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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hielt, über den sich noch eine Schürze mit bunten
    Vierecken breitete; und darunter glänzte der weiße Strumpf
    hervor, der in dem recht hübschen mit Fransen versehenen
    Schuhwerk, wie es in Telemarken üblich ist, verschwand.
    Ja, die Verlobte Oles war reizend mit der etwas melan-
    cholischen und gleichzeitig lächelnden Physiognomie der
    Mädchen des Nordens. Wenn man sie sah, dachte man un-
    willkürlich an jene »blonde Hulda«, deren Namen sie führte

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    und welche die skandinavische Mythologie als glückverhei-
    ßende Fee um den häuslichen Herd schweben läßt.
    Ihre mädchenhafte, bescheidene und kluge Zurückhal-
    tung tat doch der liebenswürdigen Gewandtheit, mit der
    sie die Tagesgäste der Herberge zu Dal empfing, keinen
    Eintrag, und man kannte sie in der ganzen Touristenwelt.
    War es nicht eine besondere Anziehung, mit Hulda einen
    »Shake-Hand« zu wechseln, jenen herzlichen Händedruck,
    mit dem man hier jeden und jede bewillkommt? Und hatte
    man dann zu ihr gesagt: »Ich danke für das Mahl, Tak for
    mad!« Wie lieblich klang es dann, wenn sie mit ihrer fri-
    schen, wohltönenden Stimme erwiderte:
    »Möge es Ihnen wohlbekommen, Wel bekomme!«
    IV.
    Ole Kamp war seit 1 Jahr abgereist. In seinem Brief hatte
    er mitgeteilt, daß dieser Fischfang, der Winterfischfang an
    den Gestaden von Neufundland, recht beschwerlich sei.
    Wenn die Leute hier Geld verdienen, so verdienen sie meist
    ziemlich viel, hier kommen jedoch häufig plötzliche Wind-
    stöße vor, die binnen wenigen Stunden ganze Fischerflot-
    tillen zerstören. Dafür wimmelt es aber von Fischen in den
    Gründen von Neufundland, und wenn die Mannschaften
    vom Glück begünstigt sind, finden sie auch reichen Ersatz
    für die Mühen und Gefahren, die diese stürmische Gegend
    bietet.
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    Im übrigen sind die Norweger vortreffliche Seeleute, die
    über ihre harte Arbeit nicht murren. Inmitten der Fjorde
    der Landesküste von Christiansand bis zum Nordkap, zwi-
    schen den Klippen von Finnmarken, in den schmalen Was-
    serstraßen der Lofoten fehlt es ihnen nie an Gelegenheit,
    sich mit den Launen des Meeres vertraut zu machen. Wenn
    sie über den nordatlantischen Ozean segeln, um in größeren
    Gesellschaften nach den Fischgründen der Neuen Welt zu
    ziehen, haben sie schon manche Probe ihres kühnen Muts
    abgelegt. Während der Kindheit haben sie schon genug an
    den Ausläufern der von Westen heranstürmenden Orkane
    kennengelernt, um diesen auch an ihrer Ursprungsstelle in
    Neufundland ruhig Trotz zu bieten. Sie kämpfen hier nur
    gegen den Anfang jener schrecklichen Stürme – das ist der
    ganze Unterschied.
    Die Norweger haben auch gerechte Ursache, etwas stolz
    zu sein. Ihre Vorfahren waren unerschrockene Seeleute
    zu der Zeit, als die Hanseaten sich des Handels im ganzen
    nördlichen Europa bemächtigt hatten. Vielleicht traten sie
    in grauer Vorzeit mehr als eine Art Seeräuber auf, doch die
    Seeräuberei war damals einmal allgemein im Schwang. Un-
    zweifelhaft hat sich der Handel seitdem moralisch bedeu-
    tend gehoben, obwohl die Vermutung gestattet ist, daß es
    dabei auch heute nicht ganz mit rechten Dingen zugehen
    möge.
    Wie dem auch sei, die Norweger waren von jeher kühne
    Seeleute, sind es noch und werden es auch fernerhin sein.
    Ole Kamp war sicherlich nicht dazu geschaffen, seine Ab-
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    stammung Lügen zu strafen. Seine erste Einführung und
    Ausbildung in jenen rauhen, mühseligen Arbeiten ver-
    dankte er einem nun ergrauten Küstenschiffer von Ber-
    gen, und auch die ganze Kindheit hatte er schon in diesem
    Hafen, einem der belebtesten des skandinavischen König-
    reichs, zugebracht. Ehe er sich auf die weite Fahrt hinaus be-
    gab, segelte und schaukelte er in den Fjorden umher, stellte
    den Nestern der Wasservögel nach und beteiligte sich beim
    Fang der zahllosen Fische, aus denen der Stockfisch bereitet
    wird. Nachdem er dann Schiffsjunge geworden war, hatte
    er zuerst die Ostsee übersegelt, war dann nach der Nordsee
    und selbst bis hinauf nach den Grenzen des Eismeers ge-
    kommen. So machte er mehrere Reisen auf großen Fischer-
    fahrzeugen mit und wurde schon Steuermann, als er kaum
    20 Jahre zählte. Jetzt war er 23 Jahre alt.
    In der Zeit zwischen seinen Seefahrten unterließ er es
    nie, die einzige Familie wieder aufzusuchen, die er liebte
    und die ihm auf der Erde allein geblieben war.
    Wenn er sich dann in Dal befand, konnte sich Joel kei-
    nen besseren Kameraden

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