Ein Lotterielos. Nr. 9672
doch nur so schlechtes, daß man besser davon ganz
absieht; nichts als eine Art Hafermehlscheiben, das tro-
* Neuerdings – seit 1875 – ist in den drei skandinavischen Län-
dern die Goldwährung eingeführt und die Krone (112 ½ deutsche
Pfennige) Münzeinheit geworden. D. Übers.
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ckene, schwärzliche und wie steife Pappe harte »Flatbröd«
oder höchstens eine Art groben Kuchen, dem gemahlene
Birkenrinde, gemischt mit Mais und Häcksel, zugesetzt ist.
Nur selten findet man Eier, außer wenn die Hühner viel-
leicht schon 8 Tage vorher gelegt hatten; in Überfluß dage-
gen ein sehr mittelmäßiges Bier, süße und saure geronnene
Milch (Filbunk) und zuweilen etwas Kaffee, diesen aber so
dick, daß er mehr einem destillierten Produkt der Mokka-
Bourbon- oder Rio-Nunezbohne ähnelt.
Bei Frau Hansen dagegen sind Küche und Keller wohl-
bestellt, so daß auch verwöhnte Touristen keine Ursache zu
Klage haben. Hier gibt es gekochten, gesalzenen und ge-
räucherten Lachs, »Hores«, das sind Binnensee-Lachse, die
niemals im Salzwasser gewesen sind; Fische aus den Flüs-
sen Telemarkens, weder zu hartes noch zu mageres Geflü-
gel, Eier in Menge, wohlschmeckende Platzkuchen aus Rog-
gen- und Gerstenmehl, Früchte, und vor allem Erdbeeren,
Schwarzbrot von seltener Güte, Bier und abgelagerte Fla-
schen mit schönem Saint-Julien, der den guten Ruf der Ge-
wächse Frankreichs bis in diese entlegenen Gegenden ver-
breitet.
In allen Ländern des nördlichen Europa steht die Gjest-
gifveri von Dal auch in bestem Ansehen.
Das erkennt, man außerdem sehr leicht beim Durchblät-
tern des Fremdenbuchs mit vergilbtem Papier, in das die
Reisenden neben ihrem Namen gern einige Lobsprüche für
Frau Hansen eintragen; in der Mehrzahl sind das Schweden
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und Norweger, die aus allen Teilen Skandinaviens stam-
men.
Zudem finden sich auch viele Engländer darunter, und
einer von ihnen, der lange Zeit gewartet hatte, um den Ne-
bel vom Gipfel des Gusta sich auflösen zu sehen, hatte als
echter Sohn Albions auf eine jener Seiten geschrieben:
Patientia omnia vincit.*
Auch einigen Franzosen begegnet man wohl, von denen
der eine, der hier besser ungenannt bleibt, sich zu schreiben
erlaubte:
»Wir haben uns nur lobend auszusprechen über die Auf-
nahme, die man uns in dieser Herberge ›gemacht‹ hat!«
Auf den grammatischen Fehler kommt es hierbei ja nicht
an. Wenn die Worte mehr lobend als sprachlich richtig sind,
so enthalten sie doch eine herzlich gemeinte Anerkennung
für Frau Hansen und ihre Tochter, die reizende Hulda des
Vestfjorddals.
III.
Ohne in der Ethnographie allzusehr bewandert zu sein,
kann man doch mit mehreren Gelehrten zu dem Glauben
kommen, daß zwischen den Familien der hohen Aristokra-
tie Englands und den alten Familien des skandinavischen
* Geduld überwindet alles.
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Königreichs eine gewisse Verwandtschaft herrscht. Zahlrei-
che Beweise liefern dafür die altertümlichen Namen, die in
beiden Ländern übereinstimmend vorkommen. Und doch
gibt es in Norwegen keine eigentliche Aristokratie; aber
wenn hier auch Demokratie herrscht, so verhindert das kei-
neswegs, im höchsten Grad aristokratisch zu sein. Hier sind
sich sozusagen alle an Höhe, statt an Niedrigkeit gleich. Bis
in die geringsten Hütten findet man noch den hoch in Eh-
ren gehaltenen Stammbaum, der keineswegs dadurch, daß
er in plebejischer Erde Wurzel faßte, minderwertig gewor-
den ist. Hier vierteilen sich die Schilder der vornehmen Fa-
milien aus der Feudalzeit, von denen diese einfachen Bau-
ern abstammen.
Genau dasselbe war der Fall mit den Hansens von Dal,
die, wenn man auch nur entfernt, jedenfalls verwandt sind
mit den gleichnamigen, bald nach dem Einfall Rollons von
der Normandie geschaffenen Pairs von England. Nehmen
sie auch nicht deren hohen Rang ein und erfreuen sie sich
nicht des gleichen Reichtums, so haben sie sich doch min-
destens den alten Stolz bewahrt, oder vielmehr eine gewisse
Würde, die ja in jeder gesellschaftlichen Stellung am Platz
ist.Doch das kümmerte sie nicht. Trotz seiner Vorfahren
von hoher Geburt war Harald Hansen doch Gastwirt in Dal
geworden. Das Haus rührte schon von seinem Vater und
seinem Großvater her, an deren Stellung im Land er sich
gern erinnerte. Nach ihm hatte auch seine Witwe das Ge-
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schäft in einer Art und Weise fortgesetzt, die ihr die öffent-
liche Achtung sicherte.
Ob schon
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