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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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schien.
    Die Gewinnmöglichkeit betrug jetzt 1 zu 100 für alle
    Nummern zwischen 1 und 99.
    Sollte das Los Ole Kamps wirklich dem schändlichen
    Sandgoist die Summe von 100.000 Mark in die Tasche zau-
    bern? Wahrlich man hätte an der Vorsehung zweifeln ler-
    nen können.
    Das fünfte kleine Mädchen tauchte die Hand in die Urne
    und entnahm ihr die fünfte Ziffer.
    »7!« sagte der Vorsitzende, doch mit so erstickter
    Stimme, daß man ihn kaum in den vordersten Reihen ver-
    stehen konnte.
    Wenn man aber nichts hörte, so sah man doch, worauf
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    es ankam, denn die fünf kleinen Mädchen zeigten eben den
    Zuschauern die folgenden Ziffern: 00967.
    Die gewinnende Nummer mußte also unbedingt zwi-
    schen 9670 und 9679 liegen.
    Die Spannung hatte ihren höchsten Punkt erreicht.
    Sylvius Hog stand aufrecht da und hatte Hulda Han-
    sens Hand ergriffen. Alle Blicke richteten sich auf das arme
    Mädchen. Hatte sie, während sie das letzte Andenken von
    ihrem Ole Kamp hergab, wirklich ein Vermögen geopfert,
    das ihr Verlobter für sie erträumte?
    Das sechste kleine Mädchen hatte einige Mühe, die Hand
    in die Urne einzuführen. Sie zitterte, das kleine Ding. End-
    lich erschien die Ziffer.
    »2!« rief der Vorsitzende.
    Halb erstickt vor Erregung sank er damit auf seinen
    Stuhl zurück.
    »9672!« verkündete einer der Beisitzer mit laut schallen-
    der Stimme.
    Das war die Nummer von Ole Kamps Los, jetzt im Besitz
    des wucherischen Sandgoist. Alle Welt wußte es, und nie-
    mand war es ein Geheimnis, auf welche Weise der Geizhals
    es erworben hatte. Es entstand auch eine Totenstille statt
    des Donners der Hurras, von dem der große Saal der Uni-
    versität wiedergehallt haben würde, wenn das Los sich noch
    in Hulda Hansens Händen befunden hätte.
    Würde nun der Schurke, der Sandgoist, sein Los in der
    Hand hervortreten, um den darauf gefallenen Gewinn ein-
    zustreichen?
    — 254 —
    »Die Nummer 9672 erhält den Gewinn von 100.000
    Mark«, wiederholte der Beisitzer. »Wer hat Anspruch dar-
    auf ?«
    »Ich!«
    War das der Wucherer von Drammen, der dieses kurze
    Wort ausgesprochen hatte?
    Nein, es war ein junger Mann gewesen – ein junger Mann
    mit blassem Gesicht, der in seinen Zügen, wie in der ganzen
    Erscheinung zwar die Zeichen lange erduldeter Entbehrun-
    gen trug, aber doch lebte – lebte!
    Bei dieser Stimme hatte Hulda sich erhoben und einen
    Schrei ausgestoßen, der von der ganzen Versammlung ver-
    nommen wurde, dann war sie ohnmächtig geworden . . .
    Der junge Mann hatte jedoch schon die Menge geteilt,
    und er fing das bewußtlose junge Mädchen in seinen Ar-
    men auf.
    Es war Ole Kamp.
    XIX.
    Ja, es war Ole Kamp – Ole Kamp, der wie durch ein Wunder
    den Schiffbruch der ›Viken‹ überlebt hatte.
    Daß ihn die ›Telegraf‹ bei ihrer Rückkehr nicht gleich-
    zeitig mit nach Europa brachte, lag einfach daran, daß er
    sich damals nicht mehr in den von dem Aviso durchsuchten
    Gegenden befunden hatte.
    Dort war er aber nicht mehr, weil er sich schon an Bord

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    — 256 —
    eines anderen Schiffes und auf dem Heimweg nach Chris-
    tiania befand.
    So etwa lautete die Darstellung Sylvius Hogs, die er vor
    jedem wiederholte, der sie hören wollte, und man darf wohl
    glauben, daß alle ihr begierig lauschten. Er erzählte die Ret-
    tungsgeschichte mit wirklich triumphierendem Ausdruck,
    und seine Nachbarn verbreiteten sie weiter an diejenigen,
    die nicht das Glück hatten, ihm nah genug zu stehen. So
    pflanzte sich die Neuigkeit fort von Gruppe zu Gruppe bis
    zu der draußen in den Höfen und den angrenzenden Stra-
    ßen aufgestauten Menge.
    Binnen wenigen Minuten wußte ganz Christiania, daß
    der junge Schiffbrüchige von der ›Viken‹ zurückgekehrt sei
    und daß er das große Los in der Schulenlotterie gewonnen
    hatte.
    Sylvius Hog mußte sich schon herbeilassen, die Ge-
    schichte zu erzählen; Ole selbst hätte es nämlich nicht ver-
    mocht, denn Joel hatte ihn, während Hulda allmählich wie-
    der zu sich kam, in die Arme gepreßt, daß er fast erstickte.
    »Hulda! . . . Liebste Hulda!« rief Ole nur. »Ja . . . ich bin’s
    . . . Dein Verlobter . . . und bald dein Gatte!«
    »Schon morgen, meine Kinder, schon morgen!« jubelte
    Sylvius Hog. »Noch heute abend fahren wir nach Dal zu-
    rück, und wenn’s auch noch nie vorgekommen sein mag,
    so wird man einen Professor der Rechtswissenschaft und
    Abgeordneten des Storthing da bei einer frohen Hochzeit
    tanzen sehen, wie den

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