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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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anschloß, verlief an
    der Vorderseite in zwei sich kreuzenden Aufschlägen und
    zeigte auf dem Rücken bunte Verzierungen, etwa wie man
    in der Bretagne gelegentlich keltische Westen findet. Der
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    Hemdkragen hatte einen rundlichen Ausschnitt. Das gelbe
    Beinkleid war unter dem Knie durch ein Band mit Schnalle
    gehalten. Auf seinem Kopf saß ein breitkrempiger Hut mit
    schwarzer Schnur und roter Einfassung. Die Unterschenkel
    umschlossen grobe Stoffgamaschen oder dicksohlige Stiefel
    mit niedrigen Absätzen, in denen das Fußgelenk, wie bei
    den Stiefeln der Strandfischer unter tiefen Falten fast ver-
    schwand.
    Seinem Beruf nach war Joel eigentlich Bergführer im
    Gerichtsbezirk von Telemarken und bis weit nach den Ge-
    birgsstöcken von Hardanger hinein. Stets bereit, mit auf-
    zubrechen und niemals zu ermüden, verdiente er wirklich,
    mit jenem Rollon der Läufer, einem sagenberühmten nor-
    wegischen Helden, verglichen zu werden. Zuweilen beglei-
    tete er englische Sportsleute, die gern hierher kommen, um
    den »Riper« zu schießen, jenen fetteren Ptarmigan, als den
    der Hebriden, und den »Jerper«, ein höchst wohlschme-
    ckendes Rebhuhn, das weit zarter ist, als das schottische.
    Mit Einbruch des Winters lockte sie dagegen die Jagd auf
    Wölfe hierher, wenn diese, von Hunger getrieben, sich wäh-
    rend der schlechten Jahreszeit über die geforenen Seen hi-
    nabwagen. Im Sommer wieder die Jagd auf Bären, wenn
    diese Tiere, von ihren Jungen gefolgt, frisches Grasfutter zu
    suchen kommen, denen man meist auf Plateaus von 1000
    bis 1200 Fuß Höhe nachspüren muß. Mehr als einmal ver-
    dankte Joel sein Leben nur der ungeheuren Körperkraft, die
    es ihm ermöglichte, den Umarmungen der gewaltigen Tiere

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    zu widerstehen, und seiner unerschütterlichen Kaltblütig-
    keit, die ihm gestattete, sich ihnen zu entwinden.
    Hatte er aber keine Touristen durch das Vestfjorddal zu
    führen und keine Jäger nach den verlassenen Fjelds, so be-
    schäftigte sich Joel mit dem kleinen, etwas entfernt in den
    Bergen gelegenen Säter. Hier wohnte ein im Sold von Frau
    Hansen stehender junger Schäfer, dem es oblag, ein halbes
    Dutzend Kühe und etwa 30 Stück Schafe zu versorgen, da
    der Säter außer Weiden kein Kulturland enthielt. Von Na-
    tur war Joel zuvorkommend und dienstwillig und deshalb
    in allen Gaards von Telemarken bei allen Leuten beliebt.
    Für drei Wesen aber bewahrte er eine grenzenlose Hinge-
    bung, und diese waren neben seiner Mutter Ole und seine
    Schwester Hulda.
    Als Ole Kamp Dal verlassen hatte, um sich zum letz-
    ten Mal einzuschiffen, beklagte es Joel schmerzlich, seine
    Schwester nicht gleich ausstatten zu können, um ihr den
    Verlobten zu erhalten. Wäre er das Leben auf dem Meer ge-
    wöhnt gewesen, so hätte er gewiß keinen Augenblick ge-
    zögert, an Stelle seines Vetters auf den Fischfang auszuzie-
    hen. Zum Anfang der neuen Ehe bedurfte es jedoch einigen
    Geldes. Da auch Frau Hansen sich nach dieser Seite nicht
    verpflichtet gehabt hatte, erkannte Joel daraus, daß sie von
    dem Besitztum der Familie nichts abzugeben vermöge. Ole
    hatte also in weite Ferne, nach der anderen Küste des At-
    lantischen Ozeans, ziehen müssen, und Joel begleitete ihn
    auf der Straße nach Bergen bis zur letzten Grenzmarke ih-
    res Heimattals. Nachdem er ihn da lange umarmt gehalten,
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    hatte er ihm noch eine gute Fahrt und glückliche Heimkehr
    gewünscht; dann war er nach Hause zurückgekehrt, um
    seine Schwester zu trösten, die er nicht nur wie ein Bruder,
    sondern fast auch wie ein Vater liebte.
    Hulda zählte zu jener Zeit 18 Jahre. Sie spielte nicht etwa
    die »Piga«, wie man die Aufwärterinnen in den norwegi-
    schen Gasthäusern nennt, sondern weit mehr das »Fröken«,
    die Miss der Engländer, das Fräulein der Deutschen, wie ihre
    Mutter die »Madame« des Hauses war. Welch reizendes von
    blondem, fast goldglänzendem Haar umrahmtes Gesicht,
    das unter dem leichten Leinenhäubchen, das hinten offen
    war, um die langen, dicken Flechten hinabfallen zu las-
    sen, hervorschaute! Welch hübsche Taille unter dem roten,
    grün eingefaßten, prächtig anliegenden Leibchen, das am
    Brustlatz ein wenig offenstand und mit bunten Stickereien
    verziert war, während das schneeweiße Hemd daraus her-
    vorsah, dessen Ärmel an den Handgelenken von Bändern
    zusammengehalten wurden! Dazu nehme man noch den
    roten Gürtel mit Silberfiligranschloß, der den grünlichen
    Rock

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