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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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befreundet, dass viele denken, zwischen uns wäre mehr, aber das stimmt nicht. Und was dich betrifft … Weiß er denn, dass du in ihn verliebt bist? Er weiß es, stimmt’s? Und ist er auch in dich verliebt?«
    Shaz kämpfte schwer darum, ihre berühmte Gelassenheit zu wahren, aber sie hatte Tränen in den Augen. Sie kniff den Mund fest zusammen und schüttelte den Kopf. Dann machte sie den Mund wieder auf und fauchte mich an: »Du redest totalen Müll!«
    »Shaz …« Ich holte tief Luft. »Ich find’s toll, Shaz! Du und Jack … na ja, es kommt ein bisschen überraschend, aber ihr würdet echt gut zusammenpassen. Ich freu mich für euch.«
    Ich war zwar nicht sicher, ob man meinen Gefühlswirrwarr »Freude« nennen konnte, aber ich hätte mich gern gefreut.
    Shaz gab sich geschlagen. Sie weinte jetzt ganz offen.
    »Du brauchst dich nicht zu freuen«, schniefte sie. »Worüber auch? Ich, du und Jack – wir wissen alle drei, dass zwischen ihm und mir nie etwas sein wird.«

28
    Wenn du eine Party feiern willst,
mietest du am besten einen Raum und
beauftragst einen Caterer. Partyagenturen
wissen, was gut ankommt, und man muss
sich nicht selbst um jede Kleinigkeit kümmern.
Das ist sein Geld wert.
    Was nützen einem acht Millionen, wenn man seiner besten Freundin nicht helfen kann?
    Wir fielen einander um den Hals. »Das wird schon noch, Shaz«, log ich, »ganz bestimmt!« Dann ging sie nach Hause.
    Ich setzte mich aufs Sofa und dachte nach. Über Jack und mich, über Shazia und Jack, über Raf und mich und dann wieder über Jack. Irgendwelche Geistesblitze hatte ich leider nicht.
    Das Telefon klingelte. Mum rief aus dem Krankenhaus an.
    »Sie hat zu viel getrunken – zu viel Alkohol! Meine kleine Natasha!«
    »Sie ist vierzehn, Mum.«
    »Eben. Vierzehn. Nicht achtzehn. Vierzehn!«
    Mums Stimme war ganz zittrig. Granny hatte sie streng erzogen: Kirche, kein Alkohol, kein Sex vor der Ehe. Als sie volljährig war, hatte sie alles nachgeholt, aber ab und zu kam ihre Herkunft wieder durch.
    »Die Ärzte halten es für möglich, dass ihr jemand K. o.-Tropfen ins Glas gekippt hat. Wer macht so was, Lia?«
    »Oh Gott! Hat der Typ sie vergewaltigt?«
    »Nein, nein. Da kannst du ganz beruhigt sein, Schätzchen. Das wurde untersucht und es ist alles in Ordnung. Aber sie war offenbar eine Zeit lang bewusstlos, und die Ärzte untersuchen noch, woran das liegen könnte. Wir müssen eine Weile hierbleiben. Kommst du zurecht?«
    »Kein Problem«, sagte ich. »Bis nachher.«
    Über Natasha nachzudenken fiel mir wesentlich leichter, als mich mit Shaz und Jack zu beschäftigen. Alkohol. Drogen.
    Der Anruf … Rafs Vater … Nein … oder doch? Raf hatte mich gewarnt … aber wovor?
    Vielleicht konnte ich ja herausbekommen, wo Natasha gewesen war. Ihre Pseudo-Freundinnen wussten doch bestimmt Bescheid.
    Ich ging nach oben und nahm mir Nats Adressbuch vor. Granny hatte es ihr zu Weihnachten geschenkt. Nat hatte alle Leute reingeschrieben, die ihr eingefallen waren. Eine Freundesliste bei Facebook schien ihr nicht zu reichen – sie musste die Namen offenbar mit der Hand hinschreiben, um sich davon zu überzeugen, dass sie beliebt war. Ich betrachtete ihre kindliche Schrift und die vielen Smileys. Hoffentlich erwiderten die Betreffenden diese Zuneigung auch.
    Molly, Keira und Sophie … da waren sie. Sie wohnten ganz in der Nähe. Ich konnte zu Fuß hinlaufen.
    Bei Sophie war keiner da. Als ich bei Keira klingelte,bewegte sich der Vorhang, aber niemand machte auf. Bei Molly hatte ich mehr Glück. Die leeren Bierflaschen im Vorgarten, die Kotzepfützen auf dem Bürgersteig und das Gebrumm des Staubsaugers hinter der Haustür verrieten mir, dass ich hier richtig war.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt. Dahinter stand ein großer Typ aus der Zwölften, Eddie Soundso.
    »Hey – das Lottomädchen!«, begrüßte er mich. »Was willst du denn hier?«
    »Ich hab auch einen Namen – schon vergessen?«, erwiderte ich. »Ist Molly da?«
    »Molly!«, brüllte er über die Schulter. »Das Lottomädchen will dich sprechen!«
    Der Staubsauger verstummte. Molly rief: »Ich bin oben!«
    Ich ging die Treppe hoch und nahm mir vor, dass ich nach meinem Umzug nach San Francisco – oder lieber gleich nach Sydney? – nie wieder »Lottomädchen« genannt werden wollte. Ich würde niemandem erzählen, dass ich im Lotto gewonnen hatte. Ich würde behaupten, ich hätte geerbt oder ich hätte mein Vermögen mit einer Internetfirma verdient. Ach was! Ich

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