddasselbe zweimal zu sagen.«
    Er sprach, wie man allzu deutlich erkannte, wie ein Mann, der das Recht besitzt, Anderen seinen Willen aufzunöthigen.
    »Durch die Zeitungen, fuhr er fort, habe ich von dem Schicksale eines gewissen Ole Kamp gehört, einem jungen Seemanne aus Bergen, und dazu von einem Lotterie-Loose, das er seiner Braut Hulda in derselben Minute geschickt hat, wo sein Schiff, der »Viken«, verunglückte. Ebenso habe ich von allen Leuten erfahren, daß man dieses Loos, mit Rücksicht auf die Umstände, unter denen es aufgefunden wurde, so zu sagen für wie vom Himmel gesandt betrachte und man ihm deshalb einen besonders hohen Gewinn bei der bevorstehenden Ziehung in Aussicht stelle. Endlich ist mir auch zu Ohren gekommen, daß Hulda Hansen mehrfache, sogar recht beträchtliche Gebote für Ablassung desselben gethan worden seien.«
    Er schwieg einen Augenblick, dann fuhr er fort:
    »Ist es an dem?«
    Die Antwort auf diese letzte Frage ließ etwas auf sich warten.
    »Ja, es ist so, sagte Joël dann. Und was weiter?
    – Was weiter? wiederholte Sandgoïst. Ei, Folgendes: Alle diese Angebote beruhen nur auf einem thörichten Aberglauben, das ist meine Ansicht. Immerhin sind sie gethan worden und dürften mit der Annäherung des Ziehungstages wahrscheinlich noch wachsen. Ich bin der Meinung, das verspricht ein Geschäft, welches ich für eigene Rechnung in die Hand nehmen möchte. Aus diesem Grunde bin ich gestern aus Drammen weggefahren und bin hierhergekommen nach Dal, um mit Frau Hansen wegen Abtretung jenes Looses zu verhandeln und sie zu bestimmen, mir vor den anderen Bewerbern dabei den Vorzug zu geben.«
    In der ersten aufwallenden Empfindung wollte Hulda schon Sandgoïst dieselbe Antwort ertheilen, wie sie sie auf alle Angebote dieser Art gegeben, obwohl er

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