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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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kann noch heute die Anker lichten.«
    »Ich danke Ihnen, Herr Kommandant«, antwortete der
    Professor, »und bin Ihnen tief verpflichtet für den mir be-
    reiteten Empfang. Doch gestatten Sie noch eine Frage. Kön-
    nen Sie mir sagen, wieviel Zeit es beanspruchen wird, das
    grönländische Meer zu erreichen?«
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    »Mein Aviso legt 11 Knoten (zirka 20,5 Kilometer) in der
    Stunde zurück. Da die Entfernung von Bergen nach Grön-
    land 20 Grad beträgt, rechne ich dort nach kaum 8 Tagen
    anzukommen.«
    »Eilen Sie ja so schnell es angeht, Herr Kommandant«,
    antwortete Sylvius Hog. »Wenn einige Schiffbrüchige der
    Katastrophe zu entgehen vermochten, so leiden sie doch
    nun schon 2 Monate gewiß Mangel an dem Nötigsten, ster-
    ben vielleicht Hungers an verlassenem Strand . . .«
    »Wir dürfen keine Stunde verlieren, Herr Hog. Noch
    heute werde ich mit Eintritt der Ebbe in See stechen und
    die größte Geschwindigkeit einhalten; sobald ich dann ir-
    gendein Merkzeichen finde, werde ich das Oberseeamt in
    Christiania durch den Telegraphen von Neufundland be-
    nachrichtigen.«
    »Reisen Sie mit Gott, Herr Kommandant«, schloß Syl-
    vius Hog, »und möge Ihre Mühe von Erfolg gekrönt sein!«
    Noch denselben Tag lichtete, von den teilnahmsvollen
    Hurras der ganzen Bewohnerschaft Bergens zum Abschied
    begrüßt, die ›Telegraf‹ ihre Anker, und nicht ohne lebhafte
    Erregung sahen sie die Leute durch die ersten engen Was-
    serstraßen steuern und dann hinter den letzten Eilanden
    der Fjorde verschwinden.
    Sylvius Hog beschränkte seine Bemühungen aber nicht
    auf die Expedition allein, zu der er den Aviso ›Telegraf‹ ver-
    anlaßt hatte. Seiner Meinung nach ließ sich noch mehr tun,
    indem man die Hilfsmittel, eine Spur von der ›Viken‹ auf-
    zufinden, vervielfältigte. War es nicht möglich, einen ge-
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    wissen Wetteifer der Handelsschiffe und Fischerfahrzeuge
    zu entfachen, sie alle bei den Nachforschungen zu betei-
    ligen, während sie ihre Fahrten nach den Gewässern der
    Färöer und Islands ausführten? Ja, gewiß; so wurde denn
    auch von Staats wegen eine Prämie von 2000 Mark jedem
    Fahrzeug zugesichert, das einen auf das verschollene Schiff
    bezüglichen Hinweis beibringen, 5000 Mark aber demjeni-
    gen, der einen der Überlebenden von dem Schiffbruch mit
    heimführen würde.
    Man ersieht hieraus, daß Sylvius Hog während seines
    2tägigen Aufenthalts in Bergen alles Mögliche daransetzte,
    um den Erfolg dieser Nachforschungen zu sichern. Darin
    wurde er übrigens bereitwilligst von seinem Freund Help
    junior und den anderen Seefahrern unterstützt. Help hätte
    es gern gesehen, ihn noch einige Zeit bei sich zurückhal-
    ten zu können. Sylvius Hog dankte ihm aufrichtig, lehnte
    es aber ab, seinen Aufenthalt zu verlängern. Es verlangte
    ihn danach, wieder bei Hulda und Joel zu sein, die er nicht
    länger als nötig sich allein überlassen zu wissen wünschte.
    Help junior versicherte ihm noch, daß jede neu eintreffende
    Nachricht unverzüglich nach Dal übermittelt werden sollte,
    dem Professor allein blieb jedoch die Aufgabe, die Familie
    Hansen darüber zu unterrichten.
    Nachdem Sylvius Hog am Morgen des 4. von seinem
    Freund Help junior herzlichen Abschied genommen,
    schiffte er sich wieder auf der ›Run‹ ein, um über den Har-
    danger-Fjord zu fahren, und wenn nicht ganz unvorherge-

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    sehene Hindernisse eintraten, hoffte er am Abend des 5.
    wieder in Telemarken zurück zu sein.
    XIV.
    Denselben Tag, an dem Sylvius Hog Bergen verlassen hatte,
    war es im Gasthaus zu Dal zu einem recht ernsthaften Auf-
    tritt gekommen.
    Es schien, als ob nach der Abreise des Professors der gute
    Genius Joels und Huldas mit der letzten Hoffnung auch al-
    les Leben aus der ganzen Familie mit sich genommen habe.
    Es war ein völlig totes Haus, das Sylvius Hog zurückgelas-
    sen hatte.
    Während dieser 2 Tage traf übrigens kein Tourist in Dal
    ein. Joel hatte also keine Ursache, sich von da zu entfer-
    nen, und konnte bei Hulda bleiben, die er nur mit schwe-
    rem Herzen allein gelassen hätte.
    Frau Hansen schien von ihrer geheimen Angst immer
    mehr und mehr beherrscht zu werden und alle Teilnahme
    an dem, was ihre Kinder berührte, selbst an dem Unter-
    gang der ›Viken‹ eingebüßt zu haben. In ihrem Zimmer zu-
    rückgezogen, lebte sie fast ganz für sich und zeigte sich nur
    noch, wenn gegessen werden sollte. Selbst wenn sie einmal
    ein Wort an Hulda oder Joel

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