Ein Lotterielos. Nr. 9672
von 45.000
Mark enthielt; die zweite umfaßte neun Gewinne von 1000
bis 9000 Mark, ebenfalls im Wert von 45.000 Mark; die
dritte nur einen Gewinn von 100.000 Mark.
Entgegen der Gewohnheit, der man sonst bei derartigen
Lotterien folgt, war hier der Haupttreffer bis zuletzt auf-
gehoben, nicht der ersten gezogenen Nummer sollte das
große Los zufallen, sondern der letzten, das heißt hier der
100. Nummer. Selbstverständlich bewirkte das eine sich
immer weiter steigernde Spannung und immer heftigeres
Herzklopfen bei den Anwesenden. Wir brauchen natürlich
nicht zu betonen, daß eine Nummer, die schon einmal ge-
wonnen hatte, nicht ein zweites Mal gewinnen konnte, und
für ungültig erklärt wurde, falls sie noch einmal aus den
Urnen hervorkam.
Alles das war jedermann bekannt, und es galt jetzt nur
noch, die bestimmte wichtige Stunde abzuwarten. Um aber
die Langeweile beim Warten hinwegzutäuschen, plauder-
ten alle lebhaft und zwar am häufigsten von der bedauerns-
werten Lage der Hulda Hansen. Hätte sie jetzt das Los Ole
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Kamps noch besessen, gewiß hätte ihr jedermann – natür-
lich nach dem eigenen lieben Ich – den besten Erfolg ge-
wünscht.
Zu dieser Stunde hatten schon mehrere Personen Kennt-
nis von der im heutigen Morgenblatt enthaltenen Depe-
sche und sprachen darüber mit den Nebenstehenden. Bald
wußte man nun in der ganzen Versammlung, daß die Nach-
forschungen des Avisos zu keinem Ziel geführt hatten; die
Sache war abgeschlossen, man mußte darauf verzichten,
nur eine einzige Planke der ›Viken‹ wiederzufinden. Von
der Besatzung hatte kein Mann den schrecklichen Schiff-
bruch überlebt. Hulda würde ihren Verlobten nie mehr wie-
dersehen.
Da lenkte ein Zwischenfall die Aufmerksamkeit nach an-
derer Seite. Es verbreitete sich nämlich das Gerücht, Sand-
goist habe sich doch entschlossen, Drammen zu verlassen,
und einige behaupteten sogar, ihn in den Straßen von Chris-
tiania schon gesehen zu haben. Sollte er wirklich die Kühn-
heit haben, in diesem Saal zu erscheinen? Wenn es der Fall
war, durfte der schlechte Mann sich eines Ausbruchs der
allgemeinen Entrüstung gegen ihn versehen. Er . . . der Zie-
hung der Lotterie selbst beiwohnen? Nein, das war so un-
wahrscheinlich, daß es gar nicht möglich war, die Sache lief
auch auf nichts weiter, als auf einen blinden Alarm hinaus.
Gegen viertel nach 2 entstand eine gewisse Bewegung im
Saal.
Eben zeigte sich Professor Sylvius Hog im Tor der Uni-
versität. Man wußte, wieviel Anteil er an der ganzen Ange-
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legenheit hatte und wie er nach erfolgter eigener Rettung
durch die Kinder von Frau Hansen ehrlich bestrebt war,
seine Schuld zurückzuzahlen.
Sofort öffneten sich die Reihen der zunächststehenden
Landleute. Ein schmeichelhaftes Murmeln, auf das Sylvius
Hog durch freundliches Nicken mit dem Kopf antwortete,
lief durch die Menschenmenge und wuchs bald zu lebhaf-
ten Zurufen an.
Der Professor war jedoch nicht allein. Als die ersten zu-
rückwichen, um ihm Platz zu machen, sah man, daß er ein
junges Mädchen am Arm führte, während ein junger Mann
den beiden folgte.
Ein junger Mann und ein junges Mädchen! Wie ein elek-
trischer Schlag durchzuckte es die guten Leute. Derselbe
Gedanke sprang in allen Köpfen so gleichzeitig auf, wie der
Funken von ebenso vielen Akkumulatoren.
»Hulda! . . . Hulda Hansen!«
Dieser Name drängte sich unwillkürlich aus jedem
Mund.
Ja, es war Hulda, aber so erregt, daß sie sich kaum auf-
recht zu halten vermochte. Ohne den Arm Sylvius Hogs
wäre sie gewiß zusammengebrochen. Dieser aber hielt sie
ordentlich fest, die reizende Heldin dieser festlichen Stunde,
der nur ihr Ole Kamp fehlte. Und doch, wie viel lieber wäre
sie in ihrem kleinen Stübchen in Dal geblieben, und wie
drängte es sie, sich dieser, wenn auch noch so wohlgemein-
ten teilnehmenden Neugier zu entziehen. Sylvius Hog hatte
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es jedoch gewollt, daß sie hierherkam, und so war sie ge-
kommen.
»Platz! Platz!« rief man von allen Seiten.
So dicht die Menge gedrängt stand, wich sie doch vor
Sylvius Hog, vor Hulda und Joel zurück. Aber wie viele
Hände streckten sich aus, um die ihrigen zu erfassen! Wie
viele freundliche Begrüßungsworte wurden ihnen beim Vo-
rüberkommen zugerufen, und mit wie sichtlicher Befrie-
digung nahm Sylvius Hog diese freiwilligen Huldigungen
entgegen!
»Ja, sie ist es, liebe Freunde! . . . Das ist meine
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