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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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guter Vorbedeutung für den Kerl, den
    Sandgoist!« bemerkte einer der Nachbarn des Professors.
    »Pah, es wäre doch ein Wunder, wenn gerade ihm der
    größte Gewinn zufallen sollte, obwohl er eine berühmte
    Losnummer hat«, erwiderte ein anderer.
    »Wahrlich, eine berühmte!« bestätigte Sylvius Hog;
    »doch fragt mich nicht warum . . . ich wäre jetzt nicht im-
    stande, das zu erklären.«
    Nun begann die Ziehung der 2. Serie, die 9 Lose um-
    faßte. Das mußte nun schon hochinteressant werden, da die
    91. Nummer 1000 Mark gewann, die 92. schon 2000 Mark,
    und so weiter bis zur 99., der ein Gewinn von 9000 Mark
    zufiel. Die dritte Serie endlich, wie der Leser nicht verges-
    sen haben wird, bestand nur aus dem einen großen Los.
    Die Nummer 72521 erhielt einen Gewinn von 5000 Mark.
    Das Los war im Besitz eines wackeren Seemanns aus dem
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    Hafen, dem alle Anwesenden laut zujubelten und der diese
    Huldigung mit großer Würde entgegennahm. Eine zweite
    Nummer, die 823752, gewann 6000 Mark. Wie freute sich
    da Sylvius Hog, als Joel ihm zuflüsterte, daß diese Nummer
    der reizenden Sigrid in Bamble gehörte.
    Da entstand aber eine ganz allgemeine, durch Gemur-
    mel sich fortpflanzende Bewegung unter den Anwesenden,
    als die 97. Nummer gezogen wurde – zu der ein Gewinn
    von 7000 Mark gehörte – und man eine kurze Zeit glauben
    konnte, daß Sandgoist vom Schicksal, wenigstens bezüglich
    dieses Gewinns, begünstigt werden könnte.
    Die Nummer, die jene Summe gewann war nämlich
    9627; es fehlten also nur 45 Einer an der, welche Ole Kamp
    gehört hatte.
    Die beiden folgenden Ziehungen ergaben die sehr weit
    voneinander entfernt liegenden Nummern 775 und 76287.
    Die zweite Serie war beendigt; jetzt war nur noch eine
    Nummer für den größten Gewinn von 100.000 Mark zu be-
    stimmen.
    Die Erregung der Zuschauer stieg damit so hoch, daß
    es schwer werden möchte, sie bezüglich ihrer Intensität ge-
    nauer zu kennzeichnen.
    Zunächst entstand ein langes Murmeln, das sich von
    dem großen Saal aus nach den Höfen und bis auf die Straße
    fortpflanzte. Es vergingen gewiß einige Minuten, ehe es sich
    legte. Allmählich trat jedoch ein gewisses Decrescendo ein,
    dem ein tiefes Stillschweigen folgte, so daß man die ganze
    Zuschauermenge hätte für scheintot halten können. Un-

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    ter dieser Ruhe verbarg sich wirklich eine Art Erstarrung,
    die man empfindet, wenn man einen Verurteilten auf dem
    Richtplatz erscheinen sieht. Diesmal freilich war der noch
    unbekannte leidende Teil nur verurteilt, 100.000 Mark zu
    gewinnen, aber nicht den Kopf zu verlieren, wenn das nicht
    etwa aus Freude geschah.
    Die Arme gekreuzt, blickte Joel ziellos vor sich hin – er
    war vielleicht von der ganzen Menge am wenigsten erregt.
    Hulda, die ganz in sich zusammengesunken dasaß,
    dachte nur an ihren armen Ole und suchte ihn instinktiv
    mit den Augen, als müsse er jetzt im letzten Moment auf-
    tauchen.
    Was Sylvius Hog betrifft . . . Doch nein, wir müssen dar-
    auf verzichten, den Gemütszustand Sylvius Hogs zu schil-
    dern.
    »Ziehung des Gewinns von 100.000 Mark!« rief der Vor-
    sitzende.
    Welche Stimme! Sie schien aus dem Inneren dieses fei-
    erlich-ernsten Mannes hervorzutönen. Es mochte das auch
    mit daher kommen, daß er selbst mehrere Lose besaß,
    von denen noch keines gezogen war und deren eines doch
    ebenso gut jetzt das große Los gewinnen konnte.
    Das erste kleine Mädchen zog eine Ziffer aus der Urne
    zur Linken und zeigte sie den Zuschauern.
    »Null!« rief der Vorsitzende.
    Diese Null brachte keine besondere Wirkung hervor; es
    machte fast den Eindruck, als ob man ihr Erscheinen er-
    wartet hätte.
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    »Null!« wiederholte der Vorsitzende, als er die von dem
    zweiten kleinen Mädchen gezogene Ziffer anmeldete.
    Zwei Nullen? Man begreift, daß hiermit die Gewinn-
    chancen beträchtlich für alle Nummern zwischen eins und
    9999 zunahmen. Ole Kamps Los trug aber, wie wir wissen,
    die Nummer 9672.
    Sonderbar – Sylvius Hog begann auf seinem Stuhl un-
    ruhig zu werden, als ob er auf einem schlingernden Schiff
    säße.
    »9!« rief der Präsident, als er die von dem dritten kleinen
    Mädchen aus ihrer Urne gezogene Ziffer verkündete.
    9! Das war die erste Ziffer von Ole Kamps Los.
    »6!« fuhr der Vorsitzende fort. Und richtig, das vierte
    Mädchen zeigte eine 6 allen Blicken, vor denen sie sich, da
    sie gleich geladenen Pistolen auf sie gerichtet waren, fast zu
    fürchten

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