Ein Lotterielos. Nr. 9672
können, als das gastfreundliche Haus
von Help junior.
Der Empfang, der Sylvius Hog zuteil wurde, hätte nir-
gends wärmer, herzlicher und unzweideutiger sein können.
Sein Freund bemächtigte sich sozusagen seiner Person, wie
eines kostbaren Ballens, den er in Konsignation nahm, sorg-
fältig unterbrachte und den er nur gegen bestimmte, form-
gerechte Quittung wieder ausliefern würde.
Sylvius Hog machte Help junior sofort mit dem Zweck
seines Hierherkommens bekannt und brachte das Gespräch
auf die ›Viken‹. Er fragte, ob seit seinem letzten Brief keine
weitere Nachricht über das Schiff eingetroffen sei und ob
die Seeleute der Stadt es für mit Mann und Maus verloren
ansähen. Auch erkundigte er sich, ob dieser Schiffbruch,
der auch mehrere Familien in Bergen in Trauer versetzte,
nicht die Seebehörden schon zur Anstellung von Nachfor-
schungen veranlaßt hätte.
»Wie konnte man das wohl«, antwortete Help junior, »da
kein Mensch den Ort des Schiffbruchs kennt?«
»Zugegeben, mein lieber Help, doch eben weil man ihn
nicht kennt, mußte man sich darüber Aufklärung zu ver-
schaffen suchen.«
»Wie . . . darüber?«
»Ja, gewiß! Wenn man die Stelle nicht weiß, wo die ›Vi-
ken‹ gesunken ist, so weiß man doch, an welcher Stelle das
bekannte Dokument von jenem dänischen Schiff aufgefun-
den wurde. Das ist ein sicherer Hinweis, dessen Nichtbe-
achtung eine schwere Schuld auf uns wälzen würde.«
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»Wo ist die betreffende Stelle?«
»Hören Sie mich an, lieber Help!«
Sylvius Hog berichtete nun die neueren Mitteilungen,
die ihm das oberste Seeamt hatte zukommen lassen, und
erwähnte auch die erhaltene Vollmacht, diese nach eigenem
Ermessen zu verwerten.
Die Flasche, in der sich das Lotterielos Ole Kamps be-
fand, war am 3. Juni von der Brigg-Goélette ›Christian‹,
Kapitän Mosselman aus Helsingör, bei südöstlicher Luft-
strömung etwa 200 Seemeilen südwestlich von Island auf-
gefischt worden.
Der Kapitän hatte von dem Dokument sofort Kenntnis
genommen, wie das seine Pflicht erheischte, schon für den
denkbaren Fall, daß Überlebenden von einem Schiffbruch
hätte unmittelbare Hilfe gewährt werden können. Die auf
die Rückseite des Lotterieloses geschriebenen Zeilen be-
zeichneten aber in keiner Weise die Unglücksstätte, und die
›Christian‹ konnte sich also überhaupt nicht dorthin bege-
ben.Es war ein ehrenwerter Mann, dieser Kapitän Mossel-
man. Ein anderer, minder gewissenhafter Mann hätte das
Los vielleicht für sich behalten; er dagegen hatte nur den
einen Gedanken, es an seine Adresse zu befördern, sobald
er nach einem Hafen zurückgekehrt war. »Hulda Hansen in
Dal«, das genügte; es war nicht notwendig, nähere Angaben
hinzuzufügen.
In Kopenhagen angekommen, meinte Kapitän Mossel-
man richtiger zu verfahren, wenn er das Dokument den
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dänischen Behörden auslieferte, statt es unmittelbar nach
seinem Bestimmungsort zu senden. Das war sicherer und
entsprach dem üblichen Gebrauch. Er tat es also, und das
Seeamt zu Kopenhagen gab alsbald dem Seeamt zu Christi-
ania darüber auf offiziellem Weg Nachricht.
Zu dieser Zeit hatte die genannte Behörde schon die
ersten Zuschriften von Sylvius Hog empfangen, der wegen
eingehender Nachforschungen bezüglich der ›Viken‹ nach-
suchte. Das ganz besondere Interesse, das er für die Familie
Hansen empfand, war kein Geheimnis mehr. Man wußte,
daß Sylvius Hog noch eine Zeitlang in Dal verweilen werde,
und dorthin wurde ihm also das von dem dänischen Ka-
pitän aufgefundene Dokument gesendet, um es in Hulda
Hansens Händen übermitteln zu lassen.
Seitdem hatte dieses Vorkommnis nicht aufgehört, die
öffentliche Meinung zu erregen, wie wir ja, Dank den er-
greifenden Berichten, welche die Tagesblätter beider Welten
darüber brachten, schon von früher wissen.
Vorstehendes war es, was Sylvius Hog seinem Freund
Help junior in kurzem Umrisse mitteilte. Letzterer hörte
ihm ohne jede Unterbrechung mit warmer Teilnahme zu,
und der Professor schloß seinen Bericht mit den Worten:
»Eines gibt es also, worüber kein Zweifel aufkommen
kann, den Umstand, daß das Dokument am vergangenen
5. Juni ungefähr 200 Seemeilen südwestlich von Island, etwa
einen Monat nach der Abfahrt der ›Viken‹ von Saint Pierre
Miquelon nach Europa, aufgefunden worden ist.«
»Und weiter ist Ihnen nichts bekannt?«
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»Nein, mein lieber Help, doch
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