Ein Lotterielos. Nr. 9672
ausgelassensten Burschen von Tele-
marken!«
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Daß Sylvius Hog die Geschichte Ole Kamps kannte, er-
klärt sich durch den letzten Brief, der ihm vom Seeamt nach
Dal gesendet worden war. Dieser Brief – der letzte, den er
erhalten und den er gegen niemand erwähnt hatte – enthielt
nämlich ein aus Christiania datiertes zweites Schreiben, aus
dem er folgendes erfuhr:
Die dänische Brigg ›Genius‹ war eben in Christiansand
vor Anker gegangen und hatte einige Überlebende von der
›Viken‹ an Bord, unter anderem den jungen Steuermann Ole
Kamp, der 3 Tage später in Christiania eintreffen sollte.
Der Brief aus dem Seeamt fügte hinzu, daß die Schiff-
brüchigen sich infolge der ausgestandenen entsetzlichen
Leiden in höchst geschwächtem Zustand befänden. Aus die-
sem Grund hatte Sylvius Hog Hulda nichts von der Rück-
kehr ihres Verlobten sagen wollen. In seiner Antwort hatte
er auch die strengste Geheimhaltung dieser Rückkehr erbe-
ten, eine Geheimhaltung, der man sich gegenüber der All-
gemeinheit sorgsam befleißigt hatte.
Daß der Aviso ›Telegraf‹ nun weder ein Wrackstück noch
einen Überlebenden von der ›Viken‹ gefunden hatte, bedarf
jetzt kaum einer Erklärung.
Während eines sehr heftigen Sturms hatte nämlich die
›Viken‹, als sie sich etwa 200 Seemeilen südlich von Island
befand, nach Nordwesten flüchten müssen. In der durch
plötzliche starke Windstöße ausgezeichneten Nacht war sie
gegen einen der ungeheuren Eisberge gestoßen, die von den
grönländischen Meeren dort vorübertreiben. Die Kollision
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war furchtbar – so stark, daß die ›Viken‹ schon 5 Minuten
nachher in die Tiefe versank.
Eben damals hatte Ole jene Zeilen abgefaßt, auf das Lot-
terielos ein letztes Lebewohl an seine Verlobte geschrieben
und es dann, nachdem er es in einer Flasche verschlossen,
ins Meer geworfen.
Der größte Teil der Besatzung der ›Viken‹, darunter
auch der Kapitän, war bei jenem Zusammenstoß umgekom-
men. Ole Kamp und vier seiner Kameraden hatten noch auf
ein Bruchstück des Eisbergs springen können, als die ›Vi-
ken‹ eben versank. Ihr elender Tod wäre dadurch freilich
nur verzögert worden, wenn der entsetzliche Sturmwind
das Eis nicht nach Nordwesten zu getrieben hätte. 2 Tage
später konnten die erschöpften, vor Hunger schon halbto-
ten Überlebenden aus dem Schiffbruch sich an die Küste
Grönlands retten – an jene verlassene Küste, wo sie nun der
Gnade des Himmels anheimgegeben waren.
Ohne eine nach wenig Tagen eintreffende Hilfe wären
sie auch hier noch elend umgekommen, da es ihnen ja viel
zu sehr an Kräften fehlte, um die Fischereien oder die dä-
nischen Niederlassungen an der Baffins-Bai am jenseitigen
Ufer zu erreichen.
Da kam zufällig die durch den Sturm ebenfalls aus ih-
rem Kurs verschlagene Brigg ›Genius‹ in Sicht. Die Schiff-
brüchigen gaben sich durch Zeichen zu erkennen, wurden
aufgenommen und waren damit gerettet.
Bei der verhältnismäßig kurzen Überfahrt von Grönland
nach Norwegen erlitt die ›Genius‹ jedoch durch widrige
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Winde noch bedeutende Verzögerungen. Das erklärt, wa-
rum er in Christiansand erst am 12. Juli und erst am Mor-
gen des 15. Juli in Christania eintraf.
An eben diesem Morgen war aber Sylvius Hog auf das
genannte Schiff gegangen, wo er Ole noch sehr schwach an-
traf und er ihm alles mitteilte, was sich seit Eintreffen sei-
nes letzten, aus Saint-Pierre-Miquelon abgesandten Briefs
ereignet hatte. Darauf hatte er ihn nach seiner Wohnung
mitgenommen, nicht ohne die Mannschaft der ›Genius‹
um vorläufiges Stillschweigen zu bitten. Das übrige ist dem
freundlichen Leser bekannt.
Darauf wurde verabredet, daß Ole, wenn er sich dazu
kräftig genug fühlte, der Ziehung der Lotterie beiwohnen
sollte.
Nun, an Kräften konnte es ihm ja nicht fehlen, da Hulda
ebenfalls dort anwesend sein sollte. Doch hatte jene Zie-
hung dann noch ein Interesse für ihn? Ja gewiß, das größte
Interesse, für ihn, wie für seine Braut.
Sylvius Hog war es nämlich gelungen, das Los aus der
Hand Sandgoists zurückzuerhalten, indem er es für densel-
ben Preis kaufte, den der Wucherer aus Drammen der Frau
Hansen dafür gezahlt hatte, und Sandgoist war sogar herz-
lich froh gewesen, sich desselben noch zu entledigen, als
ihm jetzt keiner mehr ein Aufgeld bieten wollte.
»Mein wackerer Ole«, hatte Sylvius Hog bei der Rück-
gabe des
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